Stairway to heaven, die Medusa und der komische Flieger

Hallo zusammen,

es zog mich schon wieder zu einem Flughafen, dieses Mal aber mit dem Rad und auch so ganz ohne Nachbrenner. Aber, der Reihe nach. Letzten Montag habe ich auf der Arbeit erfahren, dass eine Antonov AN74 nach Düsseldorf kommt. Der Flieger ist schon ziemlich selten und, werdet ihr später noch sehen, auch optisch echt was Besonderes. Also dachte ich, ich könnte ja meine Zeit nach der Arbeit mit einer kleinen Radtour von Krefeld nach Düsseldorf zum Flughafen verbringen. Die Idee klang gut und so machte ich mich rechtzeitig auf den Weg, natürlich wieder ohne beauftragt oder gar bezahlt worden zu sein ;).

Los ging es ersteinmal mit einer Baustelle. Aktuell ist das mit dem radeln in Krefeld immer so eine Sache. Entweder hat man Radwege, die den Begriff so eigentlich nicht verdienen, oder rücksichtslose Autofahrer oder eben Baustellen. Aber, die Hoffnung stirbt zuletzt, es wird werden….ich bin mir sicher. Hoffentlich.

Mein Plan war es, zuerst bis nach Uerdingen zu fahren und dort den Rhein zu überqueren und dann in Richtung Kaiserswerth weiterzuraden. Dazu bin ich aber nicht die stark befahrene Uerdinger Straße entlanggedüst, sondern quasi hintenrum, am Zoo und an der Grotenburg vorbei. Deutlich angenehmer zu fahren ist es dort.

Das erste Etappenziel war also die Rheinbrücke zwischen Krefeld und Duisburg. Wusstet ihr, dass diese Brücke, über die wir alle schon so oft gefahren sind, seit 1987 unter Denkmalschutz steht? „Grund dafür ist die „baukünstlerische Auffassung der angestrebten Harmonie zwischen Natur und Technik“. Ah ha…nun, auf jeden Fall habe ich auf diesem ab 1933 gebauten Denkmal den Rhein überquert. Trocken und sicher, also Auftrag erfüllt ;).

Durch Mündelheim führte der Weg dann in Richtung Deich. Wie wohl für nahezu alle Radler auf dieser Strecke stand auch für mich eine Minipause an der Schankwirtschaft „Aschlöksken“ an. Das ist übrigens nix versautes, der Name kommt von der Asche, die hier früher gelöscht wurde. Ich hab dort aber nur für einen Schluck Cola aus der eigenen Flasche und ein schnelles Fotos des Rheins mit Blick zurück nach Uerdingen angehalten.

Ab diesem Punkt, gerade noch Duisburg, geht es auf einem wundervollen, asphaltierten Radweg weiter nach Kasierswerth, dann allerdings schon auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Breit genug um auch mal nebeneinander zu fahren und die ganze Zeit mit einer wunderbaren Aussicht auf den Rhein und die herrliche Landschaft.

In Kaiserswerth habe ich mich dann für den Weg direkt am Rhein entschieden. Man kann dort auch auf dem Deich weiterfahren, aber ich fand es unten schöner. Auch wenn es dann ziemlich rumpelig wurde und auch die aggressiven Möwen eine Herausforderung waren….der Hund, der mir entgegen kam, war glücklicherweise mit einem „Stöckchen“ abgelenkt ;).

Zwischendurch hatte ich immer mal wieder einen Blick aufs Radarbild geworfen um zu gucken, wo denn wohl der Flieger inzwischen ist. Was soll ich sagen, von der geplanten Zeit, 14.10h war er noch ne zeitlang weg, vom Flughafen aber nicht. Also noch eine Schüppe mehr in die Waden schaufeln und Gas geben. Zeitgleich mit dem täglichen A380 aus Dubai war ich dann am Flughafen. Da ich keine Zeit mehr hatte das Rad abzuschließen und auf die Besucherterrasse zu sprinten wurde es dann das Parkhaus P7 als Fotostandort.

Nun ja, es war recht warm und man hatte sich im Tower entschlossen, die Landungen auf der Landebahn 23R durchzuführen. Das heißt, die von meinem Standort gesehen hintere Bahn. Das führte natürlich dazu, dass die Bilder ziemlich verflimmert wurden. Trotzdem wollte ich das Flugzeug erstmal haben. Schaut es euch mal an.

Ungewöhnlich, oder? Die Antonov AN-74 wurde Mitte der 1980er Jahre entworfen um in der Arktis eingesetzt zu werden. Die hochliegenden Triebwerke sorgen dafür, dass erstens kein Dreck eingesaugt werden kann und zweitens hat das Flugzeug dadurch einen so guten Auftrieb, dass 300 Meter Startstrecke reichen. Das ist, gerade auf behelfsmäßig präparierten Pisten natürlich ein großer Vorteil. Unser „Sehverhalten“ ist eher an Flugzeuge mit Triebwerken unter den Flächen oder im Heck gewohnt. Nicht zuletzt deshalb war die Kiste den Besuch in Düsseldorf wert.

Da dieses Flugzeug hier als Privatflugzeug eingesetzt wird, sollte es im sogenannten GAT geparkt werden, also dem Terminal für die Geschäftsreiseflugzeuge. Geplant war ein Abflug für 15.10h und so hatte ich noch ein paar Minuten Zeit und habe das ein oder andere weitere Flugzeug fotografiert. Unter anderem diese Dash der britischen Flybe Airline.

An sich nix Besonderes, aber ich wollte mal zeigen, wie weit man am Montag schauen konnte. Im Hintergrund das große, weiße Gebäude. Das ist knappe 8 Kilometer von meinem Fotostandort entfernt in Krefeld im Hafen. Nun ja, ich bin dann aus dem Parkhaus raus und zum Privatflugzeuge-Terminal gefahren, in der Hoffnung, der Flieger steht gut fotografierbar abgestellt. Nun, leider nicht. Die Nahaufnahme zeigt aber nochmal recht deutlich, wie ungewöhnlich diese Triebwerkskonfiguration ist….

Die Abflugszeit noch im Hinterkopf ging es wenig später wieder zurück, dieses Mal aber nicht zum Parkhaus, sondern direkt auf die Besucherterrasse des Flughafens. Sehr praktisch, wenn man mit dem Rad ist, entfallen die horrenden Parkgebühren…allerdings sind wir auch nicht in Amsterdam und einen Fahrradständer zu finden ist auch eher ein aussichtsloses Unterfangen. Ich hab dann ein Geländer entdeckt, wo das Bike keinem im Weg stand.

Recht pünktlich machte sich der Flieger dann wieder auf den Weg. Er kam aus Sankt Petersburg, ob er dahin zurückgeflogen ist? Keine Ahnung, auf jeden Fall rollte er direkt an der Terrasse vorbei und ich bekam dann doch noch mein Foto.

Spannender Flieger, auf jeden Fall. Nachdem ich so langsam das Gefühl hatte, gar zu sein, es gibt so wenig Schatten direkt am Vorfeld, band ich mein Fahrrad wieder los und machte mich auf den Heimweg. Wie meistens wenn ich zum Flughafen radel, fahre ich, kurz vor der Autobahnbrücke der A44, durch den Lantz`scher Park. Dieses Mal habe ich mir auch mal ein paar Minuten Zeit genommen um mir die eine oder andere Skulptur anzuschauen.

Schon spannend, da steht doch tatsächlich Perseus im Park, genauso wie man ihn sich vorstellt, mit dem Sichelschwert und dem Kopf der Medusa in der Hand…sagen wir es so, ich war ihm ganz dankbar, dieses zu Stein erstarren ist dann doch kontraproduktiv, wenn man noch nach Hause radeln möchte 😉

An der Kapelle im Park vorbei ging es weiter auf die Rheinbrücke zu und schließlich über den Fluss zurück auf die Meerbuscher Seite. Mittlerweile hatte ich sogar ein wenig Rückenwind, welch Luxus.

Auf der anderen Rheinseite bin ich direkt scharf rechts abgebogen und über den tolle Deichradweg, wieder am Rhein entlang zurück nach Uerdingen gefahren. Schön war es, mir gefällt die andere Seite besser, der Weg ist schöner und näher am Wasser, trotzdem war es eine schöne Tour. Im Krefelder Hafen angekommen hielt ich mich links und fuhr am eben schon erwähnten Bauhaus-Lagerhaus vorbei weiter nach Krefeld Linn. Dorthin gelangte ich aber wieder nicht an der schnöden Straße entlang, sondern auch hier entschied ich mich für die Alternativroute durch den Greifenhorstpark. Sicherlich die bessere Wahl, radelte ich doch unter dichtem Blätterwerk in schönstem Schatten…

Die Burg Linn ist ja schon fast ein zu inflationäres Fotomotiv, deshalb habe ich sie auch links liegen lassen und bin direkt weiter in Richtung Schönwasserpark gefahren. Unterwegs gab es noch einen kurzen Stopp bei der Pax Christi Kirche. Dort steht eine weitere spannende Skulptur. Die 2005 fertig gestellte „Steig“ aus Eisen der Bildhauerin Magdalena Jetelová. Was ich nicht wusste, bevor ich mich jetzt nach der Tour damit beschäftigt habe, ist die Tatsache, dass die Idee dahinter gar keine Himmelsleiter ist, wie man ja vielleicht denken könnte, so direkt neben einer Kirche, sondern dass es der Künstlerin bei ihrem Entwurf um etwas ganz anderes ging. Die Idee hatte sie nämlich lange vor der Erstellung in Krefeld und diese Treppe ist ein ironischer Seitenhieb auf deinen Trend in den 80ern in Prag. Damals wurden überall übergroße, pathetische Monumente errichtet….und die Künstlerin hat einfach normale Alltagsgegenstände überhöht. Schon spannend, was man so alles erfährt, wenn man sich interessiert.

Im Schönwasserpark ist der Name dann auch direkt Programm gewesen, eine kleine Gruppe Modellbauer hatte im dortigen See ihre Schiffe zu Wasser gelassen. Schon ziemlich beeindruckend, vorallem die Detailverliebtheit. Ein bisschen habe ich zugesehen…entspannt irgendwie.

Und dann war ich wieder zurück. Knappe 60 Kilometer war die Tour, interessante Dinge habe ich gesehen und die Bewegung tut eh immer gut ;). Wie immer habe ich Euch noch einen Relive Clip dazugepackt und ansonsten hoffe ich, Euch hat der kleine Ausflug gefallen.

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

2 comments

  1. Die Triebwerksanordnung findet man auch beim Hansa Jet oder dem Honda Jet. Der höhere Auftrieb ist der Tatsache geschuldet das die Landeklappen durch die Triebwerkabgase auch bei niedrigen Geschwindigkeiten einen höheren Auftrieb generieren. Außerdem ist sie Strömung auf dem Flügel „sauberer“ (laminarer)

    1. Huhu, wobei beim Honda Jet zwar die Triebwerke auf den Flügeln sitzen, aber durch den Träger ja dann doch wieder recht weit am Heck. Und beim Hansa Jet sind sie sogar sehr konservativ am Heck, nur die Flügepfeilung wirkt ungewöhlich. Bei der VfW 614 saßen die Triebwerke schon deutlich unorthodoxer auf den Flächen, aber als Hochdecker mit den Triebwerken quasi auf dem Dach, da ist die AN74 schon relativ einzig unter ihresgleichen 😉
      LG Martin

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