Belgian Air Force Days. Die Faszination ist zurück!

Hallo zusammen,

war ich letzten Samstag noch 100 Kilometer auf dem Rad unterwegs, hieß es am Sonntag direkt wieder früh raus, es ging ins belgische Örtchen Kleine-Brogel. Etwa anderthalb Stunden braucht man mit dem Auto von Krefeld aus. Um die Überschrift zu erklären, muss ich ein bisschen ausholen, ich hoffe, das ist OK und interessiert Euch vielleicht sogar.

Die Fliegerei und ich, wir kennen uns jetzt seit fast 33 Jahren näher. Bei meinem Papa auf der Schulter war ich die ersten Mal in Düsseldorf Flugzeuge gucken. Da hat es mich wohl gepackt, das Kerosinvirus. Die, die es auch haben, wissen, was ich meine, den anderen wird es schwer sein, die Faszination zu erklären. Sagen wir es so, ich hab in Physik aufgepasst, ich verstehe das mit dem Auftrieb und dem Schub und der Aerodynamik…und doch, wenn ein Flugzeug vor mir abhebt, stehe ich auch heute noch staunend daneben. Ein Flugzeug verkörpert so viel, Hochtechnologie, Präzision, Leidenschaft und immer auch ein bisschen Fernweh und Abenteuer.
Aber, wir haben uns ein wenig auseinander gelebt, die Fliegerei und ich. Stress im Beruf, andere, spannende Themen, die Seefahrt, die Eisenbahn, der Motorsport. Die Liebe zur Fliegerei war nie weg, aber es war eben nicht mehr so wie früher. Früher war nicht alles besser, aber anders. In meiner wilden Zeit bin ich mit V-Brid, Ryanair, EUJet und wie sie alle hießen durch die Welt geflogen um Flugzeuge zu fotografieren. Bekannte und Verwandte reagierten immer verständnislos, wenn ich erzählte, ich war drei Tage auf Rhodos, aber nie vom Flughafen weg. Und dann waren da die Airshows, die Militärplätze wie Laarbruch, Spangdahlem, Bitburg, Wildenrath und Nörvenich. Tornados, Phantom, A10, F-16, F-18…ich war nur unterwegs, mit Freunden, alleine, mit meinem Papa. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Die zivile Fliegerei war nett anszusehen, quasi eine Ersatzdroge, die reichen musste bis zum nächsten Nachbrennerstart….aber, wie gesagt, ich wurde ruhiger, die Airshows und Militärplätze weniger und so verblasste das Ganze zusehens. Keine wirklichen Spottertouren mehr, natürlich hielt man die Kamera drauf, aber hey, einen ganzen Tag mit Freunden an einem Flughafen stehen….nein, irgendwie war das nicht mehr en vogue.

Mit den Flugplatzfesten auf Texel und in Wershofen in der Eifel neulich, wollte ich schauen, ob es mich noch packt, ob es mir noch Spaß macht. Und was soll ich sagen, ja, es waren tolle Feste, tolle Menschen und tolle Flugzeuge. Aber der Kick…nun…so richtig traf er mich nicht.

Belgian Air Force Days 2018

Eigentlich wollte ich nicht hin. Aus all den Gründen, die da oben stehen. Die Anfahrt, Parkplatz suchen, lange bis zur Base laufen, Wertmarken, Eintritt….ihr merkt schon, irgendwie war ich muffig drauf. Und dann kam die Ankündigung, die Luftwaffe der Ukraine würde eine Sukhoi SU-27 schicken…und zwar fliegend, nicht nur abgestellt zum angucken. Also gut, Karten und Parkplatzticket im Netz bestellt, Print@home und dann eben letzten Sonntag zur Air Base nach Kleine-Brogel gefahren. Meine erste echte militärische Airshow seit langem. Die Ausschilderung klappte perfekt, der Einlass lief reibungslos und als ich mir einen Platz gesucht hatte, direkt vor der Su-27, ging es auch schon los. Eine F-16 aus Dänemark startet und die Displays wurden herrlich nah am Publikum geflogen…

Und da war es wieder. Kein Bild, keine Audiodatei, kein Video gibt wieder, wie es sich anfühlt, wenn ein Jet mit zugeschaltetem Nachbrenner wenige Meter von dir entfernt startet. Du spürst es im Magen, die Haare auf Deinen Armen und im Nacken stellen sich auf, es pfeift in Deinen Ohren, Du spürst den Lärm, riechst das Kerosin und schaust begeistert, vielleicht sogar etwas neidisch in den Himmel und siehst zu, was die Piloten mit ihren Jets anstellen. Ich hatte vorher mit dem Gedanken gespielt, mir ein paar Programmpunkte anzusehen und dann frühzeitig wieder zu fahren, auch um Staus zu vermeiden. Das kam jetzt nicht mehr in Frage. Ich war wieder voll drauf ;). Die unglaublich vielen Menschen um mich herum, die Begeisterung für die Luftfahrt, die vorbildliche ORGA der Belgier. Ja, ich wollte bis zum Schluss bleiben und alles mitnehmen. Keine Sorge, ich zeige Euch jetzt ein paar Bilder und Eindrücke, aber da ihr, um zu fühlen, wie das so ist, mal selbst hin müsst, versuche ich Euch jetzt nicht mit Fotos zu erschlagen 😉

Ich habe es auf solchen Flugshows schon oft erlebt, dass man mit den, vermeintlich, langweiligeren Flugzeugen anfängt und die Highlights nach hinten schiebt. Nun, mit der Sukhoi, der Patrouille de France und der belgischen F-16 war das auch dieses Mal so, aber es gab mit Gripen, Typhoon, der griechischen F-16 und einigen anderen „Krachmachern“ auch zwischendurch immer genug „Alarm“, dass einem nicht langweilig wurde. Zumal ich die Propeller und Segelflieger und Helis ja durchaus auch mag.

Wie vorhin schon gesagt, stand die Su-27 direkt vor mir. Die Ukraine war sogar mit zwei der tollen Flugzeuge da, einem Einsitzer und einem Doppelsitzer. Auf westlichen Airshows sieht man zwar häufiger in letzter Zeit Flugzeuge aus russischer Produktion, aber die Sukhoi habe ich persönlich erst einmal live gesehen und das ist Jahre her. Deshalb habe ich mich über den Vogel schon sehr gefreut.

Und nicht nur ich, es war schon faszinierend zu erleben, wie nach und nach gefühlt jede fliegende Crew um den Flieger herumschwänzelte und fragte, ob man mal ins Cockpit schauen dürfte. Ich weiß nicht, wieviele Handyfotos die Ukrainer am Sonntag gemacht haben….es waren eine Menge. Es gilt in der Fliegerei wohl der Spruch, den wir auch aus dem Fußball kennen: In den Farben getrennt, in der Sache vereint.

Es gab auch immer wieder ruhigere Programmpunkte. Ziemlich beeindruckt haben mich die Falcons der Royal Air Force aus Großbritannien. Ich habe schon viele gute Fallschirmspringer gesehen, aber diese Formationssprünge waren schon ziemlich krass.

Und auch im Segelflugzeug kann man bei so einer Show beeindrucken. Luca Bertossio mit seinem Segelflugzeug zauberte Figuren an den Himmel, absolut atemberaubend. Schaut euch auch mal seine Website an, lohnt sich. HIER.

Aber, und da war das Kribbeln dann wieder, noch während vorne vorgeflogen wurde, hörte man aus dem Wäldchen auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes das Anlassen einer F-16 Turbine. Ich habe nichts verlernt, erkenne das säuseln im Leerlauf immer noch. Und dann rollte „Zeus“ auf die Bahn, das Displayteam der griechischen Luftwaffe…und Zeus ließ es krachen. Schön war es, laut und aggressiv geflogen, viel Nachbrenner Einsatz.

Direkt neben mir stand ein Herr, der seine Sonnencreme im Hotelzimmer vergessen hatte, konnte ich super nachempfinden, ging mir auf Texel ja auch so. Nachdem wir uns meine geteilt hatten kamen wir ins Gespräch und so ergab sich auch für mich die Möglichkeit, meine Sachen mal einen Augenblick am Zaun stehen zu lassen und mir das sogenannte Static anzuschauen. Dabei stehen die Flugzeuge abgestellt und oft sind Crews in der Nähe und man kann Fragen stellen und quatschen. Ist immer eine feine Sache, zumal in Kleine-Brogel die Flugzeuge auch relativ frei stehen, man also auch ein paar brauchbare Fotos machen kann.

Die Bronco, die ich auf Texel schon gesehen hatte, machte auch in Belgien was her, der Flieger ist mit seinem ganz eigenwiligen Design aber auch echt ein Hingucker.

Apropos Hingucker, für VIPs hatte man sich dieses Mal einige höherpreisige Autos organisiert, die einem als Fotograf zwar öfter mal ins Bild fuhren, aber ansonsten eine durchaus gute Figur machten ;). Im nächsten Jahr muss ich mal schauen, was man tun muss um VIP zu werden ;).

Keine Flugshow in Belgien ohne die Victors. Auf ihren ganz normalen Piperflugzeugen wirken sie im Stand nicht sonderlich spektakulär, aber sie machen eine tolle Show und mir würde was fehlen, wenn sie nicht da wären. Beheimatet sind sie in Ursel, einem kleinen Platz in Belgien.

Schon beim Gang durch das Static duftete es, ein Blick in eine der Buden am Rand zeigte auch warum. Nun, wir sind in Belgien, wo, wenn nicht hier….

Während ich mich in die Schlange an der Frittenbude stellte, röhrte es hinter mir und ein schneller Blick zurück zeigte mir, dass der niederländische Hunter startete. 1956 gebaut wurde die Maschine 1995 außer Dienst gestellt und seit 2008 betreibt die Dutch Hawker Hunter Foundation das tolle Flugzeug und zeigt es auf Airshows. Großartige Sache.

Nun ja, ich kam dann zu meinen Fritten und konnte die nächsten Programmpunkte nur bedingt fotografieren, ich musste Essen. Prioritäten setzten…kann ich 😉

Es reicht nicht, um die Faszination richtig zu erleben, aber vielleicht ist es ein ganz kleiner Einblick. Die Briten hatten einen Eurofigther dabei und haben diesen auch sehr schön präsentiert. Aus der freien Hand, umringt von vielen Menschen, habe ich mal versucht ein kurzes Video zu machen, schaut, und vor allem hört mal rein, wenn ihr mögt.

Man ist einfach so herrlich nah dran. Hier wird zum Beispiel ein Flugzeug direkt vor uns abgestellt, viel näher dran am Geschehen geht ja kaum. Überhaupt, das ganze Konzept war sehr auf Nähe und Unkompliziertheit ausgelegt. Ich kam nicht nur mit dem Sonnencreme-Mann neben mir ins Gespräch, auch mit vielen Crews und belgischen Soldaten gab es spannende und interessante Gespräche. Für mich ist das ein weiterer Teil der Faszination solcher Veranstaltungen. Mit Menschen unterschiedlichster Coleur und Interessenlage ins Gespräch kommen, die aber alle die Faszination Luftfahrt eint.

Und dann war es soweit. Der Display-Pilot der Flanker, also der Su-27 machte sich und seinen Jet startklar. Die Bodencrew wuselte um das Flugzeug herum und man half dem Piloten beim Anschnallen und anlegen der Maske.

Beim Anlassen der Triebwerke herrschte wieder diese Gänsehaut-Atmosphäre. So nah war ich an diesem Muster auch noch nicht dran. Und mit laufenden Triebwerken schon gar nicht. Während der Flieger dann langsam losrollte flogen unterdessen die „Royal Jordanian Falcons“ ihr Display.

Wie immer sehr gut, sehr exakt, aber, alle die um mich herumstanden hatten nur Augen für den Jet aus der Ukraine. Und dann rollte der Flieger in Richtung Startbahn.

Donnernd und mit viel Nachbrenner schoss die Kiste dann über die Bahn und der Pilot wuchtete das schwere und, besonders im direkten Vergleich mit Jets wie der F-16 oder des Eurofigthers, behäbige Flugzeug durch den belgischen Abendhimmel, dass es nur so eine Freude war. Ich war glückselig und habe die Fahrt keine Sekunde bereut.

Nach der Landung gab es eine Dusche der Feuerwehr, der Pilot hatte sein letztes Display geflogen. Vom Crewchief gab es, fast noch im Cockpit, eine Dose mit etwas, was garantiert kein Wasser war ;). Hatte sich der gute Mann auch verdient. Unter großem Jubel der Zuschauer verließ er dann seinen Vogel.

Die belgische F-16 schraubte sich auch mit ordentlich Krach in den Himmel und zauberte ein schönes Display. Es gab auch einen Überflug zusammen mit einer Spitfire, einem Jäger aus dem Zweiten Weltkrieg, allerdings war die Sonne schon so weit rum, dass ich davon leider kein vernünftiges Foto zustande gebracht habe.

Ganz am Ende der Veranstaltung gab es dann nochmal ein Highlight, das französische Kunstflugteam Patrouille de France gab sich die Ehre und zauberte tolle Figuren mit ihren Alpha Jets in den Himmel. Auch sowas muss man mal live gesehen haben um die Faszination zu begreifen.

Und das soll es dann auch schon wieder gewesen sein. Was soll ich sagen, es war richtig toll, dieses „WOW“ Gefühl war wieder da und, als Bonus, brauchte ich, obwohl ich bis zum Ende der Show da war, genau 7 Minuten um vom Parkplatz runter zu kommen. Mein Fazit: OGRA super, Menschen toll, Flugzeuge faszinierend – ein toller, aufregender Tag in Belgien. Ich freu mich aufs nächste Mal.

Euer Martin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 comments

  1. Schöner Bericht und schön das deine Faszination wieder da ist. Wobei ich aber denke das es zwischendrin ganz gut ist sich auch mit anderen Motiven zu beschäftigen.

  2. Mir hat der Bericht sehr gefallen.Tolle Fotos und Videos. Dieser Kerosin- und Kribbelvirus hat schon seine Wirkung. Es ist doch schön wenn Faszination keine Grenzen hat. Man hat ja auch selber viele und gute Erinnerungen an diese Flieger. Danke für den netten Bericht.

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