Krefeld erkunden mit dem Rad – von kleinen Schiffen, großen Zügen und viel Grün

Hallo zusammen,

wenn ihr mögt, nehme ich euch mal wieder mit auf eine kleine Radtour. Ich bin ja beruflich recht viel in sozialen Netzwerken rund um Krefeld unterwegs. Wer sich in dem Metier „Social Media“ auskennt, weiß, in den letzten Jahren ist das „Social“ in Social Media immer unbedeutender geworden. Stumpfsinn, Pauschalisierungen, Vorwürfe, Halbwahrheiten und Komplettlügen und immer mehr offener Hass. Trift so etwas auf die Krefelder Mentalität gerne und oft über alles zu nörgeln, kann das durchaus anstrengend sein. 😉

So kann man den Eindruck gewinnen, Krefeld liegt mindestens mal im ersten Kreis der Hölle. Es ist nichts los, die Stadt verkommt und mit dem Rad kann man dort eh nicht fahren. Wer hier schon länger mitliest, weiß natürlich, dass das populistischer Bullshit ist, gern von Dauernörglerinnen und -nörglern verbreitet, oder sogar von Menschen, die auf einer Radtour einmal, auf einer Hauptstraße, durch die City gefahren sind. Nun ja, wie dem auch sei, wenn ihr mögt, nehme ich euch heute mal wieder mit in mein Krefeld, meine Heimatstadt und zeige euch ein bisschen was, was sie für mich so unglaublich lebens- und liebenswert macht.

Los ging es beim Kaiser-Wilhelm-Museum, das Gebäude von 1897 beherbergt faszinierende Kunstwerke und ist immer mal wieder einen Besuch wert.

Wenige Meter davon entfernt liegt das „Et Bröckske“, oder besser gesagt das, was davon übrig ist. Ein ehrgeiziges Projekt will die denkmalgeschützte Fassade erhalten und das Innere komplett neu machen. Wenn man dort regelmäßig vorbeifährt, kann man den Fortschritt erkennen, auch wenn man da wohl ein wenig hinter dem Zeitplan ist. Hier kann man sehen, wie es mal aussehen soll. HIER.

Nimmt man sich ein wenig zZeit und schaut sich die Fassade von Innen an, was ja aktuell problemlos möglich ist, entdeckt man faszinierende Details, wie etwa diesen Ponzelar, den typischen Krefelder Seidenweber.

Am Hauptbahnhof vorbei ging es in Richtung Krefelder Radpromenade weiter. Dabei bin ich auch an diesem coolen Streetart des Krefelder Künstler-Duos „Tubuku“ vorbei gekommen. An etlichen Stellen in der Stadt finden sich Werke der beiden, das prominenteste dürfte wohl aktuell die Fassade des Seidenweberhauses sein. Dieses hier ziert eine Mauer am Schlachtgarten, einer kleinen aber feinen Eventlocation.

Und dann ab auf die Promenade. Ich hab das schon einige Male geschrieben, die Idee dahinter ist wirklich klasse. Ich hoffe, die Bahn kriegt bald die Sanierung der Brücke hin, dann können zumindest die fertigen Teile dieses tollen Radweges miteinander verknüpft werden. Bislang muss man immer einen kleinen Schlenk über die Straße „Trift“ machen. Auch kein Hexenwerk, aber eine durchgehende Verbindung wäre dann schon schön.

Über die Promenade gelangt man auch ganz gut zu einem der touristischen Highlights der Stadt, der Burg Linn. Direkt daran angeschlossen ist auch ein tolles archäologisches Museum. Ein Besuch beider Standorte lohnt auf jeden Fall.

Einmal um die Burg herum und dann weiter in Richtung Uerdingen. Am Rheinkilometer 765 haben wir in Krefeld einen wirklich schönen Blick auf den Rhein. Zur rechten liegt die Rheinbrücke, geradeaus schöne Rheinauen und in der Distanz das Stahlwerk in Hüttenheim in Duisburg. Links schließt sich dann der Chempark mit seinen chemischen Industrien an. Spannend auf jeden Fall.

Durch ein Gewerbegebiet führte mich meine Tour dann weiter in Richtung Stadtwald. Dabei kam ich auch bei einem großen Tierfuttermittelhersteller vorbei, vor der Tür eine ziemlich auffällige Skulptur 😉

Wer Hunde mag 😉 . Krefeld ist schon verdammt grün, man sieht das am besten, wenn man mal drüber fliegt, aber auch auf dem Rad kann man viele wunderbare Ecken entdecken. Rund um und im Stadtwald zum Beispiel.

Im Stadtwald selbst gibt es zum einen das Stadtwaldhaus mit seinem wunderbaren Biergarten und den Stadtwaldweiher mit dem Deuss-Tempel. Auf jeden Fall ein schöner Ort um mal einen Moment eine Pause einzulegen.

Ganz in der Nähe, an der Wilhelmshofallee, liegen die beiden Villen Haus Lange und Haus Esters. Die beiden von Mies van der Rohe entworfenen Gebäude im Bauhausstil gehören heute den Kunstmuseen der Stadt Krefeld und zeigen, neben einigen festen Installationen, immer wieder wechselnde Ausstellungen. Die beiden aktuellen Schauen kann ich euch echt nur empfehlen. Adolf Luther und Julio Le Parc. Ich bin sicher auch eher Kunstbanause als Kunstfan, aber diese Werke gefallen mir richtig gut.

Foto von Andreas Bischof

Also, wenn ihr mögt, schaut da mal vorbei, die Ausstellungen laufen noch bis Ende September.

Das Hülser Bruch, ein wunderbares Naturschutzgebiet in Krefeld, war dann das nächste Etappenziel. Weiterhin durch eine Menge Grün ging es weiter. Übrigens auf ganz wunderbar zu beradelnden Straßen und Radwegen.

Am Hülser Berg habe ich dann eine kurze Pause gemacht und auf den Schluff gewartet. Der Schluff ist die historische Dampfeisenbahn der Stadtwerke Krefeld. Die 1947 bei Henschel gebaute Lokomotive zieht historische Wagen von Sankt Tönis über den Bahnhof Crefeld-Nord bis zum Hülser Berg. Obwohl sie eher gemächlich unterwegs ist, ist sowas hier natürlich ziemlich dämlich, ehrlich gesagt.

Wenig später kam der Zug dann auch heran und ich konnte ein paar schöne Bilder der Lokomotive machen. Ist das nicht wirklich ein toller Anblick. So von wegen, Krefeld hat nix zu bieten.

Wenn ihr mögt, hier gibt es die Vorbeifahrt auch im Bewegtbild….und mit Ton 😉 .

An der Endhaltestelle „Hülser Berg“ macht der Zug dann „Kopf“ und die Lokomotive setzt zurück und fährt dann, Tender voraus, zurück nach Sankt Tönis. Direkt hinter dem Prellbock beginnt dann auch der Graftschafter Rad- und Wanderweg in Richtung Moers. Den habe ich auch ein Stück befahren, ein wirklich schöner Weg.

Der Blick zurück zeigt die rangierende Lokomotive.

Vom Hülser Berg aus führte mich meine Route direkt in das nächste Naturschutzgebiet, die Neipkuhlen. Ein Altrheinarm, welcher sich Kilometerweit durch den Niederrhein zieht und immer wieder in kleinen Seen oder Tümpeln in Erscheinung tritt. Durch Wald und an den Kuhlen vorbei bin ich dann zum Egelsberg gefahren.

Am Egelsberg befindet sich ein Sonderlandeplatz. Der kleine Flugplatz bietet eine nette Gastronomie und ist die Heimat von Luftsportvereinen. Dort wird viel Segelflug betrieben. Bei meiner Tour schwebte gerade dieser Twin Acro ein, ein Segelflugzeug welches oft zur Schulung eingesetzt wird. Das Exemplar hier aus Krefeld ist Baujahr 1989.

Ein Besuch am Flugplatz lohnt immer, wie gesagt, die Gastro ist ganz gut und, zumindest wenn gerade keine Pandemie herrscht, ist ein Mitflug in einem Segelflugzeug eigentlich auch immer drin, einfach mal nett bei den Menschen am Startbereich nachfragen, meist geht da was. Kann ich nur empfehlen, ist ein ganz wunderbares Erlebnis.

Seit etwa 1800 steht auf einem kleinen Hügel, direkt am heutigen Flugplatz, die Egelsbergmühle. Vor Kurzem noch aufwändig restauriert erstrahlt sie aktuell in neuem Glanz und ist immer wieder Etappenziel vieler radfahrender und spazierengehender Menschen.

Nahezu in Sichtweite befindet sich der Elfrather See, von Krefelderinnen und Krefeldern meist nur E-See genannt. Dort findet zum einen Wassersport statt, zum anderen gibt es Spazier- und Laufwege rund um den See. Gesegelt wird dort auch.

Es gibt Planungen mit einem Masterplan das Areal weiter aufzuwerten und Sportarten möglich zu machen, ein privater Investor plant, harmonisch in die Landschaft eingebunden, einen Surfpark. Großes Potenzial für das Baggerloch, welches vom Bau der A57 übrig geblieben ist. Ich bin gespannt, was sich hier in den kommenden Jahren tut.

Eine ganze Menge tat sich auf der anderen Seite des Sees, der „Modellbauclub Krefeld“ war mit seinen Modellschiffen zu einem Schaufahren vor Ort. Das war schon ziemlich faszinierend. Schaut mal HIER auf die Website des Clubs, falls ihr euch dafür interessiert.

Schon ziemlich cool irgendwie. Das wäre vielleicht was für die Rente, schön am See sitzen und sein Boot fahren lassen, klingt spannender als Tauben füttern 😉 . Nun ja, ich habe mich dann auf den Sattel geschwungen und die letzten Kilometer nach Hause unter die Reifen genommen. Erneut an die Niepkuhlen entlang führte mich der Weg über den wunderbar zu radelnden Hermann-Kresse Weg in Richtung Zentrum und nach Hause.

Was soll ich sagen, es war eine wunderschöne Tour durch meine Heimatstadt, die so viel toller und besser ist, als man sie gern schreibt. Macht euch gern selbst mal ein Bild und radelt durch die Region, vielleicht nicht nur auf der einen Hauptstraße quer durch die City, versprochen….es lohnt sich.

Wie immer hoffe ich, es hat euch ein wenig gefallen. Ich habe noch einen Relive  Clip für euch und ansonsten gilt natürlich, wie immer, wenn ihr Fragen habt, immer her damit.

Bleibt gesund und munter, passt auf euch und eure Mitmenschen auf und fahrt vorsichtig.

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

2 comments

  1. Hallo Martin,

    schön, schön und nochmals schön!
    Deine Beiträge sind einfach genial.
    Die Dampflokomotive und die Modellschiffchen haben mir besonders gut gefallen.
    Schön, dass du das wohl schlechte Image deiner Stadt immer wieder so schön aufpollierst!
    Weiter so!

    Liebe Grüße
    Dagmar

    1. Hi, na ja, Menschen die von außen auf die Stadt gucken finden sie oftmals gar nicht so mies, im Gegenteil, ich höre viel Gutes. Es ist der typische Krefelder Muffkopp, der immer was zu nörgeln hat. Das gehört hier irgendwie zur DNA, keine Ahnung warum. 😉

      LG Martin

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