Hallo zusammen,
ich war wieder mit dem Rad unterwegs, allerdings schon am vergangenen Sonntag, also vor dem trüben, Schneematschwetter. Die Wettervorhersage war ein Traum, Sonne und klarer Himmel bei kalten Temperaturen. Ich hab mir überlegt, die letzten Wochen bin ich immer in und um Krefeld herumgeradelt, jetzt sollte es mal wieder in die Niederlande gehen. Also, Rad aufs Auto und ab an die niederländische Küste. Der Mond stand noch am Himmel als ich früh losgefahren bin.
So um 8 Uhr rum war ich dann in Rotterdam und hab mich aufs Rad geschwungen. Ich bin ja schon mal dort geradelt, damals habe ich in Vlaadringen angefangen und bin dann durch den Hafen gefahren, dieses Mal wollte ich mir mal das andere Rotterdam anschauen, also eher das Hinterland. Los ging es aber an der 1996 eröffneten, und nach dem Philosophen Erasmus von Rotterdam benannten, Brücke im Zentrum, welche die Nieuwe Maas überspannt. Von dort aus hat man einen Blick auf die Skyline von Rotterdam, also eher das bekannte Rotterdampanorama.
Über die Brücke radelte ich dann rüber nach Kop van Zuid, einem Areal, indem es bereits eine Menge zu sehen gibt, unter dem “Poortgebouw” ging es hindurch in Richtung De Hef, einem Eisenbahnbrücken-Denkmal. Das Poortgebouw macht schon was her.
…apropos was her, direkt neben dem Gebäude liegt die Yacht “Christina Onassis”, sie ist als exklusives Hotel buchbar. 5 Suiten stehen dort zur Verfügung. Hat ja auch schon irgendwie Stil, oder? Ach ja, obligater Hinweis, niemand hat mich für diesen Blogpost bezahlt oder mich beauftragt ihn zu schreiben 😉
Einmal links, einmal rechts und dann stand ich vor der alten Eisenbahnbrücke. Früher fuhren alle Züge, die aus der Stadt in Richtung Süden fuhren über dieses Bauwerk, heute queren sie den Fluss durch den Willemsspoortunnel und die Brücke ist als Denkmal stehen geblieben. Eindrucksvoll ist sie nach wie vor.
Jetzt hieß mein Ziel raus aus der Stadt, zumindest ein wenig, und mal schauen, was es in Rotterdam so alles zu entdecken gibt, neben den Dingen, die ich seit Jahren kenne. Wenn ihr meine Blogbeiträge, besonders die aus den Niederlanden, schon länger verfolgt, habt ihr Euch sicher schon gefragt, wann die ultimative Lobhudelei auf die niederländischen Radwege kommt. Nun…jetzt ;). Im Ernst, es ist tatsächlich immer wieder ein Genuss hier zu radeln, und das sogar in der zweitgrößten Stadt der Niederlande. Baulich getrennte Radwege und clevere Infrastruktur im möglichst effizient und sicher auf zwei Rädern voran zu kommen. Wirklich toll.
Irgendwann bin ich dann von den Hauptstraßen abgebogen und habe wunderbare Seitenstraßen mit tollen Häusern, kleinen Grachten und Teichen entdeckt. Wirklich eine schöne Ecke von Rotterdam, die ich so nicht kannte. Mein nächstes Zwischenziel war das Naherholungsgebiet Kralingse Bos.
Ich bin großer Radfan, kann mich aber auch an interessanten Autos begeistern, deshalb hab ich mich sehr gefreut, als ich zwischen all den Tesla Modellen dann diesen Amerikaner entdeckt hab. Überhaupt scheint in den Niederlanden eine gewisse Begeisterung für amerikanische Autos vorzuherrschen, auch den einen oder andere Dodge oder Chrysler hab ich zu Gesicht bekommen.
Ein paar Kilometer weiter war es dann soweit, mein erster Zwischenstopp stand an, Karlingse Bos. Ein ehemaliges Torfmoor wurde nach der Torfgewinnung zum Stadtpark von Rotterdam. Wenn ihr mal in der Ecke seit, plant unbedingt einen Besuch ein. Das Ganze liegt wirklich wunderschön, es gibt viel Wasser, natürlich, Windmühlen, ein Restaurant und viel Natur.
Von dort aus radelte ich dann parallel zum Noorderkanaal in Richtung Westen weiter. Auch hier wieder auf wunderbaren Radwegen. Nach wie vor schien die Sonne von einem makellosen Himmel und die Kälte war eher angenehm denn störend. Unterwegs habe ich ein tolles Kunstwerk gesehen, an einem Brückenpfeiler hing ein “Foto” aus Rotterdam. Das hat mir echt gefallen, wäre vielleicht auch ne Idee für Krefeld.
Das man in den Niederlanden viel für Radler übrig hat, weiß man ja, aber auch auf dem Rücken eines Pferdes hat man in Rotterdam durchaus Vorteile. Eine eigene Pferdeampel hab ich so auch noch nie gesehen. An dieser Kreuzung gab es echt drei Ampeln, Fußgänger, Radler und eben Reiter….
Mein nächstes Ziel war Schiedam mit seinen Windmühlen. Dazu bin ich weiter nach Westen gefahren und dann über den Delfshavenseweg vorbei an der Delfshavense Schie und diesen wunderschönen Häuschen über herrliche kleine Brücken und Wege. Es ist eben so gar nicht das Rotterdam, welches ich sonst kenne. Wenn ich normalerweise hier oben bin, dann in den Hafengebieten oder direkt am Meer.
Nächster Stopp war dann Schiedam, auch eine spannende Stadt mit einer wechselhaften Geschichte. Mit Schnapsbrennerei groß geworden gab es dann auch Jahre bitterer Armut, hier lasse ich mal den Bibliotheksmenschen raushängen, wer den Roman “Das Jahrhundert meines Vaters” von Geert Maks kennt, weiß, wovon ich spreche. Nach dem Zweiten Weltkrieg partizipierte die Stadt vom Rotterdamer Hafen und steht heute recht gut da. Ein Besuch lohnt, einmal macht sie optisch was her, zum anderen gibt es dort spannende Museen.
Von Schiedam war es dann nur noch ein Katzensprung wieder zurück zur Erasmusbrücke. Unterwegs kam ich noch am Schiehaven vorbei. Dort liegt der 1977 gebaute Schlepper “Fighter” vertäut. Das Schiff dient heute der Stiftung Intorno Ensemble als schwimmende Bühne und Ausstellunsgfläche, hat aber eine lange und spannende Geschichte. Denkwürdigster Punkt im Lebenslauf war wohl die Beteiligung an der Rettung der “Herald of Free Enterprise”, die 1987 vor Zeebrügge kenterte. Die “Fighter” war als erstes Rettungsschiff vor Ort.
Am Euromast vorbei führten mich die letzten Meter dieser herrlichen Tour dann wieder zurück. Was soll ich sagen, ich liebe es in den Niederlanden zu radeln. Und Rotterdam hat es mir wirklich angetan. Die Stadt ist so unglaublich abwechslungsreich und spannend. Natürlich war ich, bevor es nach Hause ging, dann nochmal kurz gaaaaanz oben am Meer und habe ein paar Schiffe fotografiert und dann ging es zurück nach Hause.
Wie so oft habe ich Euch noch ein Relive Clip angehangen und hoffe natürlich, die kleine Runde hat Euch gefallen. Wenn ihr mal die Chance habt hier oben zu radeln…macht es, es ist herrlich.
Euer Martin