Halden, Natur und alte Eisenbahnen – Tour durch das Ruhrgebiet, von Oberhausen zur Zeche Zollverein

Glückauf ihr Lieben,

ich hinke zwar immer noch hinterher, komme aber der Gegenwart näher 😉 Diese Tour hier ist vom 15. August und ich hatte, nach der Domstadt beim letzten Mal, wieder mal Lust auf den Pott, auf Halden, Zechen und Bahntrassen. Unbeauftragt und unbezahlt, wie immer, startet meine Tour dieses Mal in Oberhausen. Die Anreise mit dem Zug hat, auch wieder auf Grund der frühen Uhrzeit gut geklappt und so konnte es um kurz nach 8 Uhr losgehen.

Am Bahnhof in Oberhausen gibt es einen Museumsbahnsteig. Dort steht eine Diesellokomotive der Firma Jung, die EH159, welche jahrelang bei Eisenbahn und Häfen im Einsatz war. Sie „zieht“ einen Pfannen- und einen Torpedopfannenwagen. Mein Einstieg in die heutige Tour war also mal sowas von typisch Ruhrgebiet 😉

An einer Wand eines Erziehungshilfeangebotes habe ich dann dieses schöne Streetart entdeckt. Hat irgendwie ein bisschen was von Bansky, oder? Mir hat es auf jeden Fall gefallen.

Weiter ging es zur Knappenhalde. Ich muss gestehen, dort war ich noch nie. Sie liegt zwar irgendwie mitten in Oberhausen, ist auch die höchste Erhebung dort, aber bislang bin ich immer dran vorbeigeradelt. Dieses Mal ging es hinauf. Auf dem Gipfel steht ein Aussichtsgerüst, das bringt einen nochmal 15 Meter höher hinaus. Die Aussicht auf die Umgebung, die Arena und das Gasometer zum Beispiel ist klasse.

Irgendeine Person meinte dort oben ihre Meinung zu hinterlassen, wollen wir hoffen, dass sie ein milder Verlauf und möglichst kein Long Covid ereilt…ansonsten wird der Aufstieg nach hier oben wohl das letzte Mal gewesen sein, dass man Treppen steigen konnte….

Ganz spannende finde ich ja immer beim Blick von oben, egal ob von einer Halde, mittels Drohne oder aus einem Flugzeug, wie viel Grün es im Ruhrgebiet eigentlich gibt.

Ein letzter Blick auf die ÖPNV Trasse zum CentrO und dann ging es wieder runter zum Fahrrad und dann bergab und weiter in Richtung Rhein-Herne Kanal.

Neben dem CentrO, auf einer Freifläche, fühlte ich mich kurz an Doktor Ian Malcom erinnert… „Das Leben findet einen Weg“…Dinosaurier auf LKWs?

Hatte aber nur mit einer Saurierausstellung in einem Zirkuszelt nebenan zu tun ;). Von dort aus sind es nur wenige Meter bis zum Rhein-Herne Kanal. Ebenfalls ein recht typisches Bild, das Tankschiff „Spessart“ fährt in Richtung Duisburg, links sieht man den Gasometer, denselben den man auch von der Halde aus gesehen hat, und rechts läuft der Radweg am Kanal entlang. Normalerweise ist dieser übrigens nicht eingezäunt, aber dort ist gerade eine Baustelle.

Ein kurzes Stück bin ich parallel zum Kanal gefahren, dann ging es über die Emscher und in Richtung Burg Vondern weiter.

Unter der Autobahn hindurch kommt man in die Siedlung Vondern. Diese ehemalige Bergarbeitersiedlung wurde nach dem Herrensitz Burg Vondern benannt und gehörte zur Gutehoffnungshütte und der Zeche Vondern. Noch heute ist das ehemalige Kaufhaus erhalten.

Direkt daneben steht die Burg, mitten in einem kleinen Park, daran vorbei verläuft die Arminstraße, früher die einzige Verbindung zur Siedlung.

Mein nächstes Etappenziel war die Halde Beckstraße. Die meisten kennen diese Halde als „Tetraeder-Halde“, logisch, die weithin sichtbare Struktur auf dem Haldengipfel ist ein Wahrzeichen Bottrops geworden.

Der Ausblick von der Halde, und erst recht der vom Tetraeder ist schon sehr beeindruckend.

Der Aufstieg auf den Tetraeder ist nichts für Menschen mit Höhenangst, die Stufen sind aus Gittern gefertigt und da das ganze Konstrukt an Stahlseilen hängt, bewegt es sich bei Wind oder der Bewegung anderer Menschen.

Die Polizei war auch oben auf der Halde, die Beamtinnen und Beamten erklommen zwar den Tetraeder zu Fuß, die Fahrt rauf zur Halde wurde am im Streifenwagen erledigt. 😉

Der Blick von dort oben ist schon toll, ehrlich. Nebenan auf der Halde ist die Bottroper Skihalle und dahinter die Kokerei Prosper.

Auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel sind indes die Abrissarbeiten in vollem Gange. Auf dem Gelände soll ein Gewerbegebiet entstehen. Auch das ist, ich wiederhole mich, typisch Ruhrgebiet. Eine Region die permanent im Wandel ist.

Nachdem ich dort oben noch mein mitgebrachtes Brötchen gegessen hatte, ging es wieder bergab, das macht deutlich mehr Laune aus sich auf die Halden hochzuschrauben ;). In Bottrop-Boy bin ich an diesem wirklich schönen Zechenhaus vorbeigefahren und dann weiter in Richtung Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer.

Der Smilie an dieser Unterführung schaut auch ein wenig strange aus der Wäsche 😉

Von Zeche Hugo sind noch ein paar Gebäude und ein Fördergerüst zu sehen. Ich kann mir nicht helfen, ich mag es sehr, dass man hier im Pott überall solche Erinnerungen an die Bergbau-Zeit wachhält. Sie verhindern den Wandeln nicht, erinnern aber an die Traditionen und die Vergangenheit.

Über die Hugobahn oder Hugotrasse führte mich mein Weg weiter.

Der Radweg liegt auf einer ehemaligen Bahntrasse, wie übrigens gefühlt jeder zweite Radweg im Ruhrgebiet, und führt in einem leichten Bogen von der Zeche bis an den Rhein-Herne Kanal. Dabei führt die Strecke auch an einem wunderbar hergerichteten Bahnwärterhäuschen vorbei. Die Legende die ich dort erzählt bekommen habe besagt, dass es eigentlich abgerissen werden sollte, aber eine ehemaliger Bediensteter der Hugo-Bahn im Angesicht der Abrissbirne das Häuschen nicht verlassen wollte. Heute gehört es zur Route der Industriekultur. Übrigens wird an diesem Häuschen auch dem letzten Grubenpferd der Zeche Hugo gedacht. Alex war, wie viele seine Kumpel, unter Tage eingesetzt und hat dort die schweren Loren gezogen.

Am Ende der Trasse landet man an der Emscher und am Rhein-Herne Kanal. Der Emscher-Radweg führte mich dann weiter. Vorbei am Rundgasbehälter mit der lustigen Punktebemalung ging es weiter in Richtung Herne.

An der, mit einem schönen Streetart versehenen, Wand des Gelsenkirchener Tierheim vorbei bin ich zur ehemaligen Zeche Mont Cenis gefahren.

Von der Zeche ist nur noch ein Trümmerfeld übrig, aber auf dem Gelände ist die Akademie Mont Cenis entstanden, ein faszinierender Bau. Ein ganze Areal unter einer Klimahülle, mit Kanälen und Verschattungen. Ein spannendes Projekt finde ich.

Hier gibt es Infos zu dem Gebäude, bzw. den Gebäuden. Faszinierend finde ich das. HIER.

Das Schöne am Ruhrgebiet ist ja, dass alles so nah beieinander liegt. Ein Katzensprung später rollte ich langsam in Bochum ein, zwar keine Weltstadt, aber ein Himmelbett für Tauben. Und auch wenn auf der Königsallee keine Modenschauen stattfinden, das Bergbaumuseum ist allemal einen Besuch wert.

Tauben habe ich in der Fußgängerzone zwar keine fotografiert, aber Dinosaurier gab es zu sehen. Schon wieder Saurier, komisch. Im Bochumer Stadtteil Stiepel wurde die älteste Saurierspur Europas gefunden, deshalb hatte das Stadtmarketing bereits schon mal Saurier in die City geholt. In den Sommerferien passiert das jetzt nochmal. 33 Saurier waren im Stadtgebiet unterwegs. Ein Foto konnte ich machen, ansonsten turnten immer Horden von Kiddies um die Exponate ;). Dinos scheinen also auch Jahre nach Jurassic Park nichts von ihrer Faszination verloren zu haben.

Apropos Dinosaurier, Achtung, jetzt kommt die Überleitung schlechthin, nach den Sauriern in der Stadt bin ich über die Springorum-Trasse nach Dahlhausen gefahren. Dort findet man Dinosaurier ganz anderer Art. Die Trasse führt die ganze Zeit leicht bergab und ist wunderbar zu fahren.

In Dahlhausen war ich dann im Eisenbahnmuseum, deshalb die etwas holprige Überleitung zu den Dinosauriern. Das hier ist ein Dino des Transportwesens.

Das Museum ist wirklich klasse, es gibt viele Exponate und Erklärungen. Ein Besuch lohnt in jedem Fall, auch wenn es vielleicht etwas verstörend ist, dass man dort Lokomotiven findet, die man selbst noch in Aktion gesehen hat….so von wegen „Man wird alt“ und so 😉

Vom Eisenbahnmuseum ging es runter an die Ruhr und dort ein Stückchen nach Westen, bevor es steil hinauf zum „Ruhrkämpfer Ehrenmal“ ging.

Dieses Ehren-, jetzt Mahnmal, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Wikipedia hat da einiges an Infos zusammengetragen, schaut mal HIER.

Von der Ruhr und dem Ehrenmal führte mich mein Weg auf den letzten Abschnitt bis zum Welterbe Zollverein. Dabei bot sich noch ein weiteres typisches Bild aus dem Ruhrgebiet. Autobahnen, die mitten durch Wohnbebauungen verlaufen.

Am charakteristischen Doppelbock der Zeche Zollverein vorbei ging es für mich zum Ende meiner Tour, natürlich, an die Currywurst-Bude. Wenn schon Ruhrpott, dann muss die Tour auch mit Stil zu Ende gebracht werden 😉

Und das soll es auch schon wieder gewesen sein. Ich hoffe, der Abstecher ins Ruhrgebiet hat euch gefallen, wenn ihr Fragen habt, immer her damit. Ansonsten habe ich noch ein Relive Video für euch.

Bleibt gesund und munter, passt auf Euch auf und kommt gut durch die Zeit,

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7 comments

  1. Hallo Martin,
    wieder eine schöne kleine Radreise mit vielen interessanten Orten.
    Du könntest auch eine Argentur gründen und Fahrradfahrern den Ruhrpott live mit deinen schönen Touren zeigen:)).
    Immer wieder schön deine Beiträge, vielen Dank.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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