Hallo zusammen,
ihr Lieben, ich muss mich vorneweg mal entschuldigen, ich komme in der letzten Zeit kaum dazu, mal zu bloggen. Im Job ist eine Menge los, deshalb bin ich Abends dann oft froh, mich einfach nur von Streamingdiensten berieseln zu lassen 😉 . Heute habe ich mir aber vorgenommen, mal wieder einen Beitrag rund um eine Radtour zu schreiben. Also, wenn ihr mögt, folgt mir gern, unbezahlt und unbeauftragt.
Es geht sogar ins benachbarte Ausland. Nach langer Zeit hatte ich mir mal wieder vorgenommen durch Amsterdam zu radeln. Als ich das das letzte Mal gemacht habe, hatte ich noch Zugriff auf ein Auto, mit dem ich das Rad transportieren konnte, dieses Mal musste es also mit der Bahn sein. Da ich Anfang September Urlaub hatte, habe ich mir einen Montag rausgesucht und bin nach Krefeld zum Bahnhof geradelt und dann über Viersen nach Venlo gedüst. Es war echt früh, die Sonne schickte sich gerade an, aufzugehen.
Soweit, so gut. Der Umstieg in den niederländischen Intercity klappte problemlos und so dämmerte ich vor mich hin, ein wenig eingeschläfert vom rattern der Wagenreifen auf den Gleisen.
Das ging so lange gut, bis mich zwei nette Herren der Eisenbahngesellschaft ansprachen und mir erklärten, dass es unter der Woche in der Rushhour verboten ist, sein Rad mit in den Zug zu nehmen. Langsam dämmerte es mir, warum die vielen Niederländer um mich herum mit Klapprädern unterwegs waren. Die gelten als Gepäck. 😉 Nun ja, ich habe mich entschuldigt und bot an, in Eindhoven auszusteigen. Nach einer kurzen Beratung entschieden die beiden, ich könne weiterfahren. Vielen Dank an dieser Stelle. Zu meiner Schande muss ich gestehen, die Einschränkungen stehen deutlich sichtbar auf dem Radticket der niederländischen Eisenbahn. War halt noch früh. In Utrecht bin ich dann ausgestiegen und haben den Zug weiter nach Amsterdam dann um neun Minuten nach Neun genommen 😉
Kaum auf dem Rad, bin ich auch schon wieder abgestiegen, ich wollte mir das neue Fahrradparkhaus direkt am Bahnhof anschauen. Am 26. Januar wurde das Parkhaus nach knapp vier Jahren Bauzeit eröffnet. Es bietet Platz für 7.000 Räder und ist schon sehr beeindruckend.
Es gibt einen Zeitraffer des Baus, schaut euch das mal an. Das ganze Gebilde ist tatsächlich unter Wasser.
Die ersten 24 Stunden steht das eigene Rad dort kostenlos. Zudem gibt es knapp 700 Leihräder.
Noch ganz beseelt von den Eindrücken bin ich dann durch das morgendliche Amsterdam gefahren. Obwohl es eine Großstadt ist, funktioniert das Radfahren dort recht gut, meist gibt es eine bauliche Trennung zwischen Radweg und Straße oder sehr deutliche Markierungen und Abgrenzungen.
Die Eindrücke dort sind immer wieder auf neue schön, ich war ja schon etliche Male in Amsterdam, langweilig wird es nie. Es gibt immer etwas zu entdecken und das viele Wasser macht irgendwas mit mir.
Aber auch enge Gassen und natürlich das Rotlicht- und Amüsierviertel sind sehenswert, wenn gleich dort am Abend natürlich mehr los ist.
Direkt vor der Oude Kerk steht die kleine Staute “Belle”. Sie ruft zur Toleranz und zum Respekt gegenüber allen Sexworkerinnen und Sexworkern weltweit auf.
An den vielen Grachten vorbei führte mich meine Route dann zum Rijksmuseum. Hier lohnt sich ein Besuch in jedem Fall, unter anderem hängt dort die “Nachtwache” von Rembrandt.
Grachtenrundfahrten gehören zu Amsterdam wie Windmühlen zu den Niederlanden. Ein genauerer Blick lohnt aber, ab und an fahren Boote vorbei, in denen Menschen mit Keschern sitzen. Die Rundfahrtboote der NGO “PlasticWhale” bieten Grachtentouren an, bei denen die Passagiere direkt Plastik aus den Grachten fischen können. Aus dem Müll werden dann Boote, Skateboards und andere Recycling-Produkte. Chapeau!
So langsam habe ich dann den Weg zum Flughafen eingeschlagen. Durch den Vondelpark hindurch wurde es immer weniger Großstadt und immer mehr Vorort. Die Radinfrastruktur ist natürlich immer noch klasse.
Der Flughafen Shipol ist wirklich groß, gleich sechs Bahnen sorgen für Starts- und Landungen und gerade mit dem Rad bieten sich viele Fotomöglichkeiten. Angekommen bin ich am “General Aviation” Vorfeld, also dort wo die Privatjets stehen. Spannend fand ich bei einem Blick in eine Halle ein Flugzeug der Küstenwache, an dem gerade Wartungen vorgenommen wurden.
Etwas im Hintergrund konnte ich dann auch “die Prinzessin” erblicken, die wunderschöne DC 3 “Prinses Amalia” mit der ich vor einiger Zeit über den Niederrhein geflogen bin. HIER geht es zu den Bildern 😉 .
Ein Radweg führt um den Flughafen herum, an diesem wurden aber gerade gebaut. Ist man dann in Deutschland oft auf sich selbst gestellt, haben die Niederländer natürlich ein Umleitung eingerichtet. Besonders klasse dabei, da sie auf die andere Seite eines Kanals verwies, gab es am Ende eine Fähre, die uns Radelnde wieder auf die andere Seite brachte. Tolle Sache und ein super Service.
Der sonore Klang hinter mir lies mich herumblicken und, zusammen mit den Vögeln auf der Laterne, schaute ich dem Airbus A330 der niederländischen KLM bei ihrem Start zu.
Die Niederlande sind ja von unzähligen Kanälen, Flüssen und Grachten durchzogen und so führte meine Route mich dann zwischen Flughafen und Kanal weiter in Richtung Westen, bis an Ende der Aalsmeerbaan und der Kaagbaaan um dann weiter um den Flughafen herum zu fahren.
Mein Ziel war die Polderbaan, die Start- und Landebahn, die am weitesten vom Terminal entfernt ist. Unterwegs ist es aber möglich solche Aufnahmen zu machen. Das Foto ist für mich “Typisch Amsterdam Airport”. Wasser, eine Brücke, eine Boeing 747 und das auch noch von KLM, auch wenn sie, und freut mich natürlich, von Martinair betrieben wird.
Die Polderbaan mag ich deshalb so gern, weil dort zum einen ein Parkplatz mit einer sehr guten Frittenbude ist, zum anderen ein Fuß- und Radweg, der knappe 180 Meter neben der Start- und Landebahn verläuft. Und zwar nahezu auf ihrer kompletten Länge. Dor kann man dann solche Bilder hier machen.
Mit einem letzten Bild einer Boeing 747 von dort, für mich nach wie vor eines der schönsten Zivilflugzeuge aktuell, lasse ich den Flughafen dann auch hinter mir, versprochen.
Zwanenburg war das nächste Etappenziel. Schon spannend zu sehen, wie schnell sich die Landschaft von Urban zu ländlich und wieder zurück ändert 😉 .
Radwege gibt es natürlich überall, mal hübsch in rot, mal in grau, aber auf jeden Fall immer gut zu befahren.
Beim Blick nach Halfweg hinüber fällt die Kirche mit ihrem ungewöhnlichen Turm sofort ins Auge. Die 1929 eröffnete “Onze-lieve-vrouw-geboorte Kerk” ist schon ein Hingucker.
Weiter ging es in Richtung Nordzeekanaal, die Verbindung des Amsterdamer Hafens mit der Nordsee. Dort bin ich mit der Fähre auf die andere Seite gewechselt, nicht ohne vorher an diesem Kunstwerk vorbei gekommen zu sein. Spannend, aber leider hat sich mir nicht erschlossen, warum mitten im Nirgendwo an einer Landstraße diese Affen stehen.
Was hatten wir noch gar nicht, obwohl wir in den Niederlanden sind? Richtig! Die Windmühle darf nicht fehlen. Bei Nauerna steht dieses schöne Exemplar, wenn auch ein wenig im Gegenlicht, so ganz ohne Mühle ging es dann doch nicht.
Quer über eine Straße, halb im Gegenlicht und auf Zehenspitzen stehend gelang mir dann noch dieses Bild der “Willem van der Zwan”, einen Hochseefischerei-Schiff. Baujahr 2000, 2007 wurde sie durch ein Feuer schwer beschädigt, seit 2009 ist sie wieder auf den Meeren unterwegs.
Das Streetartmuseum “Straat” befindet sich auf einem alten Werftgelände und ist immer einen Besuch wert. Am Eingang wird man von Anne Frank begrüßt.
Generell gibt es in und um die alten Hallen eine Menge zu entdecken. Wenn ihr mal in Amsterdam seid, schaut es euch an. Lohnenswert.
Mit der kostenfreien Fähre ging es dann wieder über das IJ zum Bahnhof.
Ich war spät genug dran, dass ich, ganz legal, mit dem Zug zurück fahren durfte. Das wurde dann allerdings hinten raus ziemlich knapp. Ein Polizeieinsatz sorgte für Trouble auf meiner Route und so fiel ein Zug aus und der andere fuhr später. So kam ich in Venlo auf den letzten Drücker an und habe um kurz nach 22 Uhr den letzten Zug nach Deutschland erwischt 😉 .
Alles in allem war das eine ganz wunderbare Tour und Amsterdam kann ich euch nur als Ort, aber auch als Radfahrziel, ans Herz legen.
Es gibt, natürlich, auch noch einen Relive Clip, dieses Mal aber ohne Fotos, rockte irgendwie nicht. Nun ja, ich hoffe, ihr hattet trotzdem Spaß am Blogbeitrag und wenn ihr Fragen habt, immer her damit.
Bleibt gesund und munter und seid nett zu euren Mitmenschen,
Euer Martin