Hallo zusammen,
der letzte Beitrag hier kam aus dem hohen Norden, Cuxhaven war die Basis der letzten Radtouren hier. Das war ein wirklich schöner Urlaub im August. Es war die Zeit des Neun-Euro Tickets und ich war mit meinem Rad unterwegs. Eigentlich wollte ich nach drei Nächten in Cuxhaven wieder nach Hause fahren, als ich vom Streetart-Festival in Wilhelmshaven gelesen habe. Das klang spannend und eine kurze Netz-Recherche offenbarte auch noch ein freies Zimmer in einem Hotel mit Fahrradgarage. Also, ab in den Zug und von Cuxhaven nach Wilhelmshaven.
Meine Tour startet dann am nächsten Morgen ganz früh und führte mich als erstes zu den Kunstwerken. 60 internationale Künstlerinnen und Künstler haben die komplette Fußgängerzone mit starker Kunst angereichert. Vieles in 3D-Optik. Es gab verschiedene Kategorien und am Ende auch einen Wettbewerb. Einige Bilder habe ich fotografiert, da sind schon richtig starke Sachen dabei.
Politische Statements gab es eine Menge, der Ukraine-Krieg war natürlich ein Thema.
Aber auch der Klimawandel wurde künstlerisch angegangen. Die Kehrmaschine gehört nicht zum Bild, passte aber irgendwie so gut.
In diesem Jahr finden die Streetart Tage in Wilhelmshaven vom 4. bis 6. August statt, wenn ihr in der Ecke seid, schaut es euch an, es lohnt sich. Drumherum gibt es noch eine Menge Angebote, leckeres essen und Entertainment.
Aus der City ging es dann raus an den Handelshafen und den Jade-Ems Kanal. Dort gab es zum einen, wenn auch außer Konkurrenz, nochmal Kunst im öffentlichen Raum.
Ihr wisst es ja aus meinen anderen Beiträgen, Industriekulissen, Eisenbahnen und Häfen, da stehe ich drauf. Deshalb habe ich mich sehr gefreut auf einem Abstellgleis an einem Betrieb für Metallverwertung diese kleine Diesellok entdeckt zu haben.
Im Handelshafen lag dann diese Karkasse, dauert wohl noch ein wenig, bis damit jemand auf große Fahrt geht.
Ein Stück weiter liegt ein ehemaliges Mienensuchboot der Marine. Wenn ich das richtig sehe müsste das die “Steinbock” sein, ein Boot der Schützeklasse aus den 1950er Jahren. Seine beste Zeit hat diese Einheit wohl hinter sich.
Das nächste Ziel war dann, ihr kennt mich, der Flugplatz in Wilhelmshaven. Der Jade-Weser Airport ist klein, aber fein. Es gib eine gute Gastro, nicht unwichtig 😉 , und durchaus spannende Flugbewegungen. Neben vielen kleinen Sportflugzeugen machte sich auch ein Heli von Wiking auf den Weg raus zu einer Bohrinsel.
Auf dem angrenzenden Deich wurde ich auch gleich mal von der örtlichen Gang begrüßt. Coole Typen, wenn auch etwas wortkarg.
Über den Banter Seedeich bin ich weiter in Richtung Innenhafen gefahren. Wenn ihr mal in der Ecke seid, das ist eine toll zu fahrende Strecke, ihr radelt auf der Deichkrone und habt einen tollen Blick über das Wasser. Herrlich.
Sicher eines der bekanntesten Wahrzeichen von Wilhelmshaven ist die Kaiser Wilhelm Brücke, die größte Drehbrücke Europas. 1907 eingeweiht verbindet sie noch heute die Südstadt mit dem Südstrand.
Direkt daneben befindet sich das Deutsche Marinemuseum. Vor der Tür wird man von einem Starfigther der Marineflieger empfangen, ein elegantes Flugzeug, auch wenn die Geschichte in Deutschland es nicht gut mit ihm meinte. Als Abfangjäger konzipiert, nutzte die BRD den Jet auch als Jagdbomber, das Resultat war wohl eine der schwersten Unfallserien mit Kampfflugzeugen im Westen.
Das faszinierendste Exponat ist aber sicherlich der Lenkwaffenzerstörer Mölders. 1969 wurde das Schiff in Dienst gestellt und seit 2005 ist es als Museumsexponat zugänglich. Einen Besuch auf dem Schiff kann ich nur empfehlen, man wird mittels Rundgang durch das ganze Waffensystem geführt und erfährt eine Menge über das Leben an Bord.
Etwas weiter durch befinden sich dann die Liegenschaften der Marine. In einem kleinen Nebenbecken kam mir die Senckenberg vor die Linse, ein Forschungsschiff, welches unter anderem der Ausbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dient.
Zurück in Richtung Innenstadt bin ich dann über die Kaiser-Wilhelm Brücke gefahren. An der Sankt Willehad Kirche, dem ältesten katholischen Gotteshaus der Stadt, vorbei ging es durch die City und hinaus in den Stadtteil Bant.
In Band gab es zwischen 1944 und 1945 eine Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme. Die Häftlinge die dort untergebracht waren mussten in der nahen Kriegsmarinewerft zwangsarbeiten. Die Grundrisse der Baracken wurden freigelegt und an dieser Stelle befindet sich heute die Gedenkstätte. Es fasst mich an solche Ort zu besuchen. Immer wieder. Umso wichtiger ist es, genau das zu tun und gegen Unrecht aufzustehen und sich zu engagieren.
Mein Weg führte mich wieder zurück zum Ems-Jade-Kanal, dieses mal aber auf der anderen Seite. Ganz spannend, bei meiner Tour in Emden war ich am anderen Ende dieser Verbindung und habe mir die Kesselschleuse angesehen. Nun ja, dieses Mal ging es in Wilhelmshaven ein Stück am Kanal entlang.
Stellenweise war das richtig wild romantisch zugewuchert am Ufer, an einer kleinen Werft lagen etliche Schiffe, die deutliche Patina-Spuren zeigten. Irgendwie einfach schön.
Ein Stück weiter überspannt eine interessante Klappbrücke den Kanal. Rund um diese Eisenbahnbrücke wurde gebaut, so dass ich einen kleinen Umweg fahren musste, war aber kein Problem, der Weg ist ja das Ziel.
Am Kanal entlang bin ich dann bis nach Sande geradelt. Für mich als Allergiker war dieser Randschnitteinsatz hier eine echte Herausforderung 😉 .
Das Fahrrad ist hier oben durchaus ein beliebtes Verkehrsmittel, ich hab ne Menge Menschen auf Drahteseln gesehen. Mittels Knotenpunktsystem scheint man auch gut voran zu kommen. Ich bin ja nach Navi und meiner geplanten Route gefahren, brauchte die Knoten also nicht.
Die Bahn fuhr lange Zeit mitten durch den Ort, seit kurzem gibt es eine Umgehung. Als ich dort war, lag man damit in den, Achtung – Mörderwortwitz, letzten Zügen. Die Bahnbrücke über den Ems-Jade Kanal ist aber natürlich noch da, wenn auch die Gleise fehlen.
In Sande befindet sich das Nordwest-Krankenhaus. Dort findet man dieses Mural an einer Wand. Faszinierend und es lockert vor allem die triste Wand enorm auf.
Für mich als Hubschrauber-Fan ist natürlich auch die Tatsache das das Krankenhaus Standort für den Rettungshubschrauber Christoph 26 ist interessant.
Die ADAC Luftrettung setzt dort einen Hubschrauber mit Winde und 24 Stunden Einsatzbereitschaft ein. Die Station wurde am Standort komplett neu gebaut und wenige Tage nach meinem Besuch offiziell eingeweiht. Ich hatte Glück und konnte den Heli schon dort stehen sehen. Ein wirklich vielfältiges und spannendes Einsatzgebiet haben die Crews da vor Ort.
Einen kurzen Abstecher zum ältesten Gebäude von Sande, der St.-Magnus-Kirche aus dem Jahr 1351 habe ich dann noch unternommen, bevor es wieder in Richtung Norden aus der Stadt hinaus ging.
Über die neue Bahnstrecke hinweg war mein nächstes Ziel Accum. Wie sagte ein Kollege neulich zu mir? “Du hast doch mittlerweile auch nen Mühlefetisch entwickelt, oder?” Da ist was Wahres dran.
Die Accumer Mühle ist aber auch wirklich einen Besuch wert. Gebaut 1746 ist sie heute voll funktionsfähig und einfach toll anzuschauen. Wenn ihr also mal da oben in der Gegend seid, schaut sie euch an, es lohnt sich sehr.
Ganz in der Nähe liegt auch die Burg Kniphausen, ebenfalls ein tolles Ziel auf meiner Tour. Mir zeigen solchen Radtouren immer wieder, der Norden ist so viel mehr als “nur Küste”. Es gibt so viele spannende Dinge zu entdecken. Es lohnt sich, sich einfach mal aufs Rad zu schwingen und loszudüsen.
Ich sag da jetzt mal nix zu 😉
Nun gut, über Land ging es dann zurück in Richtung Innenstadt. Dabei bin ich noch an zwei tollen Wandgemälden vorbeigekommen, die aber nichts mit dem Wettbewerb zu tun haben. Stark sind die trotzdem.
Und das soll es dann auch schon wieder gewesen sein. Ich habe noch einen Relive Clip für euch und hoffe natürlich, wie immer, es hat euch gefallen. So langsam, Stück für Stück, arbeite ich das Jahr 2022 blogtechnisch auf, ich hoffe, ihr habt noch Lust auf einige weitere Berichte.
Bleibt gesund und munter,
Euer Martin
Hallo Martin,
die Streetart-Gemälde sind echt der Hammer so etwas sah ich bisher nicht. Auch die Wandgemälde/Murals gefallen mir sehr gut. Ich steh ja auf diese Gemälde 🙂 Deine Tour war wieder voll mit interessanten Motiven und Stellen. Hat Spaß gemacht in Gedanken mitzuradeln.
Viele Grüße, Brigitte
Vielen Dank für die lieben Worte, freut mich sehr, wenn es gefallen hat.
LG Martin
Hallo Martin,
wow was für ein toller Beitrag!
Die Straßenmalerei war ja der Hammer, toll was diese Menschen können und wie kreativ sie an die Themen herangegangen sind – wirklich beeindruckend!
Die Bilder von den Schiffen und Fliegern mit den jeweiligen Hintergrundinformationen sind weitere Gründe, warum ich bei dir so gerne vorbei schaue.
Die “Wollmäuse-Gang” auf dem Deich kann auch ziemlich lautstark sein, mit denen habe ich ja jeden Tag zu tun:)).
Ich wünsche dir eine schönes Wochenende
Liebe Grüße Dagmar
Vielen Dank für die lieben Worte 😍. Da macht es gleich doppelt so viel Spaß, diese Beiträge zu schreiben. Ich sitze schon am Nächsten 😁
LG und ein schönes Wochenende,
Martin