Hallo zusammen,
endlich kann ich mal einen Blogartikel schreiben, der zeitlich näher an der Tour liegt als zuletzt. Am letzten Samstag habe ich mich mal wieder in den Sattel geschwungen für eine etwas längere Tour. Ich mag das sehr gern mit dem Zug irgendwo hin zu fahren und dort zu starten, ist ganz schön mal aus dem angestammten Radelrevier rauszukommen. In Zeiten von Corona sitze ich allerdings auch nicht wirklich gern in vollen Zügen. Deshalb such ich mir immer Züge aus, die recht leer sind. Bei der heutigen Tour nehme ich Euch mit in die Eifel. Früh ging es los, der Zug sollte Krefeld um 5.35 Uhr verlassen und sowohl er als auch ich waren pünktlich. Ach ja, wie immer, der Beitrag ist unbeauftragt und unbezahlt.
Außer dem Lokführer habe ich im ganzen Zug niemanden gesehen und so kam ich kurze Zeit später entspannt am kalten Kölner Hauptbahnhof an. Von dort aus sollte mich ein Zug nach Euskirchen und dann ins schöne Bad Münstereifel bringen.
Dort kam ich um kurz nach 8 Uhr an und meine Radtour konnte beginnen. Ich hatte mir eine Route nach Köln ausgeguckt, die mich erstmal bergan führen sollte. Ein kurzer Stopp für ein Foto in der schönen Innenstadt von Bad Münstereifel stand aber erstmal an.
Während es in Kempen hier bei uns ganz gut funktioniert Menschen zu Fuß und (verantwortungsvolle) Radelnde gemeinsam in einer Fußgängerzone zu haben, scheint man das in Bad Münstereifel nicht zu wollen. Direkt am Ortseingang mit dem Bußgeld zu begrüßen ist dann ja auch eher “Geht so” Gastfreundlich. Nun ja, ihre Stadt, ihre Regeln 😉
Nun ja, jetzt ging es auf jeden Fall bergan. Früher gab es hier mal das “Führerhauptquatier Felsennest”, heute wundervolle Natur und tolle Ausblicke. Die Sonne kletterte langsam am Himmel empor und beleuchtete den oberen Teil der Berge um mich herum.
Man radelt durch wunderbaren Wald, dort gibt es auch ein Naturschutzgebiet, welches Teil des europäischen Naturschutznetzes NATURA2000 ist, aber auch über schlammige Wege vorbei an Holzeinschlag und Wiesen. Vor allem aber, latent bergan.
Auf einer Wiese habe ich dann einige Rehe getroffen, leider waren sie ob des dicken keuchenden Mannes auch fix von dannen, aber ein schnelles, wenn auch unscharfes, Foto gelang mir dann doch. Wirklich schön hier oben durch die Natur zu radeln.
Mein erstes Ziel war das Radioteleskop in Effelsberg. Als Kinder haben wir oft bei Ausflügen in die Eifel hier Station gemacht, es ist also nicht nur ein beeindruckendes Stück Ingenieurskunst, ein Ohr ins Weltall und Teil der Forschung, es ist immer auch ein ganzes stückweit Kindheitserinnerung. Schon die Anfahrt war einfach traumhaft schön, weite Blick über die Eifel, der Nebel noch in den Täler. Wunderbar. Dazu die knackig kalte, aber herrlich frische Luft.
Zwischen den Hügel konnte man schon Teile des 100 Meter im Durchmesser messenden Spiegels des Teleskops entdecken.
Das Teleskop steht ganz bewusst in einem Tal um es vor störender Radiostrahlung zu schützen. Das mit über 3000 Tonnen ziemlich schwere Konstrukt beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue.
Von Bad Münstereifel aus führt der “Planeten Wanderweg” zum Teleskop, dabei finden sich am Wegesrand die Planeten und Infos dazu. Direkt am Teleskop findet sich dann die Sonne. So kann man wandern uns sich ein bisschen übers Sonnensystem informieren.
Über einen glitschigen Weg bin ich dann bis nach unten ans Teleskop geradelt um dann am Effelsberger Bach entlang, durch teils richtig tiefen Matsch, weiter in Richtung Binzenbach zu fahren. Ein letzter Blick zurück aufs Teleskop, dann ging es weiter. Ein bisschen kann man den vollgesogenen Pfad links am Rand des Fotos erahnen 😉 .
Nach etlichen, sehr anstrengenden Matschmetern hatte ich wieder Asphalt unter den Reifen, ein paar Reinigungsarbeiten waren nötig, der Schlamm saß so fest auf dem Reifen, dass mich das Schleifen dann doch nervte. Mit ein paar Blättern und Ästen kriegte ich aber das Gröbste weg und konnte weiter radeln. Die Eifelstraßen sind dann schon echt wunderschön, so am frühen Morgen, wenn man mutterseelen allein unterwegs ist.
Ohne es zu merken bin ich nach Rheinland-Pfalz geradelt, habe ich erst gemerkt, als mich das sympathische Bundesland wieder verabschiedete. Liegt hier eben alles sehr eng beieinander.
Durch Naturschutzgebiete mal leicht bergan, mal bergab führte mich der Weg weiter in Richtung Norden. An einer Kreuzung habe ich dann dieses gelbe Motorrad entdeckt. Es steht vor einem Restaurant, an dem sich sonst wohl jede Menge Motorradfahrende treffen. Die Speisekarte las sich wirklich verlockend, aber zum einen musste ich weiter, zum anderen hätte es die Speisen ja eh nur “To Go”, bzw. “To Dirve” gegeben. Aber vielleicht beim nächsten Mal, sah gut aus da.
Beim weiterradeln bin ich dann gleich an vier interessanten Gebäuden vorbei gekommen, los ging es mit der Wasserburg Winterburg, ein altes Gemäuer in Privatbesitz, laut Internet 1342 erstmals erwähnt. Ein Foto von der Straße aus war aber möglich. Hat was mit diesem Türmchen.
Die nächste Burg war noch spannender. Burg Schweinheim. 1576 soll dort das Sparschwein erfunden worden sein. So richtig belegt ist die Story wohl nicht, aber in Euskirchen steht ein Denkmal dafür. Heute ist die Burg ein Gehöft, drumherum viel Grün und jede Menge Pferde. Und auch hier gibt es einen ansehnlichen Turm in der Mauer.
Weiter ging es mit der Burg Flamersheim, ziemlich eindrucksvolle Anlage in der Nähe von Euskirchen. Wikipedia erzählt von einem ersten Umbau im 15 Jahrhundert, das Gemäuer hat also auch schon so seine Tage auf dem Buckel. Das sieht man ihm aber nicht an, gerade über den See sieht es schon verdammt gut aus.
Deutlich weniger ist von der Burg in Kuchenheim übrig geblieben. Aus dem 14 Jahrhundert stammt wohl die Obere Burg, ein paar Reste sind noch vorhanden und direkt daneben befindet sich ein Industriemuseum. Ein BEsuch dort lohnt sicherlich, aktuell hat es, natürlich, geschlossen.
Und dann gab es noch einen richtig knackigen Anstieg rauf zum “Swister Turm”, der Turm gehörte mal zu einer Wallfahrtskirche und steht auf einem Hügel. Er ist das Wahrzeichen von Weilerswist und wird von einem Verein gepflegt und in Schuss gehalten. Seit 2002 kümmert sich die Gruppe um dieses schöne Bauwerk. Wenn ihr mehr Infos dazu haben wollt, schaut mal hier, die haben eine Webiste. Swister Turm.
Durch einige weitere Naturschutzgebiete näherte ich mich dann immer mehr Köln, vorher bin noch durch Brühl gefahren, erneut gab es ein schönes Schloss zu sehen. Ab dem Phantsialand ging es recht lange bergab bis zum Schlosspark. Nicht soooo schön zu fahren, weil es an einer Straße entlang ging, das Gefälle wog das aber wieder auf 😉 .
Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis zur Rodenkirchener Brücke über den Rhein. In der Form in der sie heute den Fluß überspannt wurde sie 1954 dem Verkehr übergeben, aktuell gibt es Überlegungen für einen Ausbau. Das schöne ist, man hat einen tollen Blick rüber zur Südbrücke und dem Kölner Dom.
Da sollte meine Radtour auch enden, ich wollte mit dem Zug wieder zurück nach Krefeld fahren. Einen kleinen Schlenker habe ich aber noch nach Gremberg gemacht, genauer gesagt zum dortigen Rangierbahnhof. Unterwegs dorthin ging es nochmal durch Wald und über Feldwege. So richtig hören die Kölnerinnen und Kölner nicht auf ihre Schilder, leider.
Der Rangierbahnhof in Gremberg ist der zweitgrößte Deutschlands und ziemlich beeindruckend. Über einen Ablaufberg werden hier Züge zusammengestellt die dann auf große Fahrt gehen. Es gibt eine Menge zu sehen und eigentlich ist auch immer was los. Ein interessantes Schild findet sich dort an einem Bahnübergang. Da dort alle Gleise entlanglaufen kann es schon mal länger dauern bis man rüberkommt. Das sagt das Schild dort dann auch aus.
Nach kurzer Pause ging ich dann die letzten paar Kilometer bis nach Köln an. Zurück führte mich der Weg dann über die Hohenzollern Brücke. Langsam ging auch die Sonne unter und ich näherte mich dem Ende einer wundervollen Tour.
In Krefeld angekommen stand der Mond schon am Himmel und meine Tour war zu Ende. Im Dunkel gestartet, im Dunkeln angekommen, aber es war wunderbar. Wie immer habe ich noch einen kleinen Relive Clip für Euch und wenn ihr Fragen habt, immer her damit.
Euer Martin