Prinzessin Amalia – Ein Flug in die Geschichte – DC-3 am Airport Weeze

Hallo ihr Lieben,

normalerweise geht es hier um Radtouren und Themen rund ums Fahrrad. Wie ihr ja vielleicht wisst, liegen da auch noch etliche Berichte auf Halde. Heute möchte ich euch aber mit in die Lüfte nehmen. Wenn ihr mögt, lest gern weiter, auch wenn das Thema „Fahrrad“ heute mal so gar keines ist.

Wer hier schon länger aufmerksam mitliest, wird ja sicherlich bemerkt haben, dass ich mich für die Fliegerei interessiere. Oftmals baue ich Flughäfen als Etappenziele in meine Radtouren mit ein. Eine sehr lange und intensive Beziehung habe ich zum Airport Weeze. Warum?

Nun, der Flughafen war nicht immer der charmante Low Cost Airport an der deutsch-niederländischen Grenze, er war mal die Royal Air Force Basis Laarbruch. Ich habe dort sehr oft mit meinem Vater gestanden und Flugzeuge geguckt, Harrier, Tornado, Phantom, später dann Chinook und Puma Hubschauber. Da war immer was los und der Flughafen dürfte wohl auch einen gewichten Anteil an meiner Begeisterung fürs Thema haben. Nach dem Abzug der Briten habe ich mich dann in einer Bürgeriniative für den Flughafen engagiert, jap, auch sowas gibt es in Deustchland, Menschen, die FÜR etwas sind 😉 . Na ja, to make a long story short, der Flughafen hat eine Relevanz für mich. Heute wurde dort das 20-jährige Bestehen gefeiert und ich war vor Ort.

Mir ging es eigentlich darum, ein bisschen Livemusik zu hören und vor allem die angekündigte DC-3 aus den Niederlanden zu fotografieren. Kurz nach mir tauchte aber erstmal einer der beiden Helikopter auf, welche den Tag über für Rundflüge genutzt werden sollten.

Und dann kam die DC-3 aus Amsterdam. Ein Flugzeug mit einer bewegten Geschichte. 1943 gebaut, 1944 erstmals eingesetzt, nahm sie am D-Day in der Normandie genauso teil wie bei der Operation „Market Garden“.

Nach dem Krieg wurde sie von der niederländischen Königsfamilie gekauft und eingesetzt, dann stand sie auch mal im Museum und aktuell fliegt die DDA, die Dutch Dakota Classic Airlines, mit ihr Rundflüge.

Seitdem der Hauptsponser, die niederländische Airline KLM, ausgestiegen ist, trägt sie zum einen wieder ihre „royale“ Lackierung, zum anderen kämpft die Airline ums Überleben.

Ich finde es faszinierend, das ein 80 Jahre altes Flugzeuge heute noch begeistert und aussieht wie frisch vom Band gelaufen. Während die „Prinzessin Amalia“ auf ihre Parkposition rollte, landete eine Boieng 737 Max von Malta Air.

Und so standen dann irgendwie zwei Enden einer Geschichte auf dem Vorfeld in Weeze. Beides Flugzeuge – und doch so unterschiedlich.

Einer Idee folgend hatte ich dann mal im Netz geschaut, wie gut die Flüge mit der alten Lady denn gebucht sind. Und was soll ich sagen, beim zweiten Flug gab es noch zwei Plätze. Also, Chance ergriffen und einen Platz gebucht. Recht spontan, aber wann hat man schon mal die Gelegenheit in einer echten Legende unterwegs zu sein und Geschichte hautnah zu erleben? Bis zum Start habe ich dann noch ein wenig Musik gehört und noch ein, zwei weitere Flugzeuge fotografiert und mir den zweiten Rundflugheli angeschaut.

Nach dem obligatorischen Sicherheitscheck ging es dann aufs Vorfeld und zur Maschine. Ich habe schon so oft vor einer DC-3 gestanden, war auch schon einige Male an Bord, aber noch nie so nah an einem flugfähigen Exemplar.

Der unglaublich sympathische Kapitän, dessen Namen ich leider auf Grund der laufenden Hilfsturbine einer nebenan stehenden Ryanair Boeing 737 nicht verstanden habe, sieht nicht nur aus wie Sean Connery, er konnte auch mit etlichen Details aus der Geschichte des Flugzeuges aufwarten. Eine wirklich tolle Einführung, während dessen wir Fotos machen konnten und uns frei ums Flugzeug herum bewegen durften.

Ganz interessant, der Co-Pilot ist im echten Leben Kapitän bei British Airways, der Kapiätn fliegt für Aerologic und ist erst am Freitag mit einer Boeing 777 aus Hong Kong zurück gekommen. Die DC-3 Fliegerei betreiben beide ehrenamtlich. „Echtes Fliegen, ohne viel Schnick Schnack“. Na dann 😉

Die Propeller wurden gedreht, damit sich das Öl verteilen kann, wie gesagt, Fliegen ein bisschen mehr „basic“.

Ein Selfie musste sein, dann ging es an Bord. Da das Flugzeug auf dem Spornrad steht, „klettert“ man im Inneren erstmal ein Stück „bergauf“, bevor man sich in den Sitz fallen lassen kann.

Die Fenster sind schmal, die Sicherheitseinweisung ist kurz und dann wurden die beiden Sternmotoren angelassen.

Was für ein Gefühl. Nichts davon ist so, wie wir es von modernen Airlinern gewohnt sind. Es rappelt und knattert. Das Flugzeuge schwankt und virbiert, obwohl es noch fest in den Bremsklötzen steht. Und dann rollen wir los. Ein, sehr freundlicher, Polizist, den ich im Vorfeld getroffen habe, hat mir dieses Video zur Vefügung gestellt, danke nochmal.

Und dann stehen wir kurz vor der Startbahn und der „Engine Runup“ beginnt. Die Leistung der beiden Motoren wird erhöht, es geht darum, eventuelle Fehler zu erkennen. Wenig später drehen wir auf die Piste 27 ein und stoppen kurz. Jetzt werden die großen Motoren auf Startleistung gebracht, alles vibriert, es ist laut im Flugzeug. Wenige Meter später hebt das Spornrad ab und wir befinden uns in der Waagerechten. Dann der Start. Ich kann das nicht beschreiben, aber wer mich von Außen gesehen hat, dürfte ein breites Grinsen von Ohr zu Ohr gesehen haben.
Mit einer Rechtskurve wird Höhe gewonnen. Das Flugzeug schiebt und giert, die Thermik in der tiefen Flughöhe lässt die Maschine bocken und schlingern. Einfach herrlich. Im Heck hört man den Fahrtwind rauschen und der Blick aus dem Fenster ist ein Genuss.

Im Cockpit ist einiges zu tun, es wird getrimmt, korrigiert und viel gesprochen. Das hier ist Fliegen, so richtig. Der Geruch, die Geräusche, der unruhige Flug. Wie mag das Reisen vor 40, vor 50 Jahren in solchen Flugzeugen gewesen sein? Es ist ein komisches Gefühl hier zu sitzen, hier wo die Königsfamilie saß und wo Soldaten saßen, voller Angst vor ihrem Einsatz auf den Schlachtfeldern Europas. Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, während ich versuche die Turbolenzen auszugleichen um Fotos machen zu können.

Über das Kernwasserwunderland fliegen wird, über Rapsfelder und Dörfer. Ich sauge jede Minute in mich auf, was für ein tolles Erlebnis. Ich bin den vielen Menschen die solche Erlebnisse möglich machen sehr dankbar dafür.

Langsam aber sicher nehmen wir wieder Kurs auf Weeze, viel zu schnell geht dieser Flug vorbei. Die letzten Meter sind dann nochmal ordentlich kabbelig, ein leichter Crosswind versetzt das Flugzeug, aber wir berühren sanft, aber hörbar, die Piste 27. Es macht Spaß aus den Fenster zu schauen, die Menschen auf dem Flugplatzfest filmen mit ihren Handies, winken der Prinzessin zu, zeigen mit dem Finger auf das Flugzeug aus einer anderen Zeit. Sie fällt auf zwischen den modernen Jets. Es war eine wundervolle Erfahrung.

Vielen Dank, Prinzessin Amalia, den Flug werde ich nicht vergessen.

Ihr Lieben, ich hoffe, ich konnte euch ein wenig von meinen Gefühlen transportieren und ihr habt es mit Interesse gelesen, auch wenn es, ausnahmsweise, mal nichts mit dem Thema Fahrrad zu tun hat. Ihr könnt es euch sicher denken, der Beitrag wurde ohne Auftrag und ohne Bezahlung, im Gegenteil 😉 , verfasst. Danken möchte ich aber an dieser Stelle nochmal allen, die so etwas möglich machen. Danke.

Euer Martin

 

 

3 comments

  1. Hallo Martin,

    wow was für ein tolles Erlebnis!

    Die alte Propellermaschine finde ich viel schöner als das moderne Flugzeug.
    Im Geiste bin ich mit geflogen, da du den Flug so schön in Worte gefasst hast – ich bin begeistert.

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße
    Dagmar

Schreibe eine Antwort zu Martin KramerAntwort abbrechen