Amsterdam. Der Auftrag, der kalte Krieger und der Nieselregen

Hallo zusammen,

das letzte Wochenende war bei mir sehr Fahrrad geprägt ;). Am Samstag die herrliche Tour nach Styel und am Sonntag sollte es direkt wieder aufs Rad und in die Niederlande gehen. Eine Kollegin von mir hat für den Blog der Mediothek einen schönen Beitrag über einen Amsterdam-Besuch geschrieben, aber keine Fotos gemacht. Und so ein Blogpost ohne Bilder ist ja irgendwie nur halb so schön. Also hab ich mir gedacht, machste doch ne Tour durch Amsterdam und lieferst die Bilder nach ;). Also, früh Morgens los gefahren und am Flughafen in Amsterdam geparkt und dann das Rad abfahrbereit gemacht.

Ehrlich gesagt war ich zu diesem Zeitpunkt schon genervt, war ich doch bei blauem Himmel in Krefeld aufgebrochen und jetzt bei stürmischem Nieselregen in Amsterdam angekommen. Die 16 Grad empfand ich noch als angenehme Abkühlung, der 28 km/h Wind und der Nieselregen….nun ja, man ist ja nicht aus Zucker. Und, zuerst kam die ganze Suppe auch von hinten und so kam ich ganz gut voran. Nass zwar, aber immerhin zügig 😉

Es wurde im Laufe der ersten Kilometer etwas weniger nass und so langsam fing mir die Sache sogar an Spaß zu machen. Durch die ersten Vororte von Amsterdam führte mich mein Weg dann auch an der „Mühle von Sloten“ vorbei. Diese, im Jahr 1847 gebaute und heute immer noch voll funktionsfähige, Mühle dient dazu, Wasser aus dem Polder davor zu pumpen. Bei ihrer Errichtung war sie das modernste, was man so auf dem Markt bekommen konnte und ersetzte durch neuartige Pumpen knappe 80 Mühlen. Auch heute noch ist das ein spannendes Bauwerk und es lohnt sich, dort mal anzuhalten. Wer weiß, wäre ich nicht mit dem Rad in die Stadt gefahren, ob ich jemals diese Mühle entdeckt hätte.

Weiter ging es in Richtung Zentrum. Auch in Amsterdam, wie in den anderen niederländischen Städten in denen ich bisher per Rad unterwegs war, gibt es wunderbare Radwege, oftmals mit baulicher, immer aber mit einer optischen Abgrenzung zum Autoverkehr. Bei diesem Weg hier, hatte ich sogar etwas Wetterschutz durch die Bäume 😉

Und dann wurde es städtischer, viele Häuser, immer mehr Menschen und Radfahrer und eine Menge interessanter Dinge gab es zu entdecken. Diesen toll gepflegten Opel zum Beispiel. Der sah wirklich aus wie gerade vom Band gelaufen.

Wirklich schön ist dann der Abschnitt durch den Vondelpark. 47 Hektar Park mitten in der Stadt, wenn man dort unterwegs ist, ist es einfach nur schön. Viel grün, viele Menschen auf Rädern oder joggend unterwegs. Selbst bei dem, mittlerweile etwas trockener werdenden, Mistwetter war es dort richtig voll. Der Park steht seit 1966 unter Denkmalschutz und ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man in Amsterdam ist.

Nächster Halt, Rijksmuseum Amsterdam. Zum einen mein Foto“auftrag“, zum anderen ein wirklich sehr sehenswertes Gebäude. Bei einem meiner letzten Besuche dort war ich auch im Museum und habe mir, natürlich, auch das Bild „Die Nachtwache“, welches übrigens eigentlich „Die Kompanie Kapitäns Frans Banning Cocq und Leutnant Willem van Ruytenburgh bereit für den Aufbruch zum Marsch“ heißt, angesehen. Es ist mir bei solchen bekannten Kunstwerken schon öfter so ergangen, steht man wirklich vor ihnen, üben sie eine fast magische Anziehung aus. Man kann sie sich im hochauflösenden 3D anschauen, man kann einen 4K Monitor nehmen….nichts ist damit zu vergleichen vor dem echten Stück Leinwand zu stehen. Will sagen, geht in Museen, schaut Euch Kunst an. Es macht was mit euch…immer.

Radeln in Amsterdam Mitte ist dann schon eine andere Hausnummer. Versteht mich nicht falsch, oftmals gibt es Radwege, bei manchen engen Straßen neben Grachten aber auch nicht. Es wird mit ziemlicher Geschwindigkeit geradelt und wenn man nicht hochkonzentriert ist, sitzt man mit dem Hintern schneller im Wasser als man „Gracht“ sagen kann ;). Ich mag das, mir macht das Spaß. Die Stadt brummt, lebt, ist quirrlig und sprüht vor Aktivität. Dort mit dem Rad unterwegs zu sein ist herrlich. Wenn man denn mal den Blick von der Straße nehmen kann, gibt es immer wieder spannendes zu entdecken. Marge und Maggie auf dem Balkon zum Beispiel…

Oder Menschen, die für das perfekte Foto wilde Klettereien hinlegen, wollen wir hoffen, dass sich das gelohnt hat. Im Hintergrund, also da wo ich stehe, ist übrigens das Rijksmuseum, also ein durchaus spannendes Motiv ;).

Vorbei an Grachten und vielen Fahrrädern bin ich dann zum Hauptbahnhof geradelt, dort einmal scharf rechts ab und schon steht man vor der Öffentlichen Bibliothek in Amsterdam. Meistens bin ich dort kurz, wenn ich in der Stadt bin, man kriegt dort nämlich, neben einem tollen Blick, auch leckeres Essen ganz unterm Dach.

Wir in Krefeld haben einige Fahrradständer vor der Bibliothek, in Amsterdam gibt es einen, kostenfreien, öffentlichen Fahrradparkkeller ;). Es gibt noch das riesige Radparkhaus direkt am Bahnhof, aber auch fast neben der Bibliothek kann man sein Rad sicher abstellen. Neben den Parkplätzen findet sich dort auch noch ein Fahrradverleih. Praktisch.

Sagte ich schon mal, dass die Infrastruktur fürs Radeln in den Niederlanden….ach, lassen wir das. In der Bibliothek gab es WiFi und eine leckere Pizza, außerdem konnte ich mein Handy ein wenig aufladen. Gute Sache und hier ist das mit der Bibliothek als dritter Ort schon ganz gut umgesetzt.

Gestärkt und mit vollem Akku, also dem vom Handy, ging es wieder aufs Rad. Im Grunde direkt hinter der Bibliothek liegt das Kreuzfahrt-Terminal von Amsterdam. Am vergangenen Sonntag lagen dort gleich zwei Kreuzfahrer der Holland-America Linie, mit der „Koningsdam“, einem recht neuen Schiff, und der „Prinsendam“ einem Schiff von 1988, welches Anfang 2019 die Flotte verlässt, auch zwei Generationen Kreuzfahrtschiffe. Schon spannend zu sehen.

Apropos Schiff. Bis 1984 gab es in Amsterdam die NDSM-Werft, eine Werft, in der Frachter und zuletzt Tanker gebaut wurden. Nach der Pleite 1984 tat sich eine zeitlang gar nichts und aktuell entwickelt sich dort ein tolles Szeneviertel. Nette Bars und Restaurants und viele Kreativfirmen haben sich angesiedelt. Vom Hauptbahnhof, an dem ich mittlerweile wieder angekommen war, fahren Fähren, kostenfrei, über die IJ direkt an die Werft.

Die Überfahrt lohnt sich. Zum einen hat man einen tollen Blick auf Amsterdam von der „Seeseite“ aus, zum anderen landet man direkt im Werftviertel. Kurz vor dem Anlegevorgang passiert man auch ein altes U-Boot. Das sowjetische Boot der Zulu Klasse, genauer ist es die B-80, wurde 1957 in Dienst gestellt und durchstreifte die Tiefen der Nordsee. Irgendwann nach der Außerdienststellung hat ein Investor das Boot gekauft und wollte aus dem Waffensystem des kalten Krieges ein Partyboot machen….nun ja, so richtig gerockt hat das nicht und der Kahn liegt jetzt hier im Hafen herum.

Dazu passte dann allerdings das graue Wetter sehr gut, sah aus wie Murmansk am Anfang des Films „Jagd auf Roter Oktober“ 😉 Das Werftviertel an sich hat diesen postindustriellen Charme, den ich ja auch an vielen Ecken im Ruhrgebiet sehr mag. Mit der großen, noch aktiven Werft von Damen und eben vielen Restaurants und „hippen“ Firmen hat aber auch schon die Moderne Einzug gehalten. Also, auf jeden Fall spannend dort. Als ich gerade auf dem Weg zurück zur Fähre war, entdeckte ich noch Streetart „in progress“, dort wurde gerade dran gearbeitet.

Mit der Fähre ging es wieder über die IJ, aber nicht zurück zum Bahnhof, sondern gerade rüber und vor dort aus, so langsam, wieder in Richtung Flughafen. Ab jetzt hatte es zwar aufgehört zu regnen, aber es war richtig fies windig geworden.30 km/h, in Böen 58 km/h sagte die App….und genauso fühlte sich das auch an. Es war schon anstrengend. Froh über jeden Grund anzuhalten habe ich dann noch diese Batman und Robin Kühe (WTF??) fotografiert…

…bevor es nach und nach wieder ländlicher wurde. Grachten, flache Radwege, Brücken, Felder und….Wind.

Kurz vor dem Parkplatz am Flughafen noch ein scharfer links Knick und dann auf den Radweg parallel zur Polderbaan. Das ist eine der Landebahnen des Flughafens Amsterdam und man radelt tatsächlich direkt neben den Flugzeugen her. Ein irres Gefühl. Wie sehr die Luftfahrt fasziniert sah man zum einen auf dem Parkplatz, der, trotz nicht so tollem Wetter, proppenvoll war.

..und an all den Menschen, die mit Klappstühlen und Kühltaschen bewaffnet die Landebahn säumten und schauten, quatschten, filmten und fotografierten. Einfach toll.

Und mit diesem Bild einer Boeing 747 schließe ich dann auch den kurzen Bericht über einen nassen, aber wunderschönen Ausflug nach Amsterdam. Wie immer gibt es im Anschluss noch einen Relive Clip und ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß und habt vielleicht das ein oder andere Ziel aus dem Bericht mitgenommen. Wie immer habe ich alles selbst bezahlt, mich hat keiner beauftragt oder mir Geld gegeben….ich habs einfach aus Spaß gemacht.

 

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

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