Landschaftspark Duisburg, Eisenbahnen und Christoph 9

Hallo zusammen,

und plötzlich tut sich ein Zeitfenster auf und man kann sich einen ganzen Tag Auszeit gönnen. Wie verbringt man die am besten, richtig, auf dem Rad. Dieses mal hatte ich mir Duisburg als Ziel gesetzt. Einheimische nennen den Landschaftspark Duisburg-Nord LaPaDu, sagt man. Nun, ich bin quasi direkt neben dem alten Stahlwerk geboren, habe da ewig gewohnt und wir nennen den Landschaftspark…äh…Landschaftspark 😉 Aber, das Marketingkind will ja nen Namen haben, also war mein erstes Ziel der LaPaDu. Los ging es natürlich wieder in Krefeld, dieses Mal in Richtung Uerdingen. Mal nicht durch die Parks, sondern über die Friedrich-Ebert Straße, eine gute Alternative zur Uerdinger Straße finde ich.

Es ist immer wieder überraschend, wie viel Grün wir dann doch mitten in der Stadt haben. Klar ist der Weg durch den Schönhausen- und den Sollbrüggenpark noch grüner und schöner, aber ab und an fahre ich auch gern mal andere Wege.

Am wunderbaren Haus Neuenhofen vorbei führte mich der Weg dann über den wirklich guten Radweg parallel zu A57 in Richtung Bergstraße. Wenn man sich ein bisschen auskennt kommt man schon recht gut mit dem Rad durch Krefeld.

Durch den wunderschönen Uerdinger Stadtpark ging es runter zur Rhine Side Gallery. Im Stadtpark gibt es nicht nur, erneut, viel grün, sondern auch ein wunderbares Gebäude, welches teilweise unter Denkmalschutz steht und als Restaurant genutzt wird, man kann sich auch an einem Springbrunnen erfreuen. Hat auf jeden Fall was.

Die Rhine Side Gallery, ein Projekt des Krefelder Stadtmarketings und Teil des sogenannten Perspektivwechsels, ist nach wie vor ein Anziehungspunkt am Uerdinger Rheinufer. Die Gastro und die Bühne vor Ort sind in diesen Corona-Zeiten natürlich nicht so bevölkert wie im Jahr zuvor, die Streetart-Kunstwerke haben aber nichts von ihrer Faszination verloren. Aktuell wird es dort sogar noch etwas bunter, Schülerinnen und Schüler des Krefelder Fabritzianum-Gymnasiums gestalten in den Ferien dort aufgestellte Betonsteelen.

Der Abstecher zur Rheinbrücke ist Pflicht, das dann gerade auch noch ein Schiff auslief war Zufall, macht sich aber ganz gut auf dem Foto.

Kehrtwende und ab in Richtung Hohenbudberg. Auf dem letzten Zipfel Krefeld steht eine wirklich schöne Kirche, ich habe dort eine wirklich schöne, wenn man das in diesem Zusammenhang sagen kann, Trauerfeier erlebt und halte seitdem dort immer kurz inne. Ist ja zudem auch ein imposantes Gebäude. Erstmals 1150 erwähnt, blickt sie immer noch über den Rhein.

Nicht so alt, auch nicht sakral, aber trotzdem eindrucksvoll ist der Wasserturm, der meine nächste Landmarke war. 1914 von der Eisenbahn gebaut diente er lange zur Versorgung des nahen Rangierbahnhofes und der Eisenbahnersiedlung dort. Heute beherbergt er ein Atelier. Auf jeden Fall ein Hingucker direkt am Rhein.

Irgendwie atmet dort alles Geschichte, die Kirche, der Wasserturm, der Blick zurück auf die Rheinbrücke. Auch der Kruppsee, der mal Friemersheimer Baggerloch hieß und somit auch viel über seine Herkunft verraten hat, hat auch schon eine lange Geschichte. Er bietet sich auf jeden Fall an um mal eine kurze Pause zu machen und übers Wasser zu gucken.

Vom Kruppsee ging es zur Kruppstraße. Der Logport, ein großer Güterbahnhof kurz vor dem Haltepunkt Rheinhausen Ost der Eisenbahn, lag neben mir, als ich auf diese Wand zufuhr, es scheint eine recht romantische Ecke zu sein, oder an der Ampel davor halten viele Mädels an, auf jeden Fall gab es klare Botschaften 😉 .

Vom Frosch ging es dann weiter an den Rhein, beziehungsweise über den Rhein. Schon witzig, ich wohne etliche Jahre in Duisburg, bin schon einige Mal hin und her geradelt und weiß erst seit einem Gespräch mit meiner Mutter neulich, dass ich als Fußgänger und Radfahrer diese Eisenbahnbrücke benutzen kann um über den Rhein zu kommen. Bislang habe ich immer die „Brücke der Solidarität“ ein paar Meter weiter nördlich genommen. Zum Eisenbahnen gucken taugt die Brücke aktuell allerdings nicht, es liegen keine Schienen drauf. Die Bahn saniert dort im großen Stil und alle Züge werden umgeleitet.

Auf der anderen Seite ist man dann in Duisburg Hochfeld, hier sieht die Stadt aus, wie ihr Klischee, ne Arbeiterbraut, viele Geschäfte mit exotischen Namen und überall Stimmengewirr auf der Straße, wunderbar. Bemerkenswert, und das fand ich schon immer, ist dann der Plantanenhof, so heißt die Straßenbahnhaltestelle und ein Blick durch einen Torbogen gibt einen tollen Innenhof frei, erwartet man dort so gar nicht…

Durchs Rotlichtviertel ging es weiter, sonst ein Ort hektischen, Achtung Wortwitz des Tages, Treibens 😉 ist es dort jetzt ein bisschen so wie in diesen Geisterstädten aus den Western. Fehlte nur so ein Heubüschel der über die Straße weht. Im Laufhaus läuft zu Corona grad gar nix…..naiv bin ich nicht, es wird sich wohl in die Wohnungen verlagert haben.

Durch den Duisburger Innenhafen und durch Kasslerfeld führte mein Weg weiter, immer noch den Landschaftspark als Etappenziel vor Augen. Der Innenhafen gilt bei vielen als Beispiel für den Strukturwandel. Er war mal der Haupthafen der Stadt und jetzt kann man dort Wohnen, Arbeiten und recht gut Essen gehen. Ein spannendes Areal, welches es zu erkunden lohnt. Heute aber nicht, ich bin nur durchgefahren.

Oftmals sind Graffitis ja maximal Tags, meist aber schlicht Schmierereien und Sachbeschädigung. Was ich aber unter einer Brücke in Duisburg Meiderich gefunden habe, war dann schon ziemlich stark. Mr T war so plastisch, dass ich hinter mir schon Face mit Hannibal sprechen gehört hab 😉 Wirklich eindrucksvoll.

Über den sogenannten „Grünen Pfad“ ging es dann endlich zum Landschaftspark. Ein wirklich schöner, ebener Radweg ist das, der, natürlich, so gehört sich das im Ruhrgebiet, auf einer alten Bahntrasse verläuft. Der Landschaftspark ist eine ehemaliges Hüttenwerk und schon ein stückweit Identitätsstiftend für die Region. Ich bin, wie gesagt, direkt daneben aufgewachsen und das ganze Areal war schon immer uns Spielplatz. Heute finden sich dort Kletterwände, ein Tauchbecken, jede Menge Natur, Tiere, ein Open Air Kino, es finden Konzerte statt, ein 24 Stunden Radrennen und vieles mehr. Eine wirklich tolle Wandlung zu einem Kulturzentrum ist dort gelungen.

Es ist für mich immer wieder interessant zu sehen, wie die Natur sich Flächen zurückerobert. Es gibt so viele Ein- und Ausblicke auf dem Gelände, das würde für eine lange Fotosafari ausreichen.

Nach einer Pause und vielen Fotos und Eindrücken ging es wieder in den Sattel und weiter. Erneut auf den Grünen Pfad, nach wie vor eine alte Eisenbahntrasse. Ich habe hier als Kind noch Züge fahren sehen. Jetzt ist es ein toller Radweg. Und ja, so sieht Duisburg aus…

Wenn ich schon mal in der Ecke bin, muss natürlich auch ein Abstecher zum Rhein-Herne Kanal drin sein, auch hier habe ich als Kind oft Schiffe geguckt oder Steinchen ins Wasser geworfen. Die Schleuse in Oberhausen Lirich ist auch ein interessanter Punkt um mal ein bisschen zu gucken. Die Schleusentechnik ist faszinierend….und das Augenmaß der Binnenschiffer auch.

Nach einem ganzen Stück Rhein-Herne Kanal führte meine Route über die Ruhr, an der Duisburger Uni vorbei und über Radwege, wo man an jedem Auto kurz die Luft anhält und schaut, ob vielleicht jemand aussteigt oder losfährt. Ist aber alles gut gegangen.

Literatur aller erster Güte gab es dann auch noch zu entdecken, ich hatte leider keinen Platz mehr auf meinem Rad, sonst hätte ich kaum widerstehen können 😉

Ziel war der „Abzweig Lotharstraße“. Eisenbahnfreunden wird das etwas sagen, allen anderen wahrscheinlich nicht. Hinter der Universität und neben der Autobahn A3 laufen vier Gleise entlang, im Prinzip sind es drei Güterzugstrecken. Es kommt immer eine Menge an interessanten Zügen und Lokomotiven vorbei, zumindest wenn man sich dafür interessiert. Zum Beispiel diese Lokomotive hier, eine BR 232, ihr Spitzname ist „Ludmilla“, eine Großdiesellokomotive aus russischer Produktion. Dieses Exemplar wurde 1975! an die Reichsbahn der DDR ausgeliefert und ist immer noch im Dienst.

Irgendein guter Geist hat diese Holzpflöcke aufgestellt, wahrscheinlich um sich drauf zu stellen und über eventuelles Gestrüpp fotografieren zu können, sie bieten sich aber auch super als Sitzgelegenheit an, wenn man allein ist.

Wobei, ganz allein war ich nicht, dieses Krabbelviech schwirrte die ganze Zeit um mich herum…

Die meisten Lokomotiven sind ja mittlerweile langweilig rot, zumindest wenn sie von der Bahn sind. Privatbahnen lockern das Ganze auf, aber beim nächsten Foto war die Bahn selbst kreativ. Um zu zeigen, dass es mit dem Vectron, so heißt die Lokomotive, möglich ist, in vielen Ländern Europas zu fahren, wurde diese mit einer Sonderlackierung versehen. Glück gehabt, dass ich sie erwischen konnte bei meiner Eisenbahnpause.

Ich war ja versucht hier zu naschen, sah schon echt lecker aus…

…aber die ständig vorbeifahrenden Diesellokomotiven hielten mich dann doch irgendwie davon ab.

Nach genug „Zug gucken“ sollte es langsam wieder zurück gehen. Nächstes Ziel war Mündelheim und somit wieder die Rheinbrücke bei Uerdingen. Einen kurzen Abstecher nach Buchholz habe ich dann aber doch gemacht. Wie ihr wisst habe ich besonderes Verhältnis zum dortigen Rettungsheli Christoph 9. Er kam denn auch gerade von einem Einsatz zurück, so das ein paar Bilder möglich waren. Auch an dieser Stelle wieder, vielen Dank für Euren unermüdlichen Einsatz, Leute.

Dann hieß es aber auf Richtung Mündelheim und Uerdingen. Erneut ging es über eine Brücke, dieses Mal die schon angekündigte Rheinbrücke bei Uerdingen. Drunter war ich einige Stunden zuvor ja schon.

Ich hatte kurz überlegt durch die Parks zu fahren, hab mich aber dann für Linn und am Ende die neue Promenade entschieden. Ein Stück davon wird offiziell am Sonntag eröffnet, viele nutzen es aber schon 😉 . Beim anderen, von Linn bis Kuhleshütte, stehen eigentlich noch Zäune drumherum, es radelten aber trotzdem schon Menschen diesen Weg. Er scheint also nötig und an der richtigen Stelle zu entstehen…

Das zu eröffnende Stück beginnt am Verschubbahnhof und führt bis zur Feuerwache. Ein tolles Stück Radweg, auf dem das radeln wirklich Spaß macht. Die Promenade eröffnet auch neue ausblicke, wie etwa auf das Gleisvorfeld des Bahnhofs.

Und was soll ich sagen, damit endet die Tour auch schon. Ich habe noch einen Reliveclip für Euch und hoffe, es hat Euch gefallen. Wenn Fragen sind, immer her damit.

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 comments

  1. Interessante und abwechslungsreiche Tour. Du schreibst darin „dass ich als Fußgänger und Radfahrer diese Eisenbahnbrücke [in DU-Hochfeld] benutzen kann um über den Rhein zu kommen.“ Zuletzt war sie aufgrund des zu niedrigen Geländers nur für zufuß Gehende, aber nicht für den Radverkehr freigegeben. Wurde das Geländer inzwischen erhöht und der Weg tatsächlich offiziell für Radfahrende freigegeben?

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