Von traumhaften Radwegen, großen Flugzeugen und viel Natur – Besuch in Eindhoven

Hallo zusammen,

ich arbeite immer noch Radtouren aus dem vergangenen Jahr ab, bin aber immerhin schon fast mit dem August fertig 😉 . Wenn ihr mögt, nehme ich euch heute auf die vorletzte Tour aus dem August 2022 mit. Wie immer, unbezahlt und unbeauftragt. Nach tollen Touren an der deutschen Küste und ins Braunkohlerevier hier um die Ecke, hatte ich mir für diesen Urlaubstag mal wieder die Niederlande als Ziel herausgesucht. Mit dem Zug startet meine Tour in Krefeld und führte mich über Viersen und Venlo nach Eindhoven.

Ein niederländischer Intercity brachte mich schnell und sicher in die knapp 240.000 Einwohner zählende Stadt in der Provinz Noord-Brabant. Direkt vor dem Bahnhof gibt es starke Architektur zu entdecken und so musste ich mich wirklich konzentrieren beim staunenden Umherschauen auch noch einigermaßen geradeaus Rad zu fahren 😉 .

Einige derer, die hier auf dem Blog mitlesen, sind ja selbst oft auf dem Rad unterwegs, müssen wir noch was zu niederländischer Radinfrastruktur erzählen? Na ja, es kann ja nicht schaden. Also, in den Niederlanden ist das Fahrrad schon sehr lange als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt. Bei uns fristet es oftmals noch ein Daseins als „Freizeitgerät“. In den Niederlanden führt diese Denke dazu, dass es an fast allen Stellen tolle Ideen und Umsetzungen für Radelnde gibt. Fahrradparkplätze zum Beispiel oder, und das fast überall, baulich von der Fahrbahn der Autos getrennte Radwege. Es macht schon Spaß dort zu radeln, selbst mitten in Großstädten geht das, aus unserer Sicht, erstaunlich problemlos.

Am Stadion des PSV Einhoven vorbei ging es dann langsam los mit meiner Tour.

Ich bin in Richtung Nordwesten geradelt, meine erstes Ziel war die Oirschotse Heide. Auf meinem Weg aus der Stadt hinaus bin ich, über die wunderbare Radachse, auch am „Innovation Powerhouse“ vorbeigefahren.

Das ehemalige Krafwerk wurde in einen Ort für „Co-Working-Spaces“ umgebaut, dort wird jetzt also kreative und geistige Energie hergestellt. Spannende Transformation, um mal im Sprachduktus zu bleiben.

Am Rand der Oirschotse Heide liegt die Generaal Majoor de Ruyter van Steveninckkazerne, eine der größten Kasernen der Niederlande. Dort ist die 13. Leichte Brigade stationiert und die benachbarte Heide wird als Übungsgelände genutzt.

Das Gelände ist, zusammen mit den angrenzenden Flächen knapp 1400 Hektar groß. Eine Mischung aus Naturschutzgebiet und Übungsgelände. Das erninnert mich sehr an Teile der Lüneburger Heide, die ja auch als Truppenübungsplatz genutzt wird. Spannend hier in den Niederlanden ist die Tatsache, dass das Gelände frei zugänglich ist. Ein paar Spielregeln müssen eingehalten werden, ansonsten kann man sich frei bewegen.

Mein Weg führte mich in den Ort Oirschot, dabei habe ich mir aber natürlich das Übungsgelände angesehen. Der Wechsel zwischen blühender Heide und wüstenähnlichem Terrain ist schon spannend.

Bei drückender Hitze war das schieben durch den Sand jetzt nich soooo prickelnd, aber wenn man dann plötzlich hautnah an militärischem Großgerät ist, dann hat das durchaus etwas. Schon faszinierend.

Das unverwechselbare Knattern der Rotoren einer Chinook kündigte dann Bewegungen in der Luft an und plötzlich tauchten zwei Hubschrauber über den Bäumen auf. Wie gesagt, faszinierende Eindrücke in den Alltag der hier übenden Soldatinnen und Soldaten.

Auf dem Radweg am Übungsgelände entlang ging es dann für mich weiter nach Oirshot. Wie zu Beginn schon angesprochen, die Radinfrasturktur ist einfach toll hier.

Über den Wilhelminakanaal ging es dann in den Ort. Ein wirklich schönes Fleckchen Erde ist das hier. Ruhige Straßen und eine beeindruckende Kirche fallen sofort ins Auge.

Die Petruskerk ist seit 2013 „Basilica minor“, ein besonderer Titel der durch den Papst verliehen wird und die Relevanz der Kirche in der Umgebung zeigt und stärkt. Oirshot hat eine lange Geschichte, während wir in Krefeld in diesem Jahr das 650. Stadtjubiläum feiern, beging man in Oirshot 1980 bereits das 1500.

Über eine kleine Hubbrücke ging es dann wieder zurück über den Wilhelminakanaal und weiter in Richtung Südwesten und dann langsam zurück in Richtung Eindhoven.

Einen Abstecher zum Flughafen hatte ich noch auf dem Plan, erstmal ging es aber zwischen Feldern und Wiesen hindurch. Immer wieder habe ich kleinere und größere Kirchen angefahren.

Zum einen gab es dort ein wenig Schatten, zum anderen habe ich die ein oder andere Kerzen entzündet. An Menschen zu denken, die einem wichtig sind, kann ja nie schaden, oder?

Am Flughafen Eindhoven angekommen, natürlich wieder über 1A ausgebaute Radwege, fiel mir sofort eine alte Bekannte auf.

Dort steht, hinter einem Zaun, eine deutsche Transall. Die Transportamschine trägt die Jubiläumsfarben des Lufttransportgeschwaders 63, mittleweile ist nicht nur das Flugzeug bei der Bundeswehr Geschichte, das LTG 63 gibt es auch nicht mehr. Die Transall hier in den Niederlanden steht als Denkmal, als ein sogeannter „Gate Guard“ vor dem Hauptquartier des Euopischen Lufttransportkommandos. Das EATC bündelt die Lufttransportkapazitäten von sieben Mitgliedsländern, neben den Niederlanden sind auch Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und Spanien mit an Bord.

Im Netz gibt es ein Video von der Ankunft der Maschine in Eindhoven, ihrer letzten Landung also, wer mag, kann hier gern mal reinschauen.

Der Flughafen in Eindhoven ist zum einen der größe Regionalairport der Niederlande und wickelt tägliche Flüge von Airlines wie Wizzair, Ryanair oder Transavia ab, er ist aber auch ein Militärflugplatz der niederländischen Luftwaffe. Neben den Tankflugzeuge, die in der Lage sind, andere Flugzeuge in der Luft zu betanken, sind dort auch Transportflugzeuge stationiert.

Ich hatte das besondere Glück während meiner Radtour ein Flugzeug aus Australien fotografieren zu können. Der C-17, ein großer Transporter, gehört zur 36 Squadron der australischen Luftwaffe. Diese Einheit wurde 1942 aufgestellt und feiert ihr 80-jähriges Bestehen mit einer Sondermarkierung auf dem Heck und am Rumpf.

Kurz nach meiner Ankunft startet der lange Flug zurück nach Amberley in Queensland.

Zurück auf dem Sattel führte mich meine Route näher an die Stadt heran. Vorbei an einem Spielplatz und Restaurant, bei dem die Nähe zum Flugplatz sehr augenfällig ist, ging es auf ein Radinfrastruktur-Highlight in Eindhoven zu.

Der „Hovenring“ überspannt eine große Kreuzung und lässt den Radverkehr, störungsfrei, die Kreuzung nutzen. Dazu hängt der Radkreisverkehr an einem Pylon und Spannseilen über der Fahrbahn. Die Rampen hinauf sind sehr lang und daurch ist die Steigung moderat. Laut Netz wird dieser Rind am Tag von 4.000 bis 5.000 Radelnden benutzt. Auf jeden Fall eine beeindruckende Konstruktion. Und, es macht Spaß drüber zu fahren 😉 .

An einer Autobahnbrücke ganz in der Nähe gab es dann noch dieses tolle Gemälde zu sehen.

Kurz vor dem Bahnhof wollte ich eigentlich noch durch eine tolle Graffiti-Unterführung fahren, die war allerdings gerade leider eine Baustelle. Selbstverständlich haben die Niederlände eine Umleitung für den Radverkehr eingerichtet, klar, oder?

Ein Streetart konnte ich trotz der Baustelle fotografieren, ich bin mal gespannt, wie die Ecke da bei meinem nächsten Besuch aussieht. Schaun wir mal.

Mit der Augustijnenkerk habe ich zum Ende meiner Tour noch eine interessante Kirche besucht, bevor es dann die letzten Meter zurück zum Ausgangspunkt ging.

An diesem coolen Bowling-Kunstwerk vorbei endete meine Tour dann wieder am Bahnhof in Eindhoven. Richtig toll war das. Ich war sicher nicht das letzte Mal dort.

Ich habe für euch noch ein Relive-Video und hoffe ansonsten, euch hat die Tour und haben die Bilder und Eindrücke gefallen.

Bleibt gesund und munter, gebt Acht auf euch und eure Mitmenschen und fahrt vorsichtig. Immer.

Euer Martin

 

 

 

 

 

2 comments

  1. Hallo Martin,

    wieder ein abwechselungsreicher und schöner Beitrag von dir.

    Ich muss gestehen, dass mir gerade die Bilder von den dicken Militärhubschrauber besonders gut gefallen haben. Ich kann gut verstehen, dass dich solche technischen Wunderwerke fazinieren.

    Ich stehe ja mit Waffen generell auf dem Kriegsfuß und würde am liebsten sämtliches Militär-Gedöns auf der ganzen Welt wegzaubern, wenn ich es könnte. Du verstehst vielleicht wie ich das meine!

    Ich finde es auch nach wie vor extrem traurig das 100 Miljarden Euro für weitere Waffen, angesichts des bekloppten Putin und Co. von Nöten sind. Aber das ist nunmal unsere heutige Realität.
    Das Geld könnte man in weit mehr sinnvolle Dinge investieren, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre.
    Wie auch immer!

    Ich bin da total Zwiegespalten, trotzdem finde ich die Bilder von dem Hubschrauber-Brummi einfach großartig!
    Auch die anderen Fotos von den Flugzeugen sind super!

    Die Radwege in Holland sind ja wirklich ein Traum.
    Ich frage mich immer wieder, warum wir das was in anderen Ländern klappt, einfach nicht hinbekommen.
    Angeblich sind wir ja das reichste Land in der EU, merken tut man davon aber leider nichts mehr.

    Der Ruhrpott ist inzwischen das Armenhaus in Deutschland geworden.
    Für nichts haben die Kommunen noch Geld, hier sind alle Straßen und Brücken kaputt und bei den Radwegen kommen wir nur schleppend und stückelweise voran.
    Irgendwie läuft da was falsch in unserem Land!

    Ich freue mich schon auf deinen nächsten Beitrag.

    Liebe Grüße und schönes Wochenende
    Dagmar

    1. Hi Du,

      dank Dir für den Kommentar. Mit Waffen auf „Kriegsfuß“ stehen ist ja auch eine schöne Formulierung 😉 . Aber im Ernst, als ehemaliger Soldat sehe ich das so, wie wohl die meisten meiner aktiven Kameradinnen und Kameraden – Wir sind die letzten Menschen, die für einen Krieg sind. In aller Regel wird er auf den Knochen der Soldatinnen und Soldaten ausgetragen. Die Geschichte der Menschheit zeigt aber wohl, dass das Trainieren und das Aufrüsten dazu gehört. Ich weiß nicht, ob ich Dir schon mal den Link der Rede von Peter van Uhm gepostet habe? Der Mann hat mich bewegt und ich gehe mit seinen Äußerungen d’accord. Die Rede ist etliche Jahre alt, von ihrer Aktualität hat sie, leider, nichts verloren: https://www.ted.com/talks/peter_van_uhm_why_i_chose_a_gun

      Aber ja, ich weiß was Du meinst und gerade die Pumas und Chinooks der Niederländer haben ja durchaus, ähnlich wie unsere Transall-Flugzeuge, auch eine lange, lange Historie in Sachen Hilfsleistungen und humanitäre Einsätze. Zuletzt hab es von zwei der großen Transporthubschauber Amtshilfe als bei Nettetal die Heide und der Wald brannten, sie holten damals Wasser aus der „blauen Lagune“ um zu löschen.

      Was die Radwege angeht, da hast Du Recht, ich wünschte mir auch, das würde alles viel schneller gehen. Ich verstehe, warum das in unsere Städten schwieriger ist, sie sind, anders als in den Niederlanden, jahrzehnte lang aufs Auto ausgerichtet worden, das zu ändern ist teuer, dauert lange und fordert Mut.

      LG Martin

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