Glück Auf, ihr Lieben,
ich war mal wieder mit dem Rad unterwegs, wenn ihr mögt, nehme ich euch in diesem Blogbeitrag hier wieder mit auf Tour. Unbezahlt und unbeauftragt, wie immer halt ;).
Wenn es die Termine und das Wetter zulassen versuche ich in der Regel am Wochenende aufs Fahrrad zu kommen. Am ersten Februarwochenende versprach der Wetterbericht lediglich am Samstag radfreundliches Wetter. Also, ging es am Samstag auf Tour. Eigentlich wollte ich endlich mal den Emscher-Radweg komplett fahren, allerdings gibt es aktuell eine Menge Baustellen und Umleitungen auf der Strecke, also habe ich mir eine eigene Route überlegt. Der Start war aber der gleiche, los ging es in Holzwickede. Ich bin mit dem Zug angereist, ganz früh, damit ich möglichst allein unterwegs bin. Das hat auch gut geklappt, erst mit der DB Regio bis nach Duisburg.
Und dann weiter mit der Eurobahn, über Dortmund, bis zum Ziel. In beiden Zügen ware ich fast allein und auch die Radabteile waren leer. So macht das Bahnfahren tatsächlich Spaß.
Ich war einige Minuten vor Sonnenaufgang dort und bin dann erstmal zum Flughafen Dortmund geradelt. Der liegt nur wenige Kilometer vom Bahnhof Holzwicke entfernt. Am Flughafen ist, neben der Polizei, auch “Christoph Dortmund” stationiert, ein Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung stationiert. Ganz frisch wurde dort das Muster gewechselt, die Station hat nun einen modernen Airbus H145 im Einsatz. In Kürze wird dieser noch mit einer Winde ausgerüstet. Hier gibt es Presseinfos dazu.
Der Flughafen Dortmund ist die deutsche Basis der ungarischen Fluglinie “Wizz Air”. 2003 wurde sie gegründet und hat sich seitdem vor allem mit Flügen in den Osteuropäischen Raum etabliert. Als ich vor Ort war machte sich dieser Airbus hier gerade auf den Weg ins polnische Olsztyn.
Wenige Minuten später kam eine weitere Maschine aus dem bulgarischen Varna hereingeschwebt. Also, wer sich für Flotte der Wizz interessiert, der ist in Dortmund gut aufgehoben 😉
Ich bin dann weitergeradelt, nicht ohne noch kurz an diesem Mercedes AMG zu stoppen, die Farbe habe ich schon aus etlichen hundert Metern leuchten sehen….ich sag mal so, muss man mögen, gell? 😉
In einem Bogen bin ich dann vom Flughafen weg in Richtung Emscherquellhof gefahren. Dabei bin ich dann auch wieder durch Holzwickede geradelt, allerdings auf der anderen Seite des Bahnhofes entlang. Dabei kam ich dann auch an diesem interessanten Streetart vorbei.
Und an der katholischen Liebfrauen-Kirche aus dem Jahr 1904. Die Farbe der verbauten Steine gefällt mir, überhaupt hat es mir der neugotische Stil hier angetan.
Der Emscherquellhof ist heute eine Fortbildungsstätte und dient auch als Sitzungs- und Tagungsort. Hier beginnt nicht nur die Emscher, sondern der Hof ist auch der Startpunkt des Emscher-Radweges. Er führt dann über knappe 100 Kilometer bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg.
Wie schon geschrieben, aktuell eben leider nicht auf dem direkten Wege, sondern mit einigen Umleitungen. Der Ort an sich ist aber wirklich schön, auf dem Weg zum Quellteich sind Sprüche und Weisheiten rund um das Thema Wasser eingelassen.
Bevor es losgeht kann man seine Flaschen nochmal mit Trinkwasser füllen und dann steht der Tour nichts mehr im Weg.
Von der Quelle bin ich dann in Richtung Einstieg in den Emscher-Weg geradelt. Dabei bin ich an echter Bergbaugeschichte vorbei gekommen. Der Wetterschacht der Zeche Margarethe ist noch vorhanden, das hölzerne Dreibein gehört im Original nicht dazu, passt aber trotzdem vom Thema her. Die Zeche wurde schon, glaubt man der Wikipedia, 1926 still gelegt.
So, und dann ging es auf den Emscher-Weg. Der Fluss ist mittlerweile abwasserfrei, so eine Pressemeldung von Beginn des Jahres. Das war wahrlich nicht immer so, der Fluss war DER Abwasserkanal des Ruhgebietes und dass die, umgangssprachlich auch Köttelbecke genannte, Emscher heute wieder abwasserfrei ist, das war ein langer Weg.
Der Weg ist, an sich, ganz gut zu fahren, nach den vielen Regenfällen in der letzten Zeit musste man aber ordentlich um Pfützen herumkurven. Bei einer Straßenquerung kam mir dieser Unimog vor die Linse, ganz so schlimm, dass man nur noch mit ihm weiterkam, war es dann aber doch nicht 😉
Zwischen Sölde und Schüren liegt in Dortmund Aplerbeck das Haus Rodenberg. Das Wasserschloss ist ein echter Hingucker und beherbergt heute Seminarräume der VHS Dortmund.
Durch Schüren ging es dann auf dem Emscher-Weg weiter in Richtung Phönix-See. Das ist schon ein echt cooles Projekt. Auf dem ehemaligen Stahlwerkgelände “Phönix-Ost” ist ein künstlicher See, durch den die Emscher fließt, und ein Neubaugebiet entstanden.
Am Ostufer kann man den Kaiserberg, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Hügel in Duisburg, erklimmen und über das Areal bis nach Dortmund Stadtmitte blicken.
Etwa in der Mitte kann man das Stadion des BVB 09 erkennen, früher das Westfalenstadion, heute der Signal-Iduna Park.
Auf dem Aussichtspunkt ist im Boden ein kleiner Wegweiser eingelassen, da hat man klugerweise keinen Stadionnamen eingelassen, sondern spricht vom Stadion des BVB 😉
Die Ausblicke von dort oben sind schon cool, zum Beispiel kann man auch den Florianturm, ein ikonisches Bauwerk in der Dortmunder Skyline, gut erkennen.
Fährt man dann wieder unter an die Emscher und später den See, findet man dort Bänke, Spielgeräte und zum Beispiel dieses coole Physikexperiment. Das sind Schallschalen auf beiden Seiten der Emscher, spricht man ganz normal in der einen wird der Schall auf die andere Seite übertragen. Probiert das mal aus, wenn ihr da seid, das ist echt cool. Ihr solltet allerdings zu zweit sein, sonst wird es arg anstrengend 😉 .
Eher im Westen des Sees liegt die Hörder Burg, das wunderbar sanierte Gebäude ist heute ein Seminargebäude der Sparkassenakademie NRW. Sieht auf jeden Fall toll aus.
Ab hier habe ich dann den Emscher-Weg verlassen und bin einfach so weiter gefahren. Das nächste Ziel war das ehemalige Stahlwerk Phönix-West. Auf dem Weg dahin habe ich nochmal die Emscher und den Radweg überquert und dann tauchte das Werk am Horizont auf.
Davor steht der “Hüttenmann”, eine Skulptur des Künstlers Friedel Dornberg. Ruhrpott, Stahl, Industrie. Meine Heimat, ich stehe irgendwie drauf und mag auch diesen morbiden Charme alter Industrieanlagen.
Den Abschnitt der Tour, der dann folgte, kann man getrost als “Kunst-Abschnitt” bezeichnen. Für diejenigen, die hier schon schon länger mitlesen, ist es sicher keine Überraschung, ich mag Streetart. Gerade die Großstädte haben mittlerweile da echt eine Menge zu bieten, wenn man mit offenen Augen durch die Gegend fährt oder geht, gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Ich bin von Phönix-West in Richtung Dortmund Mitte geradelt und wurde als erstes von diesem Zebra begrüßt.
Der Künstler Juri Schäffer hat dieses starke Kunstwerk gemacht, Schaut euch das mal an, es ist die ganze Fassade. Wenn man länger davor steht entdeckt man immer wieder tolle Details. HIER geht es zu seinem Instagram-Kanal.
In Dortmund gibt es, neben viel guter Streetart, auch immer wieder geflügelte Nashörner zu sehen. Die Skulpturen sind im Rahmen der Maskottchenwahl für das Konzerthaus Dortmund entstanden. In der Stadt wurden einige, von Sponsoren bezahlte, Nashörner aufgestellt, also kann man immer mal welche entdecken. Dieses hier, in stilechter Klamotte, steht vor dem Südbad.
An einigen weiteren Kunstwerken auf der Weißenburger Straße vorbei bin ich so langsam in Richtung Dortmunder Hafen gefahren.
Ganz interessant zu sehen, was es doch für schöne und abwechselungsreiche Fassaden es gibt. Ich bin durch einige Wohnstraßen gefahren, diese hier mit einer Heiligenfigur über der Eingangstür fand ich ganz schön.
Immer wenn ich von gestorbenen Haustieren höre oder lese, ist schnell der Begriff der “Regenbogenbrücke” im Raum, ich hatte das immer mit dem Bifröst aus der nordischen Mythologie in Verbindung gebracht. Nun ja, ob das hier jetzt die Brücke zwischen Midgard und Asgard ist, keine Ahnung, auf jeden Fall lag sie auf meinem Weg…ich bin auch nur drunter her gefahren und nicht oben drüber 😉
Vorbei an einem Speicher, bemalt mit einem tollen Wal-Streetart, ging es dann in den Hafen Dortmund hinein.
Mit einem Blick auf die ehemalige Zeche Hansa bin ich auf die Brücke der Franziusstrasse gefahren.
Als ich ankam verlies die “Michaela” gerade den Hafen und kurvte in den Dortmund-Ems Kanal ein.
Ich wäre ja gern ein Stück hinterhergeschwommen, aber leider durfte ich nicht von der Brücke springen ;). Im Ernst, ich hab den hier beginnenden Kanal überquert und bin dann neben ihm entlang geradelt.
Jetzt war auch die Emscher wieder in der Nähe, rechts lang der Dortmund-Ems Kanal, links die Emscher. Aus einiger Entfernung konnte ich dann auch die Faultürme des Klärwerks Dortmund-Deusen erkennen.
Und dann wurde es klassisches “Kanalradeln”, links Felder und Wiesen, rechts der Kanal, ab und an ein Ruderboot und nach kurzer Zeit hatte ich auch die Michaela wieder ein- und dann auch überholt.
Nach einigen Kilometern habe ich den Kanal an der Schwieringhauser Brücke überquert. Die Brücke ist immer wieder Thema in der Lokalpolitik, sie ist seit einiger Zeit für Autos gesperrt. Mit dem Rad kommt man aber noch rüber, ich hätte auch nicht schwimmen wollen ;).
Wenn man das das Wort “Dortmund” hört, denkt man ja direkt an Großstadtflair und Fußball. Dortmund kann aber auch total ländlich sein, zum Beispiel rund um die Halde Groppenbruch. Nach den vielen Regenfällen der letzten Tage war es rundherum auch ordentlich nass und dieser überflutete Weg war dann doch höher überflutet als ich dachte….den Rest der Tour habe ich dann mit nassen Schuhen, Socken und Füßen gemacht 😉
Die Aussicht von der, im Vergleich, recht kleinen Halde war dagegen richtig toll. In Richtung Norden zum Beispiel erkennt man die Herz Jesu Kirche in Brambauer und das Kohlekraftwerk Trianel Kohlekraftwerk Lünen.
Auf der anderen Seite läuft nach wie vor der Dortmund-Ems Kanal vorbei. Und siehe da, die “Michaela” von vorhin tuckert vorbei.
Natur und Industrie. Der Kontrast hat auch irgendwie was, finde ich.
Nach einem dynamischen Abschwung von der Halde ;), ging es wieder über den Kanal und dann direkt in Richtung Westen weiter zum ehemaligen Schiffhebewerk bei Henrichenburg. 1899 errichtet ist es heute ein Museum, ein ziemlich beeindruckendes übrigens.
Im Schleusenpark Waltrop, davon ist das alte Hebewerk ein Teil, gibt es auch eine moderne Schleuse, dadurch gelangen die Schiffe vom Dortmund-Ems Kanal in den Rhein-Herne-Kanal. Das Museum hatte auf, die wunderbare Fritten/Currywurst-Rastbude direkt daneben leider nicht ;).
Über den Rhein-Herne Kanal ging es dann auch weiter, an einer Brücke habe ich die “Gina” vor die Line bekommen. Darüber habe ich mich echt gefreut, die Lady ist, haltet Euch fest, Baujahr 1906! Und immer noch in den Revieren unterwegs. Wenn das Schiff sprechen könnte…
Vom Kanal aus führte mich meine Route in Richtung Oer-Erkenschwick weiter. Diese schöne Allee war wirklich traumhaft zu fahren. Macht auch optisch was her, oder?
Dabei bin ich auch durch den wirklich schönen Ort Horneburg gekommen. Dort gibt es viele Fachwerkhäuser, eine schöne Kirche und das Internat Schloss Horneburg , immerhin über 600 Jahre alt.
Wir sind im Pott, das heißt, ne Zeche darf nicht fehlen. In Oer-Erkenschwick habe ich dann also eine kurze Zechenpause eingelegt und mir die Zeche Ewald Fortsetzung angesehen, bzw. das was davon übrig ist. Wie schon geschrieben, ich mag solche Industriedenkmäler.
So langsam bin ich dann auch auf das Ende meiner Tour zugesteuert. In Marl-Sinsen wollte ich die Regionalbahn zurück nach Krefeld nehmen. Da die dort nur jede Stunde fährt und, natürlich, gerade von dannen gerauscht war als ich angekommen bin, konnte ich noch ein bisschen Eisenbahnen gucken. Abgestellt stand dort am Bahnhof diese Baureihe 189 der “Rail Force One”.
Der Bahnsteig ist aktuell eher eine Baustelle als ein Bahnhof. Wenn man dann da so am Bahnsteig steht und es rauscht ein ICE vorbei, dann ist das schon arg windig da.
Pünktlich kam dann mein Zug nach Hause und eine weitere, wirklich schöne, Tour endete. Ich habe noch einen Relive Clip für euch. Wie immer gilt natürlich, wenn ihr irgendwelche Fragen zur Tour habt, immer her damit.
Bleibt gesund und munter, haltet die Ohren steif und achtet auf euch und eure Mitmenschen.
Euer Martin
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