Flüsse, Regen und ein besonderes Café

Hallo zusammen,

ich war mal wieder auf Tour, endlich mal wieder über 100 Kilometer. Vorneweg natürlich, wie immer, der Hinweis, weder hat mich jemand beauftragt diesen Beitrag zu schreiben noch dafür bezahlt, was eigentlich schade ist ;).
Vor einiger Zeit habe ich Euch hier von einer Tour zusammen mit meiner Mama erzählt, damals waren wir durchs Ruhrgebiet unterwegs, dieses Mal sollte es eher aufs Land gehen. Um mit mit meiner Mutter und ihrer „Radelgang“ 😉 von Duisburg aus aufzubrechen bin ich erstmal mit der Bahn von Krefeld nach Duisburg gefahren, also, zumindest habe ich es versucht. Ich weiß ja nicht, vielleicht würden sich meine Bahnerlebnisse egalisieren, würde ich öfter diesen Verkehrsträger nutzen, aktuell erlebe ich es leider so, dass immer, aber auch wirklich immer, wenn ich die Bahn nutzen möchte, damit irgendwas nicht klappt. Kommt zu spät, ist zu voll oder kommt, so wie am Mittwoch, einfach mal gar nicht ;).

Das der Folgezug entsprechend voll war und es mit dem Rad gar nicht so einfach war, sich dort noch reinzuquetschen ist ein weiterer Teil der Geschichte und lässt mich immer wieder neidisch auf Fahrradabteile in dänischen Regionalbahnen blicken. Nun ja, egal, nach der kurzen Fahrt vom Bahnhof zu meiner Mum ging es dann zusammen los zum Treffpunkt im Iltispark. Dieser, etwa 21 Hektar große, Park liegt zwischen Neumühl und Hamborn und ein dortiger Kleingartenverein dient als Treffpunkt. Nach kurzem Händeschütteln, Vorstellen und Wiedererkennen ging es dann auch schon los.

Tourleiter war dieses Mal Hugo, welcher direkt mal ein Tempo vorlegte, welches mich vermuten lies, zuhause wartet ein heißes Date auf ihn…im Laufe der Tour bekamen wir dann raus, es war ne heiße Gemüsesuppe 😉 Wie dem auch sein, Hugo legte auf jeden Fall mit seinem eBike ein gutes Tempo vor und wir düsten hinterher. Es war noch trocken, stellenweise sogar richtig schön. Apropos schön, man sagt ja, wenn man nicht von hier kommt, Duisburg sei hässlich, habe aber schöne Ecken. Ich finde, mittlerweile hat Duisburg ne ganze Menge schöner Ecken. Ähnlich wie in anderen Städten auch, werden mittlerweile immer mehr Strom- und Trafokästen bunt bemalt und so aufgewertet. Das passiert in Duisburg auch und es macht auch was her.

Bergbaumotive müssen natürlich sein, auch und vielleicht gerade nach der Schließung der letzten Zeche in Deutschland neulich.

Wo wir schon bei bunt sind, bei diesem Ladenlokal hat sich auch jemand mit dem Farbeimer ausgetobt, finde ich klasse, grau und langweilig kann ja jeder.

Schöne Ecken an jeder Ecke, der mit über 40 Hektar schon recht große Revierpark Mattlerbusch wurde als nächstes durchradelt. 1979 wurde der Park angelegt und ist damit genauso alt wie ich, wurde allerdings schon einige Male modernisiert und beherbergt mittlerweile auch eine Therme und sogar ein Gradierwerk. Kennt man ja sonst eher aus Kurorten als aus Städten wie Duisburg.

Aus dem Mattlerbusch raus ging es dann, unter der neulich befahrenen HOAG Trasse hindurch, weiter in Richtung Dinslaken. Dafür radelten wir dann ein Stückchen über den Emscher-Radweg, auch hier hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan, der Weg entlang des knapp 83 Kilometer langen Flusses ist wirklich toll zu radeln und wird, auch wenn das Einschussloch?? in diesem Schild etwas anderes vermuten lässt, sehr gut angenommen. Die Zeiten, in denen man es vor lauter Gestank nur einige, wenige Minuten neben der Emscher aushalten konnte sind längst Geschichte.

Vom einen Fluss ging es direkt zum nächsten, wir fuhren parallel zum Rotbach in Dinslaken ein. Das Flüsschen hat in seiner Geschichte, und mit seinen nur knapp 20 Kilometern Länge, auch schon so einiges mitgemacht, Rohöl war schon drin, Fischsterben hat es gegeben und dank einer geplatzten Pipeline gab es auch mal mehr Benzin als Wasser im Fluss. Alles Geschichte, heute fließt er, recht friedlich zur Zeit, unter anderem durch Dinslaken und man kann herrlich dran vorbei radeln.

An manchen Stellen gibt es nicht viel Uferböschung und nur einen schmalen Weg, da ist ein bisschen Vorsicht geboten, sonst holt man sich fix nen nassen Hintern. Schön zu fahren ist es allemal.

Weiter ging es dann durch den Wohnungswald zwischen Dinslaken und Möllen, die Wege dort gibt es seit den 70ern des letzten Jahrhunderts und es tut wirklich gut, dort zu radeln. Es ist sogar ein ganz kleines bisschen hügelig ;).

Bei der Zufahrt auf Voerde hin, sieht man am Rhein bereits das 1970 errichtete Steinkohlekraftwerk Voerde. Immer wieder erweitert und mit modernen Rauchgasreinigungsanlagen nachgerüstet war es bis 2017 in Betrieb, aktuell erfolgt der Rückbau. Auf dem frei werdenden Gelände direkt am Rhein sollen wohl Wohnungen entstehen, warten wir es ab.

Der Weg führte weiter durch Felder, kleine Wälder und Wohnsiedlungen, immer mit Kurs auf Wesel. Mittlerweile ist es schön zu sehen, dass es immer mehr Blühstreifen am Rand der Felder gibt, oftmals blühen dort ganz unterschiedliche Blumen, ganz oft sind auch die wunderschönen Sonnenblumen mit ihren großen Blüten mit dabei. Das macht schon optisch was her, finde ich ;).

Nach, nach wie vor, zügiger Fahrt 😉 kamen wir am Wesel-Datteln-Kanal an. Ich finde es ja immer ganz spannend, sich zu vergegenwärtigen, wie alt solche Kanäle und Wirtschaftswege oft sind. Der WDK zum Beispiel wurde 1915 begonnen und ist heute, nach dem Rhein, die Wasserstraße, die am zweithäufigsten befahren wird in Deutschland. Klar, durch den Kanal hat das Hinterland Zugang zu den großen Seehäfen in Belgien und den Niederlanden und wir Radfahrer immer was zu gucken, wenn wir solche Gewässer überqueren. Bei Friedrichsfeld war es dann soweit und wir sind weiter in Richtung Wesen gefahren.

Über weite Strecken fließt die Lippe fast parallel zum Wesel-Datteln-Kanal, weshalb er auch den inoffiziellen Namen „Lippe-Seitenkanal“ trägt, kurz vor der Mündung in den Rhein weicht sie ein bisschen ab und verzweigt sich dann. Wir sind in Lippedorf dann links abgebogen, haben die Lippe überquert und sind nach Wesel hinein gefahren.

Kurz vor der Querung sind wir noch am Lippeschlösschen vorbei gekommen, auch wieder so ein Ort mit viel Geschichte. Offizierskasino, Ruhraufstand, Zweiter Weltkrieg und Tanzlokal, das Gebäude hat schon ne Menge mitgemacht ;). Heute ist es ein Restaurant.

Jetzt wurde es städtisch und industriell, kurz hinter der Ortseinfahrt ging es runter in den Stadthafen Wesel. Dort finden sich einige Unternehmen, es gibt einige Silos und Firmengelände zu entdecken, unter anderem findet sich auf einem davon auch schon ein Weihnachtsgruß 😉 Besser zu früh, als zu spät…

Mit dem Auto eine Sackgasse, mit den Fahrrad quert man am Ende des Hafens die Gleise der historischen Eisenbahn in Wesel und ist auf einem Radweg direkt am Rhein. Dort kommt man dann auch an der Eisenbahnbrücke vorbei, oder besser an dem, was davon noch übrig ist. Beim Rückzug deutscher Truppen wurde die Brücke im März 1945 gesprengt. Da dort nur noch einige wenige Bahnen verkehrten, wurde sie nicht wieder aufgebaut, lediglich die Straßenbrücke entstand neu und wird heute intensiv genutzt. Die alten Pfeiler stehen noch, lediglich die im Rhein wurde abgetragen. Heute gibt es auf einem Pfeiler eine kleine Aussichtsplattform, an deren Geländer natürlich etliche Liebesschlösser hängen ;), und auf der anderen Rheinseite den Rest der Brücke.

Vorbei an einem großen Findling, welcher aus dem Rhein geborgen wurde, ging die Tour weiter auf den Deichweg. In der exponierten Lage kriegten wir zum einen den heftigen Gegenwind zu spüren, zum anderen den einen oder anderen Tropfen von oben ab ;).

Der nächste Stopp sollte schon das ausgewiesene Ziel der Tour sein, das Café Waldsee in Wertherbruch. Bis dorthin waren es aber noch einige Kilometer, die, dank Wind und stärker werdenden Regens, auf der „habe ich Lust drauf“ Skala etwas nach hinten rutschten. Trotzdem kamen wir, zwischen militärischen Übungsgeländen, gut voran und die Vorfreude auf Kuchen, Kaffee, und für mich ne kalte Cola, stieg. Der Diersfordter Wald war lange ein Übungsgelände der Schill-Kaserne und auch ein Sonderwaffenlager. Heute befindet sich dort eine Funkstation der Luftwaffe.

Auch die Eisenbahnstrecke, die ab dem niederländischen Zevenaar zur Betuweroute wird mussten wir kreuzen. Können wir als große Gruppe an roten Ampeln, quasi als Konvoi, komplett durchfahren, sollte man sowas an einem Bahnübergang besser nicht ausprobieren, sonst fährt der Zug komplett durch uns als Konvoi hindurch.

Beim Café angekommen hieß es dann erstmal sich ein wenig trockenlegen und dann das Angebot genießen. Das Café ist absolut speziell, völlig verrückt eingerichtet, dutzende Stofftiere, viele verschiedene Stile durcheinander, aber irgendwie hat es was. Die Cola tat gut, der Toast Hawaii war lecker und vor allem konnte man quatschen und trocknen.

Zurück ging es dann über Loikum über und an der Issel vorbei in Richtung Ringenberg und durch das Naturschutzgebiet Isselniederung nach Krudenburg. Das Wetter wurde nicht wirklich besser ;).

Bei Hünxe ging es dann erneut über den Wesel-Dattel- Kanal und die Lippe. Von der Brücke aus konnte man auch die dortige Schleuse sehen, auch schon immerhin von 1923. Wie gesagt, der Kanal ist eine stark befahrene Wasserstraße und ohne die Schleusen wäre die Nutzung nicht möglich.

Es ging ein gutes Stück am Kanal entlang, bevor wir abgebogen sind und in das Naturschutzgebiet Testerberge geradelt sind. Auch hier ging es leicht bergan, allerdings gut radelbar. Eine kurze Pause gab es noch und dann wollten wir alle so langsam aber sicher wieder nach Hause.

Zurück führte der Weg dann wieder durch den Mattlerbusch und durch Neumühl zurück zu meinem Elternhaus. In Neumühl kamen wir noch am Hochbunker vorbei, direkt daneben lagt, und liegt heute immer noch, mein Kindergarten. Kurzer Jugendfalshback ;).

Mit dem Hochladen der Tour wurde dann auch ein weiterer Strava Badge eingeheimst, jeden Monat gibt es für Touren über 100 Kilometer ein digitales Abzeichen, ein so genanntes Gran Fondo 😉 . Ab und an helfen mir diese Abzeichen meiner App, mich für ein paar letzte Kilometer zu motivieren.

Alles in allem war es eine, zwar zeitweise sehr nasse, aber doch rundum schöne Tour. An dieser Stelle mal vielen Dank an die Tourleitung und an alle, die mitgeradelt und mich so nett aufgenommen haben. Macht doch immer wieder Spaß mit Euch, vor allem, wenn der ein oder andere doch auch ohne eBike unterwegs ist.

Wie immer gibt es noch ein Relive Video der Tour und ich hoffe, Euch hat der kleine Einblick gefallen, ich hatte auf jeden Fall mal wieder Spaß an einer 100 Kilometer-Tour, besonders natürlich, weil ich auch mal wieder mit meiner Mama unterwegs war ;).

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 comments

  1. Was haben diese Herrschaften für ebikes? Meins macht nach 75 km schlapp – mit ein Grund, weshalb bei uns 50 – 60 km die Grenze ist. Allerdings gibt es auf der rechten Rheinseite ja auch Züge…
    Tolle Tour, gefällt mir sehr.

    1. Stevens, Riese und Müller oder ähnliche Hersteller, wenn man da auf der kleinen Stufe fährt, und es zwischendurch auch mal ganz ausschaltet, dann sind 100 Kilometer locker drin, zumal mit einem 500er Akku 👍😂

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