Kanäle, Zechen, Halden, Flugzeuge und ein Schloss – Von Duisburg nach Raesfeld

Hallo ihr Lieben,

erst kam ich irgendwie nie zum schreiben wegen der Arbeit, jetzt bin ich im Urlaub und hinke noch länger hinterher 😉 Ich hoffe, ihr habt auch noch Interesse an Touren, die schon ein paar Tage zurückliegen? So wie diese hier. „Von der Stadt aufs Land“ könnte als Motto über der heutigen Radtour stehen. An einem Samstag im August hatte ich mir eine Strecke von Duisburg nach Raesfeld zusammengebastelt. Ich nehme euch, wenn ihr mögt, gern mit. Das Ganze ist, wie immer, unbeauftragt und unbezahlt.

Bis Duisburg ging es mal wieder mit der Bahn, hat auch super geklappt. Auf dem Bahnhofsvorplatz in Duisburg hat mich ein großer DU Hashtag begrüßt. In Amsterdam habe ich sowas mal mit einem „I love“ davor gesehen, in Duisburg ist es eben der #DU Hashtag. Natürlich gibt es darum Kontroversen, von „Geiler Idee“, „Nett für Selfies“ bis zum obligatorischen „So eine Verschwendung“ habe ich so ziemlich alles auf diversen Facebook-Seiten gelesen. Macht euch am besten selbst ein Bild 😉

Viel wichtiger finde ich, dass auch in Duisburg unkomplizierte Impfangebote am Start sind, hoffentlich werden diese dort gut genutzt.

Vom Bahnhof aus bin ich dann in Richtung Ruhr gefahren. Am Ruhr-Schifffahrtskanal entlang war die Schleuse in Raffelberg das nächste Ziel. Der Kanal läuft gerade und parallel zur geschwungenen Ruhr.

Unterwegs fiel mir noch ein Auto auf, welches wohl schon etwas länger dort abgestellt steht. Also, Protipp an Euch, wenn ihr ein Auto habt, ab und an mal umparken, sonst wird es zu einem Gebüsch 😉

Am Kraftwerk Raffelberg vorbei kann man dann auch auf die Ruhr schauen, die hier in Richtung Rhein fließt.

Durch die Ruhrauen führt ein schöner Radweg, den bin ich dann bis Dümpten gefahren.

Viele Eisenbahnbrücken überspannen hier die Ruhr, die vielen Gleise vom Duisburger Bahnhof hinaus ins Ruhrgebiet führen hier entlang.

Nach kurzer Fahrt war ich dann in Oberhausen, dort bin ich an der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg vorbeigekommen, heute ist dort das Industriemuseum. Eine tolle Kulisse in der alten Fabrik.

Auf dem Weg zum Rhein-Herne Kanal kam ich bei der Feuerwehr Oberhausen vorbei, die einige ihrer Fahrzeuge vor den Hallen stehen hatte. Ich bin ja ein großer Fan der Feuerwehr, OK, wer ist das nicht, aber ich bewundere diese Menschen, die ihr Leben in den Dienst von anderen Menschen gestellt haben. Schon eine tolle Truppe, egal wo auf der Welt.

Am Centro Oberhausen vorbei, welches kürzlich in Westfield Centro umbenannt wurde, ging es dann an den Kanal. Beim Centro finde ich die ÖPNV Haltestelle ganz spannend. Vom Architekten Christoph Parade entworfen ist sie schon ziemlich einzigartig. Ich habe mal eine Interpretation gelesen, wonach die Optik an einen Haufen alten Stahls erinnern soll und somit eine direkte Verbindung zur früheren Nutzung des Areals, einer Hütte, hergestellt werden soll. Wie auch immer, auf jeden Fall ist die Optik speziell.

Direkt am Centro gibt es ein tolles Brückengeflecht über den Rhein-Herne Kanal. Eisenbahn, ÖPNV, Menschen die zu Fuß gehen und Radelnde, alle kommen irgendwie über das Gewässer.

Apropos Menschen die zu Fuß gehen. An diesem Samstag fand wohl auch eine Veranstaltung satt, die „Mammutmarsch“ heißt. Dabei werden aber keine uralten Elefanten durch die Gegend getrieben, sondern die Teilnehmenden wandern, teils, unglaubliche Strecken. 100 Kilometer sind da keine Seltenheit. Als ich auf dieser Brücke Pause gemacht habe und das Tankmotorschiff „RP Helsinki“ fotografiert habe, liefen etliche Wandernde im Hintergrund über die Brücke. Wahrscheinlich sind solche Distanzen in der Gruppe einfacher zu bewältigen. Auf jeden Fall mal eine große Portion Respekt an diese Leute. Krasse Leistung.

Der Eigner des Schiffes mag es da im Hafen offenbar eher chillig, der Kahn hat sogar einen Pool 😉

Ich sage es ja immer wieder, die Radelmöglichkeiten im Ruhrgebiet sind unglaublich gut. Die meisten Radwege sind auch gut ausgeschildert. An der Brücke über den Kanal und die daneben verlaufende Emscher zum Beispiel findet sich dieser Schildermast.

Mit einem Blick auf das Fördergerüst der ehemaligen Zeche Osterfeld führte mich mein Weg am Areal der Landesgartenschau, dem heutigen OLGA Park, vorbei in Richtung Jacobi Trasse.

Die Jacobi Trasse ist, wie so oft im Ruhrgebiet, eine ehemalige Zechenbahntrasse, auf welcher sich jetzt fantastisch radeln lässt. Mein nächstes Ziel sollte die Halde Haniel sein.

Die Halde liegt in Bottrop und ermöglicht einen tollen Blick über das Ruhrgebiet, vor allem aber über den imposanten Doppelbock der Zeche Prosper Haniel.

Es war ein wenig diesig an diesem Tag, trotzdem lohnt sich der Aufstieg dort hinauf eigentlich immer. Zum einen gibt es einen Kreuzweg, das heißt an einem in Serpentinen den Berg hinaufführenden Weg finden sich immer wieder Devotionalien und Ausstellungsstücke aus dem Bergbau, gepaart mit den christlichen Informationen des klassischen Kreuzweges Jesu Christi.

Auf dem Gipfelplateau zog es zwar wie Hechtsuppe, aber der Ausblick entschädigt dann doch für vieles. Dort oben befinden sich auch die sogenannten Totems. Das auch als „Windkamm“, wie passend, bezeichnete Kunstwerk besteht aus 105 bunt bemalten Bahnschwellen.

Der Trend, welcher seit einigen Monaten durch Social Media schwappt, nämlich bunt bemalte Steine irgendwo auszulegen, damit andere Menschen sich daran erfreuen und diese dann posten, macht auch vor der Halde nicht halt. Und so habe ich in den Totems gleich zwei solcher Kunstwerke entdeckt.

Ein letzter Blick von oben auf die ehemalige Zeche und dann ging es mit „Schmackes“ wieder hinunter. Macht mehr Laune als rauf. 😉

In einem Bogen ging es dann um die Halde herum und nochmal am Eingang der ehemaligen Zeche vorbei. Danach habe ich dann die eher industriell geprägte Umgebung verlassen und bin in die angrenzenden Naturschutzgebiete gefahren.

Koellnischer Wald und Hiesfelder Wald heißen die beiden Naturschutzgebiete die hier ineinander übergehen. Die Radwege dort sind einfach ein Genuss, man radelt durch sattes Grün und kann wunderbar durchatmen.

Der Flugplatz „Schwarze Heide“ war das nächste Etappenziel. Auf dem Weg dorthin bin ich an einigen Bächen, Wasserläufen und Seen vorbeigefahren. Sagte ich schon, dass das wirklich wunderschön dort ist? Das ist auch etwas, was ich an der Region hier so mag, man hat urbanes, wenn man will auch industrielles Flair, oft auch ne dicke Portion Historie und Geschichte mit dabei, und nach wenigen Kilometern ist man mitten im tiefsten Grün. Herrlich.

Am Flughafen Schwarze Heide ist eigentlich auch immer was los und es gibt was zu gucken. Die Firma Extra Flugzeugbau baut dort Kunstflugzeuge. Die kleinen und wenigen Maschinen fliegen dann auch dort ständig umher und sich toll anzusehen.

Seit einiger Zeit gibt es auch Direktflüge auf die Nordseeinseln, dazu kommt eine Cessna Caravan zum Einsatz. Ich hatte Glück und habe sie bei der Landung erwischt.

Nach dem Flugzeugintermezzo führte mich der Weg wieder in den Wald. Wunderbar. Es ging wieder nach Norden.

Aus dem Augenwinkel habe ich auf einer Wiese einige große weiße Haufen wahrgenommen. Als ich etwas näher heran gefahren bin, habe ich diese niedlichen Gesellen entdeckt. Schon sehr süße Tiere die hier „bei der Arbeit“ anzutreffen waren.

In unserer Region trifft man ja ständig auf Bahntrassen, das habt ihr ja schon mitbekommen. Entweder auf aktive, dann kann man Eisenbahnen gucken, oder auf ehemalige, dann findet man in der Regel tolle Radwege vor. Es gibt aber, neben Fördergerüsten und Bahntrassen, noch etwas, auf das man, zumindest gefühlt, ständig stößt. Kanäle. Zu Beginn der Tour war es der Rhein-Herne Kanal, jetzt nähere ich mich dem 60 Kilometer langen Wesel-Datteln Kanal. Zeitgleich mit mir kam auch die knapp 70 Meter lange „Serenitas“ an der Brücke an. Das 1969 gebaute Schiff war mit Sand beladen und lag recht tief im Wasser.

Direkt neben dem Kanal schlängelt sich die Lippe durch ihr Bett. Das ist auch der Grund, warum man den Wesel-Datteln Kanal früher als „Lippe-Seiten Kanal“ bezeichnet hat.

Zwischen Feldern hindurch fahrend habe ich dann Schermbeck am Horizont auftauchen sehen, vor allem den Turm der Sankt Ludgerus Kirche. Die Pfarrei wurde schon 1184 erwähnt, die aktuelle Kirche ist von 1915.

Wo wir gerade bei alten Gebäuden sind. Wenig später bin ich in den Raesfelder Ortsteil Erle gefahren und an der wunderschönen Turmwindmühle vorbeigekommen. Sie ist von 1848 und heute in Privatbesitz.

Über Fahrradstraßen, vorbei an Bewässerungsanlagen, an denen ich sehr dicht vorbeigeschlichen bin, der Sprühregen tat richtig gut, näherte ich mich dann so langsam dem Ziel meiner Tour.

Rund um das Schloss Raesfeld brummte es wie in einem Bienenstock. Eine Partei hielt ihre Wahlkampfveranstaltung dort ab, einige Brautleute inklusive Gefolge drängten sich auf den Stufen vor ihren Fotografen, zwei Fußballmannschaften und einige Feuerwehrleute hielten Treffen ab und in der Gastronomie drumherum wimmelte es von durstigen und hungrigen Radelnden. Ich hab echt nen Moment warten müssen, bis ich ein Foto machen konnte, ohne das jemand im Bild war ;). Scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein.

Macht ja auch was her. Meine Tour ging dann noch ein paar wenige Kilometer weiter, mein Rückfahrbahnhof war in Marbeck-Heiden. Auf dem Weg dorthin bin ich noch an einigen schönen Sonnenblumen-Blühstreifen vorbei gekommen, Sonnenblumen machen mir immer irgendwie gute Laune.

Das wunderschöne, ehemalige, Empfangsgebäude des Bahnhofs steht unter Denkmalschutz, heute ist es ein klassischer Haltepunkt im Eisenbahnnetz, früher hatte die Stelle wohl mal eine größere Bedeutung.

Der Zug der Nordwestbahn war auf die Minute pünktlich und hat mich nach Essen gebracht, von dort aus ging es dann weiter nach Krefeld.

Es war mal wieder eine richtig schöne Tour mit vielen Eindrücken, Kontrasten, frischer Luft und viel Sonne. Knappe 75 Kilometer sind es am Ende geworden. Wie so oft habe ich noch ein Relive Video für Euch und hoffe ansonsten, es hat Euch gefallen, ihr freut Euch vielleicht sogar auf die anderen Touren, die ich zwar schon gemacht, aber noch nicht gebloggt habe, und wenn ihr Fragen habt, nur keine falsche Scheu, immer her damit.

Bleibt gesund und munter, genießt die Zeit und passt auf Euch auf.

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 comments

  1. Hallo Martin,
    mal wieder eine tolle Tour, ein tolles Thema und eine super gewählte Strecke. Das Ruhrgebiet und dessen Ränder sind mit die besten Radregionen, wie ich finde. Deine Fotos unterstreichen das 1a.
    Liebe Grüße aus Rumeln
    Klaus

  2. Hallo Martin,
    beinahe hätte ich diesen schönen Beitrag in der Chronik übersehen.
    Ich musste ein bisschen Schmunzeln, als du von den niedlichen Herdenschutzhunden berichtet hast.
    Das Schild was die Besitzer aufgestellt haben, sollten alle Passanten ernst nehmen.
    Diese Hunde reagieren nämlich allen Fremden, egal ob Mensch oder anderer Hund äußert ablehnet und alles andere alt nett.
    Sie werden ja zur Wolfabwehr von Schafsherden eingesetzt und sind wohl auch das einzige Mittel, was dann die Schafe auch wirklich vor Wolsangriffen schützt.

    Liebe Grüße
    Dagmar

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