Auf Napoleons Spuren – Zwei Tage auf der Nordkanal-Route

Hallo ihr Lieben,

endlich mal wieder ein bisschen Zeit für einen Blogbeitrag. Ich war, ihr ahnt es vielleicht, mal wieder mit dem Rad unterwegs. Anfang Oktober hatte ich mir mal wieder einen Radweg vorgenommen. Dieses Mal sollte es der „Nordkanal-Radweg“ werden. Vor Ewigkeiten bin ich den schon mal gefahren, damals von Nederweert in den Niederlanden bis nach Neuss. In zwei Etappen und ganz entspannt. Letzteres war auch dieses Mal mein Plan, allerdings andersherum. Also von Neuss in die Niederlande. Die Fahrt zum Start wollte ich dieses Mal auch mit dem Rad machen und so habe ich mir wieder zwei Tage vorgenommen. Ohne Übernachtung, sondern mit zwei einzelnen Touren, die sich dann zum ganzen Weg verbinden. Nun, los ging es also am ersten Tag in Krefeld.

Nordkanalroute – 1. Tag

Am „Ohr“ vorbei ging es dann, auf bekannten Pfaden, in Richtung Strümp und Meerbusch. Das Kunstwerk, welches von den Krefelderinnen und Krefeldern nur „Das Ohr“ genannt wird, heißt eigentlich „Building from the inside“ und ist von Richard Deacon. Ich mag es irgendwie…

Direkt gegenüber entsteht ein Wärmespeicher der Krefelder Stadtwerke. Dort werden, wenn er fertig ist, etwa 4.500.000 Liter heißes Wasser zwischen gespeichert werden können. Schon faszinierend. Damit die Röhre nicht so hässlich in der Gegend rumsteht, gibt es ein ganz attraktives Design.

An dem Standort befindet sich auch der Voltaplatz, ein Ort für Jugendliche mit einer Skatebahn, eine BMX Strecke und Wänden für Streetart.

Apropos Streetart. Von Krefeld aus bin ich über Strümp nach Meerbusch geradelt, auch dort bin ich auf coole Streetart auf der Rückseite einer Garage gestoßen. Manche der Künstlerinnen und Künstler haben es echt drauf.

Von Meerbusch aus ist es dann nur noch ein Katzensprung nach Neuss gewesen. Vorbei an den Anlagen der Neusser Eisenbahn kam der Rhein dann immer näher.

Gegenüber von Düsseldorf Hamm bin ich auf den Rheindeich und wenig später tauchte gegenüber dann auch der Rheinturm auf. Jetzt waren es nur noch wenige Meter bis zum eigentlich Start der Nordkanal-Route.

Herrlich zu fahren waren diese Meter über einen schönen, baumbestandenen Weg.

Die Wasserwacht hatte alles im Blick und so habe ich dann endlich den Würfel mit dem N erreicht, der den Start, oder das Ende, je nach Sichtweise, des Radweges markiert.

Und dann ging es los. Der Radweg ist durchgehend gut ausgeschildert und es gibt immer wieder grüne Wegmarken, an denen man entlangfahren kann. Sie führen vom Start weg erstmal in Richtung Neusser Innenstadt.

Dort finden sich dann Infotafeln zum geplanten Nordkanal und ein Modell sowie eine Rekonstruktion des Epanchoir, eines Bauwerkes um den Wasserstand im, geplanten, Kanal zu regulieren.

1806 beauftragte Napoleon den Kanal. Die Idee war es, Antwerpen mit der Maas und dem Rhein zu verbinden. Am Ende des Tages holte die geopolitische Realität den Plan ein und so wurde der Kanal nie fertig gestellt. Entlang seines geplanten Verlaufes gibt es heute die „Nordkanalroute“ oder die „Fietsallee“ wie der Weg auf niederländischer Seite genannt wird. An vielen Stellen entlang des Weges finden sich Überreste, Wasserläufe oder Denkmäler. Neben den grünen Steelen gibt es auch Bodenmarkierungen oder „Vermessungsstangen“ als Wegweiser. In den Niederlanden sind grüne Schilder an Straßenlaternen befestigt.

Entlang des Kanals ging es für mich dann von Neuss in Richtung Kaarst weiter. Hier ist der Kanal nicht nur theoretisch sichtbar, sondern als Wasserlauf, parallel zum Radweg.

Kurz vor Kaarst kam mir dann die S28 entgegen. Für Eisenbahninteressierte ist das eine durchaus spannende Linie. Die Regiobahn setzt hier Züge des Typs Integral ein. Die Firma Integral Verkehrstechnik aus Österreich hatte bis 2001 17 dieser Züge gebaut und alle gingen an die „Bayrische Oberlandbahn“. Als diese ihre Züge 2020 ersetzt hat, gingen die ausgemusterten Einheiten an die Regiobahn. Und da waren sie lange nur auf der Relation nach Kaarst zu sehen, mittlerweile fahren sie auch auf der RE 47 nach Lennep. Es gibt noch 16 Züge, der 17. wurde als Erstazteilspender zerlegt. Also kriegt man diesen Züge nur auf zwei Strecken zu sehen. Unter anderem eben auch hier, parallel zum Nordkanal.

Zwischen Kaarst und dem Flughafen Mönchengladbach folgt dann der, meiner Meinung nach, langweiligste Teil der Route. Zwischen dem Nordkanal und der Neersener Straße geht es, nahezu, komplett geradeaus über etliche Kilometer. Rechts liegt dann zwar irgendwann der Kaarster See, aber eigentlich fährt man nur neben einer Straße her…eine halbe Ewigkeit 😉

Die Originalroute führt nördlich am Flugplatz Mönchengladbach vorbei, ich bin aber abgewichen und bin im Süden rumgefahren. Damit hatte ich zum einen das Licht im Rücken und zum anderen konnte ich am Terminal eine Pause einlegen und was essen 😉 . Außerdem hatte ich Glück und mir kam eine YAK 18 vor die Linse. Das Flugzeug ist Baujahr 1957 und eigentlich in Aachen beheimatet. Macht auf jeden Fall was her, zumal mit dem tiefen Motorsound.

Ein Businessjet war auch noch da und dann ging es auch schon weiter.

Kurz hinter dem Flughafen habe ich die Niers überquert. Seit 2003 gibt es dort eine Schwebefähre die mittels Seilzug und Muskelkraft betrieben wird. An dieser Stelle hätte der Nordkanal die Niers gekreuzt. Jetzt wuchtet man sich und sein Fahrrad über den Fluss. Schon irgendwie cool.

Weiter den grünen Markierungen folgend ging es durch ein Weohngebiet in Viersen, in dem der Kanal als gestalterisches Element aufgegriffen worden ist. Schon beeindruckend, wie viel Einfluss das Projekt dann doch auf die Landschaft hier hat.

Von Viersen aus war es ein Katzensprung bis nach Grefrath. Mein Plan war es, hier meine erste Etappe enden zu lassen und am darauffolgenden Tag weiter zu fahren. Also habe ich in Grefrath erstmal eine kurze Pause am Flugplatz gemacht und mir den regen Segelflugbetrieb angeschaut. Ich habe ja einige Jahre in Grefrath gewohnt und ich mag den Flugplatz und die Menschen dort sehr.

Die Niers habe ich dann erneut überquert, im Hintergrund ist der Stadtteil Oedt zu erkennen und der Wasserturm der ehemaligen Firma Girmes. Die Niers wird übrigens auch gern zum paddeln benutzt, müsst ihr mal machen, ist echt eine tolle Sache.

Von Grefrath bin ich dann wieder zurück nach Krefeld gefahren. In Kempen fand gerade der Handwerker-Markt statt. Aus diesem Anlass wurden Hubschrauberrundflüge mit einem Robinson R44 durchgeführt. Offenbar wollten viele Leute ihre Heimatstadt mal von oben sehen, der kleine Heli war gut unterwegs.

Am Wasserturm vorbei ging es dann über Hüls zurück nach Krefeld.

Die letzten Meter am Mies-van-der-Rohe Businesspark vorbei. Ich mag dieses Ensemble wirklich sehr. Der Bauhaus-Stil, die weißen Fassaden. Das ist echt toll da. Aus dem Kesselhaus soll eine Veranstaltungshalle werden, das wird sicher stark.

Am Ende des Tages waren es knapp über 100 Kilometer. Also, ab ins Bett, am kommenden Tag sollte es ja weiter gehen.

Nordkanalroute – 2. Tag

Früh raus hieß es am zweiten Tag. Als erstes musste ich natürlich wieder nach Grefrath radeln, da hatte ich die Tour ja unterbrochen 😉 . Also ab aufs Rad und los. Über die alte Kempener Landstraße bin ich nach Kempen gefahren. Dort gibt es ein Vogelturm des NABU. Von 1925 bis 2001 diente das Baumwerk der Stromversorgung der umliegenden Höfe, als es überflüssig wurde haben die Stadtwerke Krefeld und der Nabu daraus eine Nistmöglichkeit für Vögel gemacht.

Schaut man aufs „Klingelschild“, scheinen dort aber nicht nur Vögel zu wohnen 😉 .

Von Kempen aus führte mich mein Weg dann erneut zum Flugplatz nach Grefrath. Das Wetter war nicht ganz so schön wie am Vortag, das hielt die örtlichen Fallschirmspringerinnen und -springer aber nicht davon ab, sich in die Lüfte zu schwingen. Ich bin dieses Mal aber nur fix vorbei gefahren, ich hatte ja noch ein paar Kilometer vor mir.

Ab jetzt also wieder auf der Nordkanalroute. Die Bodenmarkierung ist in Grefrath deutlich zu sehen, folgt man ihr, radelt man aus der Gemeinde hinaus und wird dann in Richtung Norden weiter.

Parallel zur Wankumer Landstraße erkennt man dann auch die Landmarken, die den geplanten Verlauf des Kanals zeigen. Diese rotweißen Steelen finden sich auch als Symbol auf den Radwegweisern.

Generell ist die Strecke gut markiert finde ich. Der Weg führt dann durch Waldgebiete und über Herongen und Louisenburg in einem Bogen weiter in Richtung Venlo.

Kurz vor der niederländischen Stadt wird dann auch die Grenze überquert. Ich bin jedes Mal wieder froh darüber, in einem Europa zu leben, wo das einfach so geht. Keine Kontrollen, keine Papiere, einfach eine entspannte Radtour zu den Nachbarn machen. Was für ein Geschenk, oder?

In Venlo angekommen ging es über die Maas. Kurz vor der Brücke steht das Rathaus von Venlo. Der Bau ist besonders, er ist nach dem C2C Prinzip erbaut. Die Abkürzung steht für Cradle 2 Cradle, also von der Wiege zur Wiege und meint, dass alle Baumaterialien wiederverwertbar sind. Es gibt eine Fassadenbegrünung, eine spezielle Belüftung, Teppiche aus recyclten Plastikfalschen und vieles mehr. Wenn ihr mal die Chance auf eine Führung dort habt, nutzt sie, es ist wirklich beeindruckend.

An einem Depot mit ausrangierten Regionalzügen vorbei führte mich der Weg aus der Stadt und ab dann wurde es ländlich.

In den Niederlanden radelt man ja durchaus oft am Wasser entlang und so finden sich auch hier viele Abschnitte des Radweges, die am Wasser entlang führen.

Da wo der Radweg mal etwas vom ursprünglich geplanten Verlauf abweicht, wird dieser durch die, auch aus Deutschland bekannten, rotweißen Steelen dargestellt.

Das letzte Stück bis Niederweert, dem Ende des Kanals, ist schnurrgerade und führt am Noordervaart entlang, also dem Nordkanal.

Das Ganze endet, dann doch recht unspektakulär, an einem Schleusenbecken, welches den Nordkanal mit einem Kanal verbindet, welcher nach Weesem führt.

Ich bin dann noch bis Weert geradelt und dann mit der Eisenbahn zurück nach Hause gefahren. Das war eine richtig schöne Tour. Will man nur den reinen Nordkanal abfahren, reicht sicher ein Tag, die Strecke ist knapp 100 Kilometer lang. Ich habe euch noch einen Relive-Clip angehangen und hoffe, euch hat die Tour gefallen. Wenn irh Fragen habt, immer her damit.

Ansonsten wünsche ich euch eine gute Zeit, bleibt gesund und munter und gebt Acht auf eure Mitmenschen. Bis zum nächsten Mal,

Euer Martin

 

 

 

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