Hallo ihr Lieben,
verzeiht den etwas pathetischen Titel, aber genauso fühlte sich der Tag heute an. Ihr kennt mich hier als Radler und Flugzeugfan, heute geht es mal nur um Flugzeuge. Wer sich dafür also so gar nicht interessiert, dem sei gesagt, ich hinke mit meinen Radbeiträgen derb hinterher und der nächste Beitrag hat wieder das Fahrrad zum Thema ;).
Hummel, Arbeitspferd, Trall, Trullala, Brummel, Brummer oder Engel der Lüfte. Die C-160 hat viele Spitznamen, offiziell heißt sie Transall. Die Typenbezeichnung C-160 steht für “Cargo”, also Fracht und die 160 für die Quadratmeteranzahl an Flügelfläche. Das Transall kommt nicht daher, dass der Flieger alles transportiert, sondern rührt aus der Transporterallianz zwischen Deutschland und Frankreich her, die das Flugzeug in den 1960ern gemeinsam entwickelt haben. Und heute, 2021? Da endet die Karriere der Transall bei der Luftwaffe.
Vor einiger Zeit hatte ich schon mal was zu ihr geschrieben, damals war ich, mit dem Fahrrad, nach Nörvenich geradelt um mir die alte Dame bei ihrer Abschiedstour anzusehen. HIER.
Heute ging es für mich nach Schleswig-Holstein. In Hohn ist das Lufttransportgeschwader 63 stationiert. Noch bis zum Ende des Jahres. Mit der Ausmusterung des Flugzeuges geht auch das Geschwader in die Geschichte ein. FlyOut nennt man Veranstaltungen, die ein solches Ereignis würdigen. Heute fand genau so etwas in Hohn statt.
Wer, wie ich, gedient hat, kennt die Transall. Sie hat viele Soldatinnen und Soldaten in Einsätze geflogen, hat Material verfrachtet, evakuiert und gerettet. Den Namen “Engel der Lüfte” hat sie sich in viele Einsätzen erworben in denen sie Hilfsgüter in Katastrophengebiete geflogen hat. Das tiefe Brummen kündigte Hilfe an. Unzählige Fallschirmjäger sind aus ihr gesprungen und unzählige Geschichten ranken sich um dieses Flugzeug. Für viele Menschen ist sie eben deutlich mehr als ein Stück Blech. Das war heute überall zu spüren.
Auf dem Gelände, bei den Kameradinnen und Kameraden, bei den vielen Menschen aus der Spottercommunity, aber auch bei den Menschen aus der Region. Draußen am Zaun standen viele Leute, die einfach “Tschüss” sagen wollten, das Lokalradio hat berichtet und so war das heute eben auch emotional für viele Menschen mehr als das Ende einer Ära eines Flugzeuges.
Vielleicht muss man an ihr, mit ihr gearbeitet haben, sie jeden Tag gehört und gesehen haben um das zu verstehen, vielleicht auch nicht, keine Ahnung. Ich habe eine persönliche Geschichte mit ihr, habe einige Flüge gemacht und so war klar, dass ich heute dabei sein wollte.
Der Tag war wunderbar organisiert, von der Akkreditierung, einer Spende für einen guten Zweck, über die Auswahl des Geländes bis hin zur gastronomischen Versorgung war alles Top organisiert. Dafür an dieser Stelle mal vielen Dank, ich kann mir vorstellen, dass das einige graue Haare verursacht hat. Das die ganze Veranstaltung besseres Wetter verdient gehabt hätte ist auch klar, aber vielleicht musste das heute auch so sein, vielleicht musste der Himmel ein bisschen weinen, wer weiß.
Es kamen aber nicht nur Anwohende und Menschen mit Fotoapparaten nach Hohn, es kamen auch etliche Gastluftfahrzeuge aus ganz Deutschland im Rahmen ihrer Übungsflüge vorbei. Da war zum einen der Nachfolger der Transall, der A400M, gerade eben hat er seine Feuertaufe bei den Evakuierungsflügen aus Kabul erhalten.
Nicht nur die Zukunft war da, auch eine Noratlas war zugegen. Die Vorgängerin der Transall bei der Luftwaffe. Das einzige noch flugfähige Exemplar rollte heute an uns Fotografierenden vorbei. Toller Klang, schönes Flugzeug.
Aber auch die “Düse” war vertreten. Vom Taktischen Luftwaffengeschwader 73 “Steinhoff” aus Rostock-Laage kam ein doppelsitziger Eurofighter vorbei. Das Geschwader bildet alle deutschen und die österreichischen Eurofighter Pilotinnen und Piloten aus.
Die Kameraden aus Nörvenich, dem Taktischen Luftwaffengeschwader 31 “Boelcke”, schickten einen Einsitzer vorbei. Leider nicht die brandneue Sonderlackierung.
Apropos Sonderlackierung. Vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuenburg an der Donau kam der “Bavarian Tiger” nach Hohn. Anlässlich des 60. Bestehens des Verbandes und der 5 jährigen Vollmitgliedschaft in der “NATO Tiger Association” gab es für einen Eurofighter eine Sonderlackierung. In der NTA sind Verbände organisiert, welche ein Tiger im Wappen oder Namen tragen. Es gibt regelmäßige Treffen und immer wieder farbenfrohe und spektakuläre Sonderlackierungen.
Von der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, das war auch mal meine Dienstanschrift, aus Köln kam der Airbus A319. Er wird für Regierungsflüge eingesetzt.
In einem der vielen, mal mehr mal weniger kräftigen Schauer und Nieselregen des Tages, flog dann auch ein Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 “Richthofen” ein. Kurzer Anreiseweg, das Geschwader ist in Wittmund stationiert.
Laut und tief wurde es dann mit einem weiteren Oldie in Diensten der Luftwaffe. Das Waffensystem Tornado ist auch schon ein paar Jahre alt. Die Entwicklung des Schwenkflüglers begann 1970. Aus der Eifel kam dieser Tornado vom Taktischen Luftwaffengeschwader 33 aus Büchel.
Man sieht schon an den Fotos….Regen 😉 . Ebenfalls im Regen knatterte dann ein Cougar der Flugbereitschaft heran. Während die Strahlflugzeuge überwiegend in Köln stationiert sind, befinden sich die Hubschrauber in Berlin. Das macht ja auch durchaus Sinn.
Sechs Transall gingen dann am Nachmittag raus um einen letzten Formationsflug zu unternehmen, ein tolles Bild und ein toller Klang.
In strömendem Regen fand die Rückkehr statt. Das hielt die vielen Menschen am Zaun und auf dem Gelände aber nicht davon ab, bis zum abschalten der Motoren auszuharren. Pünktlich zu diesem Zeitpunkt wandelte sich der Dauerregen in einen heftigen Platzregen um….Zufall? Wahrscheinlich….
Das war es. Na ja, fast, ich hab noch ein Bild aus dem Hotelbadezimmer. Da trockne ich zur Zeit meine Klamotten 😉
Vielen Dank, dass ihr mitgelesen habt, auch wenn es mal keine Radtour war. Ich hoffe, es hat Euch trotzdem interessiert, vielleicht sogar gefallen. Ich fand den Tag, die ORGA und das Drumherum sehr gelungen und wünsche den ganzen Crews und Mitarbeitenden eine gute Zeit und alles Gute für die Zukunft. Danke.
Euer Martin
Ich hab nicht an ihr gearbeitet, ich bin als Kind Mal mit ihr geflogen. Und ich bin in der Einflugschneise des LTG61 in Landsberg groß geworden. Das Dröhnen der Turboprop fehlt mir schon ein wenig.
Auf der Autobahn, an Weg vorbei am Fliegerhorst sah es immer aus, als würden die Transall in der Luft stehen und nicht fliegen. Ein faszinierendes Stück Flugzeuggeschichte!
Aber: ein toller Mensch hast die Transall, mit Hilfe von realen Piloten, im Microsoft Flight Simulator nachgebaut und ich glaube, die meisten Flugstunden habe ich mit dieser Maschine. Sogar das Dröhnen stimmt!
Immerhin scheint der Airbus A400M ein würdiger Nachfolger zu werden. Schön wie die Transall ist er jedenfalls und Leistung ohne Ende, was man so liest.