Von Aachen nach Krefeld

Hallo zusammen,

das war ne echte Ochsentour, aber ich bin froh, sie gemacht zu haben. Aber, fangen wir vorn an. Ich bin öfter mal im Hohen Venn unterwegs, zu Fuß oder mit dem Auto. Schon seit einer ganzen Weile wollte ich dort mal radeln, den Vennbahn Radweg erkunden und die Landschaft dort eben auch mal vom Rad aus erleben. Also habe ich mir eine schöne Route geplant und wollte mit der Bahn nach Aachen und mit dem Rad zurück. Müsste ja super zu fahren sein, ich fang im Hohen Venn an und ab dann geht es bergab bis nach Hause. Nun, ganz so war es nicht, aber fangen wir in Krefeld an. Ich wollte früh los, also ging es, ausgestattet mit einem Ticket für mich und eines fürs Rad, hier würde ich mir auch ein Umdenken wünschen, das Rad sollte nichts extra kosten müssen, na ja, um kurz vor 6 Uhr zum Bahnhof in Krefeld.

Wolkenloser Himmel und die Sonne ging so langsam auf, das versprach ein herrlicher Tag zu werden. Der Zug war auf die Minute pünktlich, ich habe mir mit einem weiteren Radler das Radabteil geteilt und dann ging es los. Etwa anderthalb Stunden dauert die Fahrt. In Aachen angekommen dämmerte mir der kleine, aber nicht unbedeutende, Logikfehler in meinem Plan. Zwar geht es vom Hohen Venn in Richtung Krefeld auch viel bergab, der Bahnhof in Aachen ist aber auch irgendwie „unten“, also musste ich schon kurz nach dem Start ordentlich bergan strampeln. Einen kurzen Stopp am Dom habe ich natürlich auch gemacht, wenn man schon mal da ist. Blick auf die Nordfassade, ein Besuch im Innerern kann ich Euch nur empfehlen, das ist sehr eindrucksvoll, besonders wenn ihr es mit einer Führung kombiniert. Sehr spannend.

Und dann ging es auf knapp 300 Meter hoch zu meinem ersten Stopp. Durch Wald ging es als erstes zu den „Drachenzähnen“. Wenn man sich mit der Ecke da oben ein wenig auskennt, dann weiß man, dass dort im Zweiten Weltkrieg heftig gekämpft wurde, der Hürtgenwald war ein Schlachtfeld. Der Westwall zog sich dort ebenfalls entlang, unter anderem mit vielen Bunkern, aber auch Panzersperren aus Beton, der sogenannten Höckerlinie, Hitlerlinie, Siegfriedlinie oder eben den Drachenzähnen. Reste davon findet man noch heute im Wald zwischen den Bäumen. Es macht etwas mit einem, wenn man absteigt, es still ist und man vor diesen Monumenten steht. Wie wunderbar ist es doch, dass wir heute einfach so dort herumfahren können, ohne Angst und ohne Leid….von meinen Seitenstichen mal abgesehen 😉

Weiter ging die Tour, wieder durch Wald, aber dann auch über wundervolle Felder mit toller Aussicht und Weitsicht. Das Wetter war wirklich ein Traum. In Sief habe ich dann mal kurz angehalten und einfach die Ruhe, den Blick und den unfassbar blauen Himmel genossen.

Von Sief aus ging es noch ein bisschen bergan, bis ich etwa 320 Meter erreicht hatte. Wie schon gesagt, ich wollte unbedingt mal den Vennbahn-Radweg ausprobieren und jetzt war es soweit. Nachdem ich noch einen rumpeligen, aber schönen, Waldweg passiert hatte kam ich am Radweg an.

Ich bin nachhaltig begeistert von diesem Radweg, er führt, zumindest auf dem Stückchen, welches ich gefahren bin, entlang der ehemaligen Bahngleise, ist fantastisch ausgeschildert und der Belag ist ein Traum fürs radeln.

Das es zusätzlich auch noch meist leicht bergab ging tat meiner Begeisterung für den Weg sicher keinen Abbruch. Richtig perfekt wäre es, wenn auf der Strecke ab und an noch der ein oder andere historische Zug verkehren würde. Das ist dann aber vielleicht auch zuviel des Guten ;). Wobei in Walheim am ehemaligen Bahnhof kamen mir dann einige abgestellte Wagen und Lokomotiven vor die Linse. Überhaupt wirkt das Areal dort ein bisschen wie in einem Dornröschenschlaf, wäre schon cool, wenn hier nochmal etwas rollen würde.

Ich bin dann noch eine Weile auf dem Vennbahnradweg weiter gefahren, unter anderem über das Iterbach-Viadukt, in Richtung des Truppenübungsplatzes Buschmühle. Dieses Areal ist an den Wochenenden frei zugänglich und dient dann der Erholung. Wenn man dort unterwegs ist, kann es einem allerdings passieren, dass man plötzlich vor einem Panzer steht. Auf dem Areal finden sich einige alte Panzer, welche den Soldatinnen und Soldaten als Hartziele dienen. Es ist schon irgendwie faszinierend, die alten Kämpfer dort im Einklang mit der Natur zu sehen. Ob nun M41 oder M47, die Panzer haben ihre aktive Zeit lange hinter sich, bilden jetzt aber eine faszinierende Kulisse.

Sieht man ja auch nicht alle Tage sowas. Nach einer kurzen Pause ging es weiter. An der Inde vorbei, einem kleinen Fluss, führte der Radweg, mittlerweile nicht mehr der Vennbahnradweg, durch üppiges Grün, viele Blumen gab es am Rand und es brummte und summte ordentlich. Ein wirklich toller Abschnitt der Tour. Es gab viel zu sehen und die Kilometer vergingen wie im Flug.

Apropos Flug. Das nächste Ziel war dann der Flugplatz Aachen Merzbrück. Bereits 1941 gegründet bekommt er gerade eine neue Start- und Landebahn. Dort ist, neben vielen tollen alten Flugzeugen, auch der Rettungsheli Christoph Europa 1 stationiert. Ich habe dort eine etwas längere Pause gemacht und konnte so ein paar Flugbewegungen beobachten. Auch wenn sich die T6, die Pilatus PC3 oder andere der alten Flieger nicht zeigten, es gab, für die Kürze der Zeit, doch das ein oder andere interessante Fluggerät zu sehen.

Zum ersten Mal war ich auch auf der Südseite des Platzes, dort kann man die Flugzeuge sehr nah beim aufrollen auf die Bahn beobachten. Also, wer sich für Sportflugzeuge begeistern kann, sollte man nach Aachen zum Flugplatz fahren.

Weiter ging es durch die Felder, zuerst an einer Mahnwache für einen getöteten Radler vorbei und dann immer weiter. Die Landschaft war jetzt zwar recht flach, dafür hatte aber ein fieser Gegenwind aufgefrischt.

Das war besonders fies, weil die Strecke gerade, auch optisch, irgendwie nicht aufzuhören schien. Kennt ihr das, wenn ihr solche Wege radelt, die einfach nur geradeaus verlaufen und man glaubt, man kommt nie irgendwo an 😉

In der Nähe von Aldenhoven habe ich dann diesen interessanten Aussichtspunkt entdeckt. Ziemlich cool wäre er, würde er direkt am Rande des Baunkohleabbaus stehen, so steht das Dingen irgendwie mitten im Nichts. Na ja, wenn man den Braunkohleabbau nicht stoppt, steht er vielleicht bald am Rand des Geländes. Aktuell lohnt der Aufstieg indes kaum….aber nett aussehen tut er ja.

Mit viel Zoom und Hitzeflimmern ist in der Entfernung dann auch ein Original zu entdecken.

Als nächstes stand Jülich auf der Liste, dort ging es über die Rur, die ohne das „h“ und dann weiter in Richtung Mönchengladbach. Es waren wieder etliche Kilometer durch weite Felder und mit Gegenwind, trotzdem war es richtig herrlich. Am Wegesrand gab es oft Blumen zu sehen, offenbar achten die Landwirte jetzt verstärkt auf solche Blühbereiche neben den Feldern.

Apropos Natur, jetzt lebe ich schon so lange hier in der Region, dass die Niersquelle ganz in der Nähe ist, wusste ich aber nicht. Die Niers, auf der ich schon gepaddelt bin, deren Hochwasser vor einigen Jahren ganze Felder geflutet hat, deren Pflege und Erhalt sich der Niersverband auf die Fahnen geschrieben hat und die „meinem“ Flugplatz in Grefrath ihren Namen gegeben hat, der Niershorst, diese Niers entspringt in der Nähe von Mönchengladbach Wanlo, in Kuckum. Das Foto hier entstand kurz hinter der Quelle. Wieder was dazu gelernt.

Am Segelflugplatz Wanlo vorbei führte mich mein Weg weiter in Richtung Mönchengladbach. So langsam war ich aber auch ziemlich fertig und sehnte das Ende der Tour herbei, die Berge zu beginn und vor allem der Gegenwind auf den letzten Kilometern waren schon nicht unanstrengend. Deshalb wurden so langsam auch die Pausen häufiger und ich freute mich über jedes Fotomotiv, welches ich zum anhalten nutzen konnte. Das Schloss Wickrath kam da gerade recht. Ist schon von 1772 rum und macht durchaus auch heute noch ne Menge her.

Der Weg führte dann durch Rheyd und am Flugplatz Mönchengladbach vorbei auf den Bahnradweg von dort über Willich nach Krefeld. Vorbei an der alten Köf Lokomotive ging es dann in Richtung Heimat.

Und dann, nach 122 Kilometern, Gummibeinen und, seinen wir ehrlich, einem ziemlich schmerzenden Hintern, war ich dann endlich wieder in Krefeld. Es war anstrengend, aber auch wunderschön. Die ganze Region kann ich Euch für eine Tour nur empfehlen, die Aussicht, die Landschaft, aber auch die reichhaltige Geschichte sind einen Besuch wert.

Natürlich habe ich auch noch einen Relive Clip gebastelt, ich hoffe, Euch hat der Bericht gefallen. Viel Spaß beim Video und danke für Euer Interesse…

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5 comments

  1. Vielen Dank für eine weitere tolle Tourenbeschreibung. 122 km finde ich tatsächlich schon sehr sportlich. Da es unterwegs einiges zu sehen gibt, könnte es ja aber auch eine schöne Zweitagestour werden.

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