Hallo zusammen,
ich leite jetzt nicht wieder damit ein, dass ich ja zu nichts komme und deshalb immer so viel Zeit zwischen zwei Blogbeiträgen vergeht 😉 . Stattdessen möchte ich euch heute auf eine Radtour mitnehmen, die schon im September stattgefunden hat. Es ging mal wieder in die Niederlande. An den Wochenenden ist es dort möglich sein Fahrrad mit in den Zug zu nehmen und zwar den ganzen Tag über. Unter der Woche fallen die Morgen- und Abendstunden raus, da dort Platz für die Pendlerinnen und Pendler gebraucht wird. Die Intercity-Züge haben nur wenige und kleine Radabteile, anders als zum Beispiel in unseren Nahverkehrszügen. Deshalb kann ich die Regelung gut verstehen, sie macht mir aber Radtouren unter der Woche in den Niederlanden unattraktiv, da ich viel zu spät starten könnte. Also habe ich mir einen Sonntag rausgesucht. Los ging es mit der Bahn über Viersen und Venlo ins niederländische Leiden.

Die niederländische Bahnapp macht Laune, man kann sich den aktuellen Zug anschauen, die Geschwindigkeit und die Strecke. Warum die ICs auf den Gleisen allerdings derartig schwanken, dass man sich bisweilen auf einem Schiff in der Biskaya wähnt – es bleibt mir ein Rätsel.


Nun ja, leicht seekrank aber glücklich bin ich dann um etwa halb Elf angekommen und habe mich aufs Rad geschwungen. Leiden liegt in der Provinz Südholland und ist wirklich richtig schön.

Natürlich gibt es viel Wasser, Grachten und wunderschöne Gebäude, aber auch das radeln dort ist, wie in so vielen niederländischen Städten, ganz entspannt und, ja, einfach schön.




In östlicher Richtung bin ich dann aus der Stadt hinausgefahren, das Ziel war Amsterdam.


Es wurde dann auch ziemlich schnell deutlich ländlicher. Man ahnt es zwar, nicht zuletzt, weil es ja auch ein wenig ein Klischee ist, aber wenn jemand auf Windmühlen steht, ist er in den Niederlanden ganz gut aufgehoben.

Aber im Ernst, die Wege sind gut ausgebaut, lang und führen oftmals zu Windmühlen hin oder an ihnen vorbei. Autos bekommt man nur äußerst selten zu Gesicht und es ist vor allem auffallend still, vom Wind abgesehen.


Ab und an wird die Stille vom betörenden Säuseln von Jet-Triebwerken unterbrochen, der Flughafen Amsterdam ist nicht weit weg.

Kurz drauf ist es dann aber wieder still und halt auch irgendwie „typisch niederländisch“.

OK, das erklärt dann auch die hohe Anzahl an Windmühlen 😉 .


Haben wir schon über Radwege in den Niederlanden gesprochen? Nun ja, meistens sind die Wege fürs Fahrrad baulich deutlich von denen fürs Auto getrennt. Wo das räumlich mal nicht klappt, funktioniert das mit der Farbe ziemlich gut. Also wenn ich hier aus der „Fahrradbubble“ immer höre „Farbe ist keine Infrastruktur“, dann stimmt das zwar, aber Farbe ist ein guter und auch in den Niederlanden erprobter Weg um das Radfahren sicherer zu machen.

Auf meinem Weg weiter in Richtung Amsterdam sah ich mich sowieso eher anderen Herausforderungen gegenüber als motorisiertem Verkehr. Hier hat das Schaf das Hausrecht und wir Radelnden machen brav einen Bogen drum. Klappt super.


Man hat das Gefühl, wenn in den Niederlanden etwas gebaut wird, muss es immer irgendwie auch ein cooles Design haben, gilt auch für Brücken. So macht dann auch das Radeln Spaß und es ist nicht ganz so reizarm.

Das mit dem Reizarm ist nämlich der einzige Nachteil der tolle Radinfrastruktur. Bei unseren Nachbarn ist das Rad kein Freizeitobjekt, sondern ein vollwertiges Verkehrsmittel. Das bedeutet oft gibt es sehr gut ausgebaute, sehr gerade und sehr lange Radwege. Will ich schnell von A nach B ist das genial – möchte ich ein bisschen Abwechslung oder spannende Dinge entdecken, nun ja, dann muss ich in der Regel immer irgendwie abfahren.

Zwischen Leiden und Amsterdam liegt aber etwas, zumindest für mich, durchaus interessantes. Der Flughafen Schipol, der internationale Airport Amsterdams. Vom Fluggastaufkommen her ist AMS, so das Drei-Buchstaben-Kürzel, der viertgrößte Airport in Europa. Für uns Flugzeugfans und Fotografen ist es besonders genial, dass es oftmals keine hohen Zäune, sondern breite Grachten gibt, gerade parallel zur Polderbaan ist das ziemlich beeindruckend. Wo kann man schon direkt neben startenden Flugzeugen radeln?

Die Faszination für die Luftfahrt habe ich schon lange, mein Vater ist mit mir im Kinderwagen schon zum Flughafen spaziert, wahrscheinlich sind die Kerosindüfte in früher Kindheit für die heutige Begeisterung verantwortlich 😉 . Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch in Amsterdam am Flughafen immer. Auch wenn man vielleicht nicht ganz so Flugzeugverrückt ist wie ich, der Faszination direkt neben den Flieger zu stehen können sich nur wenige entziehen.

Immer wieder trifft man an Flughäfen Menschen, die das „spotten“, also das Flugzeugfotografieren oder -schauen nicht nur selbst vor Ort praktizieren, sondern es via Livestream in hunderte Haushalte transportieren. Feier ich sehr. Im deutschsprachigen Raum sei da mal der Youtube-Kanal „Fluggesellschaft“ genannt, deren Übertragungen sind ziemlich cool. Schaut gern mal hier:
Warum komme ich drauf, als ich mit meinem Rad vorbeigefahren bin, war auch ein Kollege mit streamen und filmen beschäftigt. Hach, ich liebe diese Community einfach.

Wie schnell die Abfertigungszeiten manchmal sind, sogar bei Frachtflugzeugen, kann man an der Boeing 747 von Cargolux Italia erkennen, auf meinem Weg aus Leiden hinaus habe ich sie bei der Landung gesehen, hier ging sie schon wieder raus, sie war allerdings auch sehr leicht, also vielleicht wurde nur ein bisschen Fracht ausgeräumt.

Als Flugzeugfan kann man sich hier eigentlich nicht sattsehen und ich musste mich schon ein bisschen zwingen weiter zu fahren. Nun ja, ein paar Meter ging es ja noch parallel zu den Fliegern weiter.


Ein paar Vögel mussten noch verscheucht werden, die vertragen sich nicht so gut mit den Triebwerken der Jets…

…und mit dem Start eines „Dreamliners“, einer Boeing 787, der Tui ging es dann weiter für mich in Richtung Innenstadt von Amsterdam.

Ich schrieb es ja schon mal, die Wege sind super ausgebaut, aber so richtig schön ist es dann auch in den Niederlanden nicht immer. Kurs direkt auf die Stadtmitte zu.

Aber Amsterdam kann auch anders, in den Vororten angekommen, zeigte sich die Stadt von ihrer beeindruckenden Seite. Tolle Streetart und wunderbare Fassaden.


Amsterdam ist so lebendig, so pulsierend. Gerade wenn man vorher eine ganze Weile über das platte Land gefahren ist und außer Schafen wenig Lebewesen zu Gesicht bekommen hat. Gerade die Viertel rund um die Alte Kirche sind gut besucht.


Dort findet sich auch die Skulptur „Belle“. Sie steht direkt vor der Kirche in ihrer angedeuteten Tür. Die Statue zeigt eine Sexarbeiterin und stammt von der Künstlerin Els Rijerse. Das Denkmal soll Respekt gegenüber all jenen ausdrücken, die als Sexarbeiterin oder -arbeiter tätig sind. Das ist deshalb hier so sinnvoll, weil sich um die Kirche herum das Rotlichtviertel von Amsterdam befindet.

Mittlerweile war das Wetter wirklich schön geworden, die Fassaden der Häuser strahlten mit der Sonne um die Wette.


Am Hauptbahnhof vorbei bin ich dann weiter nach Amsterdam Bijlmer ArenA geradelt. Dort in den Zug nach Hause zu steigen hat den Vorteil, dass ich bis Venlo nicht mehr umsteigen musste.

Vom Hauptbahnhof aus, hätte ich in Eindhoven den Zug wechseln müssen. So war es dann deutlich bequemer. Nach etwa 70 Kilometern war meine Tour dann auch zu Ende. Schön war es, wie jedes Mal, wenn ich in den Niederlanden mit dem Rad unterwegs bin. Kann ich euch nur empfehlen, dass mal auszuprobieren. Wenn ihr Fragen habt, immer her damit.

Ich hoffe, euch hat der Beitrag gefallen, ich habe mir jetzt schon als Vorsatz für 2026 vorgenommen, wieder regelmäßiger zu bloggen, mal sehen, ob es klappt. Jetzt wünsche ich euch aber erstmal eine gute Zeit, bleibt gesund und lest gern wieder rein, wenn ihr mögt.
Euer Martin