Roadtrip nach Norden – Tag 7: Rotterdam

Hallo zusammen,

wie heißt es so schön in der letzten Star Trek Folge: Alle guten Dinge müssen einmal enden. Der letzte Tag meines Roadtrips durch den Norden begann heute Morgen recht früh in Spijkenisse. Von den, ursprünglich mal prognostizierten, 10 Sonnenstunden war nichts mehr übrig und so machte ich mich bei Nebel und Nieselregen auf den Weg ans Meer. Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell sich in Rotterdam Dinge verändern, wie schnell die Niederländer Projekte umsetzen. Konnte ich bei meiner Radtour durch Rotterdam neulich noch über die alte, blaue Bottlekbrücke radeln, ist diese jetzt bereits verschwunden.

War am Bottlek das Wetter zwar nicht gut, aber sagen wir mal, im „Geht-so-Bereich“, sah es weiter oben am Meer deutlich anders aus. Ich habe mich trotzdem einfach ein bisschen ans Ufer gesetzt und den Geruch und die Geräusche des Wassers genossen. Zusammen mit mir waren auch wieder die „Rotterdam-Angler“ am Start. Ich fahre jetzt seit Jahren in diesen Hafen und treffe dort immer wieder Angler, ich habe noch nie gesehen, dass die Jungs da irgendwas fangen. Auf meine Nachfrage heute kam denn auch die Antwort, das sei egal, Hauptsache wir angeln. Okay…und ich dachte, meine Hobbies seien merkwürdig ;).

Apropos merkwürdige Hobbies, kurz hintereinander gab es dann zwei Großcontainer zu sehen, na ja, zu ahnen, die OOCL Scandinavia lief aus, die OOCL Germany ein. Das sind schon beeindruckende Schiffe. Fast 400 Meter lang, genau sind es 399,87 Meter und etwa 60 Meter breit. Zahlen sind das ein, ich kann Euch nur empfehlen, mal nach Rotterdam zu fahren und zu erleben, wenn so ein Riese auf Euch zuläuft. Das hat was.

So langsam hatte ich mich damit abgefunden, dass es oben am Europort und noch weiter draußen, auf der Maasvlakte, heute wohl keine schönen Bilder geben wird. Also bin ich wieder etwas näher an die eigentliche Stadt Rotterdam herangefahren. In Rozenburg kam mir dann ein interessantes Highlight vor die Linse, der Halbtaucher „Xin Guang Hua“ lief ein und machte dann im Calandkanal fest. Das Schiff wird dafür benutzt übergroße Lasten zu transportieren und kann, um diese besser aufnehmen zu können, das Frachtdeck absenken. Ein paar weitere Infos zu dem Kahn gibt es HIER.

Auf der Landzungen befindet sich auch ein kleiner Modellflugplatz. Da hier, im Gegensatz zur Maasvlakte, die Sonne schien, waren etliche Piloten vor Ort und flogen fleißig mit ihren Jets und Propellerflugzeugen durch die Gegend. Schon spannend.

Nachdem ich das letzte Mal gestern Abend gegessen hatte, wurde es Zeit, sich mal wieder der niederländischen Küche anzuvertrauen. Es ist schon faszinierend da oben, sobald sich ein Ort etabliert hat, an dem regelmäßig mehr als zwei Menschen zusammenkommen, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass innerhalb kürzester Zeit dort auch einen Frittenbude entsteht. Ist auf der Rozenburger Landzunge auch so. 😉

 Maritiem Museum Rotterdam

Und dann hab ich etwas gemacht, was ich schon immer mal machen wollte, was sich aber irgendwie nie ergeben hat. Was merkwürdig ist, weil ich ja doch recht häufig in der Ecke unterwegs bin. Direkt in Rotterdam, sofort neben der Erasmusbrücke, liegt das Maritiem Museum Rotterdam. Wollte ich mir immer mal anschauen, heute war es endlich soweit. Vieles ist spannend, aber klassisch, Gemälde an den Wänden, Schiffmodelle in Glasvitrinen…

..aber, es geht auch anders. Es gibt zum Beispiel einen Ausstellungsbereich rund um das Thema „Kreuzfahrten“, dabei kann man auf einem echten Deck einen Runde Shuffleboard spielen…

…oder auf einer Bühne in ein echte Mikrofon singen. Glücklicherweise Karaoke, also zumindest die Musik ist da. An einem Sonntag Nachmittag sind allerdings auch etliche andere Besucher vor Ort, ein bisschen Mum braucht es dann schon. Die Musikauswahl ist übrigens auch Maritim, wisst ihr, was hier gerade läuft?

Für mich aber ein echtes Highlight, weil es Groß und Klein begeistert ist die sogenannte „Offshore Experience“. Dabei bekommt man eine Sicherheitseinweisung wie man sich auf einer Bohrinsel verhalten muss, dann einen Helm, Weste und Stiefel und dann geht es auf Deck.

Mittels einem QR Code, welcher in die Eintrittskarte eingearbeitet ist, auf der steht übrigens auch das WiFi-Passwort, loggt man sich ein, bevor man die „Plattform“ betritt und man schaltet damit die Tests auf Deck frei. Während man multimedial unglaublich viel zu Spezialschiffe, Ölplattformen, Windenergieparks und vielem mehr erfährt, kann insgesamt 9 Praxistest absolvieren. Hier ist klar der Gamificationaspekt im Vordergrund, es geht meist auf Zeit oder darum möglichst exakt Dinge auszuführen. Dabei muss man mal als Ingenieur ein Schiff designen, mal eine geeignete Stelle für einen Windpark suchen, mit einem ROV eine Pipline untersuchen oder einen Hubschrauber einweisen. Ganz im Ernst, das hat mir genauso viel Spaß gemacht wie den Kiddies im mich herum. Zum Schluss gibt es dann noch die Testergebnisse und man kann sich Fotos ansehen….die entstanden, während man die Tests gemacht hat. Wirklich eine tolle Idee.

Abgerundet wird das Ganze mit einem großen Museumshafen direkt vor der Tür, von alten Lokomotiven über Kräne und Container bis hin zum Schiff ist das alles vertreten. Also, ich habe jetzt auch 5 Jahre gebraucht um mal reinzugehen, wenn ihr das nächste Mal in Rotterdam seid, nehmt es mit, ist ne feine Sache.

An Kinderdijk vorbei nach Hause

Nach dem Museumsbesuch stand die Heimfahrt auf dem Programm. Ich habe mich dann noch ein zweites Mal treiben lassen und bin in Kinderdijk von der Autobahn abgefahren. Dort stehen 19 Windmühlen beieinander und diese Mühlenlandschaft ist wohl eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Niederlande. Anders als viele Mühlen bei uns, dienen dieser aber nicht dazu Mehl zu mahlen oder Energie zu erzeugen, sondern sie haben lange Jahre lang das Wasser aus den Poldern gepumpt. Heute wird das von elektrischen und Dieselpumpen erledigt, aber ab und an werden die alten Mühlen nochmal aktiviert. Auf jeden Fall ist das ein eindrucksvolles Bild, wenn man dort steht und die vielen Windmühlen sieht.

Und dann ging es auf die letzten Kilometer meines Urlaubs. Die Autobahn führt eine ganze Zeit lang parallel zur sogenannten Betuweroute und ich lieferte mir ein langes Wettrennen mit dieser Diesellokotive hier. Etliche Kilometer fuhren wir friedlich nebeneinander her, dann musste ich abbiegen. Das Foto ist übrigens auf einem Parkplatz entstanden, als ich, nachdem ich einen Vorsprung rausgefahren hatte, angehalten habe. 😉

Tja, und dann war es das. Nach 7 Tagen, 4 Ländern und knapp über 2.300 Kilometern bin ich wieder daheim, habe viel gesehen, tolle Menschen getroffen und die Zeit sehr genossen. Zu den beiden Bibliotheken in Aarhus und Malmö schreibe ich später noch etwas, ansonsten finden sich weitere Bilder dieser Reise irgendwann auf FlickR 😉 Ich bin sehr dankbar für die vielen, vielen lieben und nette Reaktionen, Kommentare und Hinweise auf meine Blogbeiträge, da habe ich mich sehr drüber gefreut. Für mich war es jeden Abend die Möglichkeit, den Tag nochmal Revue passieren zu lassen. Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen teilhaben lassen.

Ach ja, eines noch….als ich in meine Straße abgebogen bin, fiel mein Blick als erstes auf eines der großen Plakate für die Geburtstagsparty der Mediothek. Fazit: Der Alltag hat mich wieder 😉 Ich freu mich drauf….

Euer Martin

 

 

 

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