Hallo zusammen,
es gibt wieder ein Radtour. Ich sitze ja wieder unheimlich gern auf dem Rad, für mich ist es DAS Mittel um den Kopf frei zu bekommen und um ein wenig abzuschalten. Gerade in den aktuellen Zeiten halte ich das für sehr wichtig. Einfach losradeln tue ich zwar auch mal ganz gern, besser “in Tritt” komme ich aber, wenn ich ein ziel vor Augen habe. Bei meiner Tour am letzten Sonntag war dieses Ziel Christoph 9. Warum Christoph 9? Erzähle ich später, erstmal ging es in den Sattel und durch die Krefelder City zu einem Tourihotspot in Krefeld, unserer Burg Linn.
Schon immer ein Hingucker und ein beliebtes Radelziel, gewinnt das “Museum Burg Linn”, zu dem auch eine große archäologische Abteilung und ein römisches Gräberfeld gehört, spätestens mir der aktuellen Leiterin Jennifer Morscheiser an Profil. Schon cool, was “auf der Burg” so alles passiert. Wenn ihr da Interesse habt, schaut Euch mal die Website an. HIER LANG
Aber dieses Mal war die Burg nur Etappe, nicht das Ziel. Weiter ging es in Richtung Rhein. Nutzt ihr die App Komoot für Tourenplanung? Wenn ja, kennt ihr sicher den Satz “Es gibt Passagen, da wirst du Dein Rad eventuell tragen müssen”. Der taucht in Beschreibungen immer dann auf, wenn es Treppen oder Hindernisse zu überwinden gilt. An den Satz musste ich denken, als ich mein Bike durch diesen Baum gehoben habe 😉 .
Über den herrlichen Deichradweg, den man aktuell als Radler unten zu fahren hat, oben laufen die Spaziergänger und Jogger, Corona sei Dank, führte mich mein Weg dann zur Michaela 2, der Rheinfähre nach Kaiserswerth. Genau wie im normalen ÖPNV auch gilt es auch hier schon an der Anlegestelle und erst recht auf dem Schiff eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Ich verstehe das Problem eigentlich nicht, es gibt aber offenbar immer noch Menschen, die diesen Lappen im Gesicht als den massivsten Eingriff in die Persönlichkeitsrechte seit langem ansehen. So gab es auch dieses Mal ein bisschen gemuffe zwischen zwei Fahrgästen, aber am Ende hatten dann alle eine Maske auf und konnten die Fähre betreten.
Während ich mit den beiden Streihähnen fast allein auf der Fähre war, war auf dem Rhein selbst eine Menge los, jede Menge Schiffe fuhren bergan oder zu Tal. Ein reges Treiben herrschte auf dem Wasser.
Wenn man schon mal in der Ecke ist, muss man natürlich auch am Flughafen herumfahren ;). Die Passagierluftfahrt liegt in der Tat immer noch am Boden, es gab faktisch keine Flugbewegung zu sehen. Im GAT, das ist die Abkürzung für “General Aviation Terminal”, also die Privatflieger oder Geschäftsreisejets standen einige interessante Flugzeuge herum, bewegt hat sich indes nichts. Die wunderschöne Embraer Phenom 300 stand aber direkt am Zaun und man konnte einen Blick erhaschen. Das soll keine Werbung sein, aber wenn ihr mal Bock habt, mit dem Teil zu fliegen, HIER gibt es die Infos dazu 😉 Leider war der letzte Satz unbeauftragt und unbezahlt….
Vom Flughafen aus ging es dann am Fernbahnhof vorbei in den Wald rum um Tiefenbroich und Lintorf. Ein paar andere Radler waren unterwegs, aber die meiste Zeit konnte ich über herrliche Waldwege völlig allein dahinfahren. Das tat wirklich gut. Ziel war zunächst der Entenfang und dann die Sechs-Seen-Platte.
Der durch Kiesausgrabungen entstandene See “Entenfang” war schon in meiner Jugend oft das Ziel von Ausflügen. Schöne Ecke da, viel Wald und Natur. Dort gibt, oder besser gab, es auch einen Haltepunkt der Bahn. Ich habe da oft gestanden und Eisenbahnen fotografiert, den Haltepunkt hat die Bahn aber wohl aufgegeben. Ist irgendwie an mir vorbei gegangen.
Nun ja, dann eben nicht ;). Über die Brücke da im Hintergrund ging es dann weiter in Richtung Sechs-Seen Platte. Früher war unter der Brücke eine Werkstatt der DB Gleisbau, heute ist es eine Werkstatt für Nebenfahrzeuge, also ein Sammelbecken interessante Eisenbahnfahrzeuge. Ich bin aber tatsächlich nur fix drüber geradelt und weiter ging es.
Das Seengebiet Sechs Seen Platte ist ein größeres Naherholungsgebiet auf Duisburger Stadtgebiet und war, ebenso wie der Entenfang, für mich als Kind ein beliebtes Ausflugsziel. Und damit kommen wir auch so langsam zu Christoph 9.
Direkt an der Sechs-Seen-Platte liegt nämlich die BGU, die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik. Sie ist auch der Stützpunkt des Rettungshubschraubers Christoph 9. Ich habe irgendwie ein langes Verhältnis zu diesem Hubschrauber. Als Kind war ich immer völlig fasziniert, wenn der knallorangene Heli irgendwo zum Einsatz kam. Oft bin ich mit dem Fahrrad los, wenn ich ihn gehört habe. Ich hab damals in der Nähe eines Krankenhauses gewohnt und Christoph 9, damals noch ausgestattet mit einer BO-105 landete dort recht regelmäßig. Ich kam mit den Piloten ins Gespräch, hab viel gelernt und habe die Menschen und das was sie tun hinter Christoph 9 immer bewundert. Die BO-105, hier ein Bild, welches ich vor Jahren gemacht habe, war schon ein tolles Gerät und der Klang echt eine Wucht.
In diesem Jahr begehen wir in Deutschland tatsächlich bereits 50 Jahre Luftrettung. 2015 feierte Christoph 9 sein 40 jähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt schon mit der aktuellen Maschine, der EC-135. Seit meiner Jugend begleitet mich der Hubschrauber irgendwie, ich schaue ihm immer noch nach, wenn ich ihn sehe und ich mache auch immer noch Bilder.
Den konkreten Anlass bei dieser Tour mal wieder zur Station zu fahren gab der Geburtstag von Marko Brade, ihn habe ich bei einem meiner Besuche dort kennengelernt und hab tatsächlich vergessen ihm pünktlich zum Geburtstag zu gratulieren 😉 Da mir das in einem sozialen Netzwerk angezeigt wurde, habe ich das fix nachgeholt und mir gedacht, man könnte ja mal wieder zum Heli fahren. Gesagt, getan.
Wie gesagt, ich finde die Arbeit dort wichtig, engagiert und professionell. Dafür an dieser Stelle vielen Dank, jeden Tag zur Arbeit gehen um Leben zu retten und für andere da zu sein. Perfekt.
Von der Station aus ging es dann so langsam aber sicher wieder in Richtung Heimat. Nächste Etappe war die Rheinbrücke in Uerdingen. Auf dem Weg dahin kam ich auch wieder am Stahlwerk von HKM vorbeigekommen. Als “Kind ausm Pott” kann ich mich der Faszination ja nicht wirklich entziehen. Jedes Mal halte ich dort einen Moment inne, schaue über die vielen Gleise auf das Werk. Keine Ahnung wo diese Industrieromantik herkommt, hat man wohl in den Genen 😉
Na ja, der restliche Weg war dann ein Katzensprung. Über die Rheinbrücke ging es wieder über den Fluss, ist gerade ein bisschen wenig Wasser drin, ehrlich gesagt. Nun ja, war ja auch ziemlich trocken in den letzten Wochen. Von Uerdingen aus führte mich der Weg dann über bekannte Pfade über Bockum wieder nach Hause.
Eine tolle Tour war das. Viel Natur, ein bisschen Industrie, ein bisschen Eisenbahn und Fliegerei, so wie ich es mag. Ich hab Euch noch einen Relive Clip angehangen und hoffe, Euch hat der Bericht gefallen. Wenn ihr Fragen habt, immer her damit.
Bleibt gesund, Euer Martin