Hallo zusammen,
es geht mal wieder auf Tour und, wenn ihr mögt, nehme ich Euch gern mit. Unbezahlt und unbeauftragt berichte ich Euch heute von meiner ersten Tour im diesjährigen Urlaub.
Mein Plan war es mit der Eisenbahn, und meinem eigenen Rad, nach Cuxhaven zu fahren und dort vor Ort einige Radtouren zu machen. Der Plan an sich war auch gut, alle Verbindungen gebucht, ich lasse mich an dieser Stelle mal nicht über die etwas merkwürdige Buchungsroutine bei der Bahn aus, die Vorfreude wuchs und dann hatte Claus Weselsky seinen großen Auftritt mit seiner kleinen Gewerkschaft und aus den knapp 6 Stunden Anreise wurden etwa 13 Stunden. Nun ja, ich hab ja Urlaub, passt schon. Alle Mitarbeitenden der Bahn, und der privaten Anbieter, waren bemüht die nervige Situation bestmöglich abzufedern, davor muss man dann auch mal den Hut ziehen, sie sind schließlich diejenigen, die ne Menge Frust abbekommen. Dafür vielen Dank.
Am Ankunftstag habe ich dann auch nur noch die Strecke vom Cuxhavener Bahnhof bis zu meinem Hotel in Altenwalde unter die Reifen genommen, das sind knappe 9 Kilometer, was gefuttert und mich hingelegt. Am kommenden Tag ging es dafür früh los, erste Erkenntnis, die Radweg-Schilder sind grün, nicht rot wie bei uns 😉 .
Durch das Naturschutzgebiet Küstenheide ging es dann auch in Richtung Küste. Flaches Land, durchzogen von Wassergräben, schönes Radelrevier.
Im Cuxhavener Ortsteil Sahlenburg bin ich an der interessanten Johanneskirche vorbei gekommen. Der Glockenturm steht dabei extra an der Seite. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Ganz spannend, in der Kirche gibt es eine Kletterwand, an denen bis zu 75 Klettertouren möglich sind. HIER gibt es Informationen dazu.
Ein paar Kilometer weiter dann endlich. Das Meer. Vorbei am Wattenmeer-Besucherzentrum ging es auf den Radweg in Richtung Cuxhaven und Elbmündung. Herrlich.
Gegenwind, natürlich, aber wunderschöner, frischer, leicht salziger Gegenwind. Im Ortsteil Duhnen gab es dann die ersten Strandkörbe und Sandstrand zu sehen. Es ist schon so, das Meer übt eine faszinierende Wirkung auf mich aus, es beruhigt und ist trotzdem spannend. Ich bin schon verdammt gern am Meer.
Eines der Wahrzeichen Cuxhavens ist die Kugelbake. Früher war das mal ein Leuchtturm, heute “nur” noch ein bekanntes, nachts angestrahltes Seezeichen. Sie markiert den Punkt, an dem die Elbe nicht mehr “Binnenelbe” ist, sondern Nordsee.
Das Licht an diesem Morgen auf dem Wasser war schon fast ein bisschen kitschig. Aber nun ja, ich hab Urlaub, ich sitze auf dem Fahrrad, ein bisschen Kitsch darf es dann schon sein.
Der Öltanker “Huey” lief an mir vorbei, Baujahr2008 und immerhin 184 Meter lang.
An der Kugelbake steht ein Warnschild, wenn die großen Schiffe vorbeifahren kann es auf dem, allerdings eh abgesperrten Damm, zu hohen Wellen kommen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube das Surferstrichmännchen ist nachträglich hinzugekommen.
Von der Kugelbake führte mich meine Tour an der Grimmershörn-Bucht vorbei in Richtung Fährhafen und Innenstadt. Immer wieder faszinierend, wenn man über das Watt auf die Fahrrinne schaut.
Etwa auf Höhe des Fährhafens fuhr mir die “Hermann Marwede” vor die Linse. Sie ist der größte Rettungskreuzer der Welt und liegt normalerweise auf Station in Helgoland. Zum Wachwechsel und zum Bunkern von Treibstoff läuft sie hier Cuxhaven an. Ein beeindruckendes Schiff, welches man als Mensch auf See idealerweise nur vorbeifahren sieht. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die DGzRS, ist 24/7 auf Zack um Menschen in Seenot zu helfen. Wenn ihr also mal irgendwo an der Küste Urlaub macht und beim Bäcker oder am Fischbrötchenstand ein kleines Plastikschiff mit Geldeinwurfschlitz seht, nur keine Hemmungen, das Geld ist gut angelegt und unterstützt die wichtige Arbeit der Frauen und Männer auf den Rettungskreuzern.
In Cuxhaven bin ich an einer Mauer vorbeigekommen, die von Schulkindern bemalt wurde, sieht ganz schön aus. Überhaupt ist Cuxhaven ein schönes Städtchen.
Mein Ziel war aber heute nicht Cuxhaven, sondern es sollte an der Elbe noch ein Stückchen weiter gehen. Also bin ich durch den Hafen geradelt um dann in Richtung Cuxhaven Altenbruch weitergefahren. Kurz vor dem Ortsteil steht ein kleiner Aussichtsturm, der einen Blick auf die Elbe und das Werk eines Windanlagen-Herstellers zulässt.
Wenige Meter dahinter steht die “Dicke Berta”, eine, außer Dienst gestellter, Leuchtturm. Heute kann man sich in ihm trauen lassen, er ist eine Zweigstelle des Cuxhavener Standesamtes.
Ganz in der Nähe findet man auch das ausgestellte Wrack des Küstenmotorschiffes “Marie”, es ist 1945 auf eine Mine gelaufen.
Direkt an der dicken Berta führt der Radweg dann runter an die Elbe. Wunderbar zu radeln, allerdings ist man nie allein und muss immer mal wieder absteigen und Gatter öffnen. Der ganze Deich ist mit Schafen bevölkert. Und, sind diese Wollhaufen auf vier Beinen gewöhnlich Fluchttiere, hat man hier das Gefühl sich mitten in den Weg zu legen oder joggende und radelnde Menschen anzustupsen sei DIR Erfüllung für das gemeine Deichschaf 😉
Man radelt dann direkt am Wasser entlang, wirklich herrlich. Ich hatte Glück und konnte auch noch zwei große Schiffe hautnah erleben, zum einen die CSCL Mars, ein knapp 370 Meter langer und 50 Meter breiter Containerfrachter. Seit Oktober 2011 ist das Schiff in Fahrt. Bei ihr erkennt man ganz gut die aktuelle Bauweise das Deckshaus, also die Aufbauten in denen auch die Brücke ist, weiter nach vor zu ziehen. Zum einen ist es dort vibrationsärmer, da man weiter von den Maschinen weg ist, zum anderen ist der Sichtstrahl nach vorn besser, so kann man mehr Container verladen.
Schaut man sich die Brücke der “Maersk Buton”, die mir kurze Zeit später vor die Linse kam an, erkennt man den Grund für die andere Bauweise bei neueren Schiffen.
Mein Ziel war das wunderschöne Örtchen Otterndorf. Vom Deich weg ging es in Richtung Ortskern. Vorbei an einem Denkmal zur Eindeichung und ersten, wunderschönen Fachwerkhäusern.
Die Lateinschule fand ich besonders spannend, zum einen ein wunderschöner Bau, zum anderen mit einem erkennbaren Trick. Die Steuern mussten für die bebaute Fläche bezahlt werden, und so erweiterte sich der Bau nach oben hin, die Grundfläche blieb aber unverändert. Clever.
Überhaupt gibt es in Otterndorf viele tolle Häuser und Orte zu entdecken, wenn ihr mal in der Umgebung seid, unbedingt anschauen.
Über Landstraßen bin ich dann in Richtung Nordholz gefahren. Immer wieder der Blick über das weite Land, auf Bauernhöfe und viel Natur. Einfach eine richtig schöne Ecke da oben.
In Nordholz schlägt das Herz eines Flugzeugfans durchaus schon mal ein wenig schneller. Auf dem dortigen Fliegerhorst sind zwei Marinefliegergeschwader stationiert, Seeaufklärer und Hubschrauber und zudem gibt es einen zivilen Teil. An letzterem habe ich einen Moment Pause gemacht und mit kolumbianische Flugzeuge angesehen. Im Zuge der Corona-Krise haben viele Airlines Flugzeuge, die sie aktuell nicht füllen können, an den verschiedensten Airports dieser Welt geparkt. Die kolumbianische Avianca hatte bei meiner Tour noch zwei Airbus A330 in Nordholz geparkt. Eine dieser Maschinen wurde gerade etwas bewegt, die Triebwerke liefen und da man unheimlich nah dran ist, konnte man auch mal ungewöhnlichere Fotos machen. Spannend.
Apropos Flugzeuge, vom Flughafen aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Aeronauticum. Dieses tolle Museum grenzt auf der anderen Seite an Flughafen und bietet spannende Innen- und Außenbereiche. Es wird die Geschichte des Flugplatzes Nordholz als Zeppelinbasis beleuchtet und generell die spannende Geschichte der Marinefliegerei erzählt. Dazu gibt es Exponate, Modell und Multimediashows. Wirklich lohnenswert, finde ich.
Ein komisches Gefühl war es, vor der VFW 614 zu stehen. Dieses Flugzeug aus deutscher Produktion flog früher für die Flugbereitschaft der Bundeswehr und ich bin auf einem der letzten Flüge damit geflogen. Heute steht das Ding im Museum….was macht das mit mir 😉 ? Man wird halt nicht jünger…
Das Museum ist direkt an der Hauptzufahrt zum Fliegerhorst, vor diesem steht ein weiteres Flugzeug als sogenanntes “Gate Guard”. Das sind in der Regel Flugzeuge oder Hubschrauber, die von dem jeweiligen Verband in der Vergangenheit geflogen wurden und jetzt als Denkmal vor den Toren aufgesockelt werden. Im Fall des Marinefliegergeschwaders 3 ist das eine Breguet Atlantic, ein U-Boot Jäger.
Von Nordholz aus habe ich dann die letzten Kilometer unter die Reifen genommen. Über einen ehemaligen Truppenübungsplatz, bis 2003 war die Bundeswehr hier aktiv, führte mich mein Weg dann zurück in Richtung Hotel.
Herrlich zu radeln, allerdings sollte man sich tunlichst auf den Wegen halten. Ähnlich wie in der Wahner Heide bei Köln sind die Flächen drumherum, dank der vorherigen Nutzung, nicht so ganz ungefährlich.
Direkt vor meinem Hotel stand dann noch dieser wunderschöne Porsche 911 und rundete meine erste Radtour in diesem Urlaub ab. Es war wirklich herrlich.
Wie immer hoffe ich, es hat Euch gefallen, ein paar Touren aus Norddeutschland folgen in den kommenden Tagen noch, zwischen durch ging es auch hier in der Region nochmal aufs Rad, aber wie gesagt, folgt alles in den kommenden Tagen. Ich habe noch einen Relive Clip für Euch und verabschiede mich schon mal bis zum nächsten Eintrag.
Bleibt gesund und munter, fahrt vorsichtig und passt auf Euch auf.
Euer Martin
Hallo Martin,
Cuxhaven, ach wie schön!
Dort war ich vor vielen Jahren überhaupt das letzte mal in den Urlaub vereist. Ich hatte damals mit meinen beiden Jungs eine ehemlige Nachbarin in Lüdingworth besucht.
Seitdem war ich nie wieder irgendwohin in den Urlaub gefahren, schon merkwürdig und einwenig erschreckend!
Wie auch immer!
Du hast wiedermal einen tollen Beitrag geschrieben und ihn mit interessanten Links (Seenotrettungskreutzer) bereichert toll!
Schönes Wochenende
Liebe Grüße
Dagmar
Hi, vielen Dank 😉 Ich schreibe gerade an der nächsten Cuxhaven-Tour. Man kommt ja irgendwie zu nix, dabei haben wir schon Oktober. Ich bin ein bisschen gerade wie diese Maus, die den ganzen Sommer über Erinnerungen sammelt. Mal sehen, wann ich zum schreiben komme.
LG Martin
Hallo Martin,
dass ist ja super!
Den neuen Beitrag schaue ich mir morgen früh schön gemütlich beim Kaffee an.
Ich kann dich übrigens sehr gut verstehen, dass du zu nichts kommst.
Ich muss mich regelrecht zusammenreißen, das es mit dem Fotografieren nicht überhand nimmt, denn schließlich müssen die ganzen Bilder dann ja gesichtet und bearbeitet werden und dann noch der Text geschrieben werden. da geht so manche stunde ins Land.
Ich wünsche dir einen schönen Abend.
Liebe Grüße
Dagmar
Hi, danke 😉 Ja, das ist zwar ein Luxusproblem, aber jap. Ich lade meine Bilder ja auch bei FlickR hoch, da bin ich jetzt über ein Jahr im Verzug und sage mir immer, Du nimmst Dir jetzt am Wochenende mal ein paar Stunden Zeit….aber dann kommt der Job dazwischen, gutes Wetter treibt mich aufs Rad oder die Steuererklärung will gemacht werden….wie das halt immer so ist 😉
LG Martin
Ja so geht es mir auch immer!
Und auch die blöde Steuererklärung hat mich auch schon extrem viel Zeit gekostet.
LG Dagmar