Natur, Wohnprojekte, historische Eisenbahnen und ein Welterbe – Von Kupferdreh nach Gelsenkirchen

Hallo zusammen,

es ging mal wieder aufs Rad. Die Tour auf die ich euch heute gern mitnehmen möchte schließt den April ab. Da wir heute bereits Ende Mai haben, merkt man doch wieder….man kommt zu nix 😉 . Aber im Ernst, wenn ihr mögt, nehme ich euch heute von Essen Kupferdreh mit nach Gelsenkirchen. Unbezahlt und unbeuaftragt, wie immer.

Los ging es mit einer Bahnfahrt nach Essen-Kupferdreh. Der Haltepunkt liegt fast direkt am Baldeneysee und dem Startpunkt der Hespertal-Bahn. Diese, unter anderem mit einer Dampflokomotive ausgestattete, Museumseisenbahn sollte am 1. Mai in die Saison starten. Deshalb wählte ich meinen Startpunkt so, habe mir vorher im Netz angeschaut, wo die Sonne steht und wie ich am besten fotografieren kann und bin dann von Kupferdreh aus aufgebrochen. Der Bahnhof dort ist übrigens mit einigen Streetarts verziert.

Als ich meine Fotoposition für die Dampflok erreicht hatte und wartete, fiel es mir plötzlich wie Schuppen aus den Haaren. Meine Vorbereitung für das Foto waren perfekt….allerdings hatte ich die Rechnung ohne den gregorianischen Kalender gemacht 😉 . Ich war schlicht einen Tag zu früh dran. Die Bahn fährt ab dem ersten Mai, ich war aber am Samstag den 30. April dort. Blitzbirne 😉 .

Nun ja, aufs Gelände schauen konnte ich, so habe ich zumindest eine historische Diesellok gesehen, ist ja auch schon mal was.

Richtig geärgert habe ich mich nicht, mir gratuliert zu diesem Coup habe ich mir allerdings auch nicht 😉 . Na ja, die Ecke dort ist aber auch ohne historische Dampflok wirklich schön und so ging es dann an der Ruhr entlang weiter zum Baldeneysee. Der Weg dort ist einfach herrlich.

Einer der bekanntesten „Instaspots“ des Ruhrgebiets durfte natürlich auch nicht fehlen. Gerade im Herbst sieht es hier wirklich wundervoll aus, aber auch Ende April hat die Stelle was. Sie ist ganz in der Nähe des ehemaligen Lehnsgutes Haus Scheppen.

Direkt gegenüber, auf der anderen See Seite, kann man das Fördergerüst der Zeche Carl Funke erkennen. Hat was, so mitten im Wald. Das macht im Herbst übrigens auch noch ein bisschen mehr her.

Von dort aus ging es munter bergan in Richtung Heidhausen und später Velbert. Man radelt durch herrliche Natur und vorbei an schönen Häusern und Aussichten.

Ein Blick zurück zeigt, wie grün das Ruhrgebiet ist. Und, es besteht eben nicht nur aus Industrie.

In Velbert habe ich dann ein erstes Etappenziel erreicht, den Einstieg in den „Panoramaradweg Niederbergbahn“.

Der Radweg ist einfach herrlich. Aus dieser Richtung mit einem leichten Gefälle versehen, so dass man, wenn man ehrlich ist, bis nach Kettwig nur rollt. Na ja, fast.

Am Wegesrand finden sich immer wieder Anklänge an die Historie der Strecke, die ehemalige Niederbergbahn. Hier mal ein Radsatz, da ein Signal, manchmal wir ein ehemaliger Waggon zur Gastroterrasse…

…und mal, so wie in Heiligenhaus, direkt zur Brücke über die Straße zum Bahnhof. Sowas finde ich richtig klasse. Man radelt auf, nahezu, gleichbleibendem Niveau und hat dabei ständig etwas zu entdecken. Sehr gut.

Und wenn es keine Eisenbahndevotionalien sind, dann sind es solche Ausblicke oder schlicht der Weg durch den Wald selbst, der fasziniert.

Und irgendwann ist man dann in Essen-Kettwig. Und hat gefühlt, man ist in einer anderen Welt. Dieser kleine Ort ist so romantisch-pittoresk dass er ein wenig wie eine Kulisse wirkt. Einfach schön.

Wenn man möchte kann man dann von dort aus auch mit dem Schiff die Ruhr entlang nach Mülheim fahren. Unter anderem auch unter der Mintarder Brücke hindurch.

Ich habe mich aber wieder aufs Rad geschwungen und bin weiter gefahren. Ihr kennt mich und ahnt es vielleicht schon, da ist halt ein Flugplatz in der Nähe. 😉 Mein Weg führte mich hinauf zum Flugplatz Essen-Mülheim. Viel los war nicht, ein paar Kleinflugzeuge übten Landungen und der „Blimp Theo“ drehte sich im Wind umher. Seine alte Halle wurde gerade abgerissen, die neue ist schon im Bau. Ganz interessantes Detail, im Prallluftschiff, das Ding ist kein Zeppelin, es hat kein starres Gerüst im Inneren (kleiner Exkurs aus der Rubrik #KlugscheißerWissen), sitzt aktuell immer eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter, der aufpassen muss, dass die Parameter eingehalten werden, mit denen sich „Theo“ am Mast bewegen darf. Notfalls muss manuell eingegriffen werden.

Am Flugplatz Essen steht auch, seit einiger Zeit schon, eine Antonov AN-2. Ich erinnere mich an Zeiten, als mit dem Teil Rundflüge angeboten wurden, ich weiß aber nicht, ob das noch stattfindet. Im Volksmund heißt der Flieger „Roter Baron“, das kann allerdings nur von der Farbe herrühren, der schwerfällige, für den Agrareinsatz konstruierte, Doppeldecker hat wenig mit der flinken und wenigen Fokker DR.1 von Manfred von Richthofen gemein.

Ganz anders diese wunderschöne Pilatus PC12-NGX. Der Flieger ist nicht nur schön anzusehen, ich habe das gute Stück auch schon auf einigen Flughäfen dieser Welt zu Gesicht bekommen.

Ich bin dann einmal um den Flugplatz herum gefahren und habe kurz an der Gedenktafel innegehalten, die an die dunkelsten Stunden des Platzes erinnert. Etwas versteckt liegt die Tafel am Zaun und ein wenig verblasst ist sie auch schon, es wäre sicher angebracht hier mal etwas neue Farbe aufzutragen, gerade in Zeiten wie diesen sollte man die Erinnerung an Greul wachhalten, finde ich…

Als krassen Kontrast zur Düsternis der Tafel ging es dann vorbei an hübschen Blumen am Wegesrand in Richtung Margarethenhöhe. Diese Siedlung wollte ich mir immer schon mal ansehen, irgendwie hat es bislang nie geklappt.

„Die Gartenstadt im Herzen des Ruhrgebietes“ – das war und ist die Margarethenhöhe, eine ganz wunderbare Siedlung mit viel Geschichte und noch viel mehr Dingen die es zu entdecken gilt. Schaut mal hier, da gibt es einen guten Überblick. HIER

Weiter ging es in Richtung Innenstadt. Lange prangte auf dem Dach des Handelshofes der Schriftzug „Essen – Die Einkaufsstadt“. Das Ganze wird sogar nachts beleuchtet. Seit kurzem ist der Schriftzug einem deutlichen Hinweis auf das Folkwang-Jahr gewichen. 1922 zog das Folkwangmuseum, 1902 von Kunstsammler Karl Ernst Osthaus in Hagen gegründet, nach Essen um. Und so wird das natürlich groß gefeiert, unter anderem eben auch mit der, temporären, Änderung des Schriftzuges direkt vor dem Hauptbahnhof.

Nicht aus dem Folkwangmuseum, aber trotzdem in Essen sehr bekannt ist die Plastik „Steile Lagerung“ des Düsseldorfer Bildhauers Max Kratz. Sie erinnert, unschwer zu erkennen, an die Tradition des Bergbaus in Essen und dem Ruhrgebiet.

Und mit dieser Tradition ging es auch für mich weiter. In wenigen Minuten bin ich vom Bahnhof zur Zeche Zollverein geradelt. Vorbei an toller Streetart, mit einem so typischen „Pottmotiv“.

Ein Stück weiter gab es dann das berühmte Kaninchen aus „Alice im Wunderland“ zu sehen, wie immer…in Eile 😉 .

Am Welterbe Zeche Zollverein angekommen schloss sich tatsächlich ein Kreis. Ihr erinnert euch, ich wollte zum Start meiner Tour eine historische Lokomotive fotografieren.

Nun, zwar keine Dampflokomotive, aber mit der Baureihe 212 durchaus auch einen schönen Oldtimer, bekam ich mit der 212 079 vor die Linse. Die Hammer Museumseisenbahn war mit einem Sonderzug vor Ort. Und so gelangen diese Bilder.

Habe ich mich sehr drüber gefreut. Mit der Freude war ich aber nicht der einzige Mensch an diesem Tag, etliche Leute haben angehalten und sich den Zug angeschaut. Wenn ihr ein wenig in die Historie eintauchen wollt und den Zug auf seiner Fahrt begleiten mögt, kann ich euch sehr den Youtube-Clip von Frederic S ans Herz legen.

Und so war ich dann doch noch, wenn auch überraschend, zu meinem historischen Sonderzug gekommen 😉 . Die letzten Kilometer bis nach Gelsenkirchen zum Bahnhof habe ich dann, wie könnte es anders sein, auf einer ehemaligen Bahnstrecke zurück gelegt.

Und das war es dann auch schon wieder. Wie immer hoffe ich natürlich, es hat euch gefallen. Ich habe noch einen Relive Clip und ende, wie so oft, mit dem Angebot, wenn ihr irgendwelche Fragen habt, immer her damit.

Bleibt gesund und munter, gebt Acht auf eure Mitmenschen und fahrt vorsichtig.

Euer Martin

 

 

 

 

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