Roadtrip nach Norden – Tag 6: Munster, Soesterberg und Spijkenisse

Hallo Leute,

heute wird es ziemlich Militärlastig, wen das so gar nicht interessiert, dem empfehle ich, Morgen wiederzukommen ;). Alle anderen sind herzlich eingeladen meinem Tag heute zu folgen. Obwohl, so ganz stimmt das nicht, es gibt auch eine sehr interessante Kirche, nun ja. Der Tag begann auf jeden Fall recht früh in Munster mit einem leckeren Frühstück. Besonders daran war die Tatsache, dass ich es zusammen mit zwei ehemaligen Kameraden aus meiner Bundeswehrzeit eingenommen habe. Während ich irgendwann ins Zivilleben gewechselt habe, sind die beiden bei der Truppe geblieben und wohnen aktuell in Munster. Es gab viel zu erzählen, alte Geschichten und neue, ihre drehten sich um Kabul und das „Camp Marmal“, meine um das deutsche Bibliothekswesen. Zusammen waren wir dann auch im Deutschen Panzermuseum. 

Wie gestern schon geschrieben ist Munster eine Soldatenstadt, dort findet sich, unter anderem, auch die Panzertruppenschule der Bundeswehr. Im Panzermuseum wird die Geschichte der Waffengattung „Panzer“ chronologisch erzählt. Drumherum gibt es auch noch Informationen zu Waffen, Uniformen, der Rolle des Soldaten in der Gesellschaft und vieles mehr.

Wer sich für Wehrtechnik, Taktiken und das Militär interessiert, dem sei ein Besuch dort empfohlen. Kurz nach der Gründung wurde dem Museum vorgeworfen, es verherrliche den Krieg und ließe die nötige Distanz zum Nationalsozialismus vermissen. Danach haben einige Änderungen stattgefunden, Exponatsbeschreibungen wurden überarbeitet und man versucht auch Kinder und Jugendliche museumspädagogisch aufzufangen. Bei mir selbst ist es immer ein, welch Wortwahl, zweischneidiges Schwert. Ich hatte das bereits bei meinem Posting zum Weltkriegsmuseum im niederländischen Overloon geschrieben. Die Technik, die in diesen Kriegswaffen steckt, finde ich beeindruckend und spannend, Krieg und dessen Auswirkungen belasten mich genauso wie die meisten anderen Menschen auch. Ich war Soldat, gute Freunde von mir sind es noch. Die Soldaten, die ich kenne, wollen alle keinen Krieg. Aber irgendwie liegt es wohl in der Natur des Menschen, sich immer wieder die Schädel einzuschlagen. Schaut man sich an, welche Kreativität wir dabei immer wieder entwickeln und mit welcher Brutalität wir vorgehen, auch das zeigt das Museum übrigens mit sehr drastischen Bildern, ist es beeindruckend, dass wir in Deutschland jetzt seit über 70 Jahren im Frieden leben.

Es gibt, neben solchen Schautafeln und kleinen Vitrinen aber natürlich auch die Großexponate, die Panzer. Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf den deutschen Fabrikaten, aber auch anderen Nationen sind vertreten. Dieser britische Chieftain zum Beispiel.

Die Ausstellung ist, wie gesagt, chronologisch aufgebaut und schließt mit den aktuellen Auslandseinsätzen der Bundeswehr ab. Gerade die letzten Ausstellungsstücke und Dioramen waren für mich sehr eindrücklich, die beiden Männer neben mir haben genau das erlebt, genau unter solchen Bedingungen Dienst getan. Für mich war das heute ein, in weiten Teilen schöner und interessanter, aber in vielen Momenten auch sehr nachdenklicher Tag. Das „Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit“ ist das hier unten auf dem Bild. Gestiftet 2008, bis dahin brauchten wir keinen Tapferkeitsorden, den man sich im Einsatz verdient. 29 Träger gibt es bislang, davon wurde das Kreuz dreimal posthum verliehen. Wir leben im Frieden hier, aber draußen in der Welt ist Krieg. Der Besuch und das Treffen heute haben mir das mal wieder deutlich gemacht.

Krasser Wechsel der Stimmung nach dem Museumsbesuch. Ich habe mir noch ein, zwei interessante Dinge in Munster angesehen. Unter anderem die Wassermühle in Munster. Beim Café daneben konnte ich gerade noch so an mich halten, der Kuchen da sah schon sehr lecker aus ;).

Ihr habt ja gemerkt, in den letzten Tagen habe ich immer mal wieder an der einen oder anderen Kirche angehalten…heute auch. Diese hier ist dann auch etwas ganz besonderes. Das die Kirchengemeinde Sankt Martin heißt ist natürlich schön, aber das Besondere an ihr ist ihre Kirche, die ist nämlich ein alter Schafstall.

Habe ich so auch noch nicht gesehen. Hat aber was. Leider kam ich nicht weiter rein, die Kirche hat eigentlich erst ab April wieder geöffnet. Wenn ich das nächste Mal in Munster bin, schaue ich sie mir auf jeden Fall nochmal an. Spannend.

Dann hieß es nochmal tanken, mein nächstes Ziel sollte wieder ein Militärmuseum sein, die Soesterberg Airbase. Schon so viel hatte ich vom dortigen Museum gehört und gelesen, indes da war ich noch nie, das sollte sich heute ändern. Also, Hörbuch an, der Tom Clancy hat 24 Stunden Laufzeit 😉 und ab auf die Autobahn. 453 Kilometer standen an. Obwohl ich das gar nicht auf dem Plan hatte, gab es dann auch mal wieder einen Jugendflashback. Früher waren wir oft an der Küste oder in der Lüneburger Heide im Urlaub und immer wenn wir unter dem Brückenrestaurant der Raststätte „Dammer Berge“ durchfuhren, fing für uns Kiddies irgendwie der Urlaub an. Ein wenig schmunzeln musste ich dann eben doch, als ich heute, als Erwachsener drunter her gefahren bin.

Nationaal Militair Museum auf der ehemaligen Luftwaffenbasis Soesterberg

Knappe 450 Kilometer später fuhr ich auf den Parkplatz des Nationalen Militärmuseums der Niederlande. Was soll ich sagen, schon von außen ist das Ding sehr eindrucksvoll. Die Architekten haben sehr viel mit Glas gearbeitet und so gibt es im Inneren einen Taglichtausstellungsteil und einen Ausstellungsteil, der ohne Tageslicht auskommt. Für 14 Euro Eintritt bekommt man dort nahezu die komplette Militärgeschichte der Niederlande zu sehen. Quasi vom Faustkeil bis zum High-Tec Kampfjet.

Man folgt auch hier einer Chronologie und kann immer wieder auf Seitenwegen einzelne Begebenheiten genauer unter die Lupe nehmen. In den Ausstellungen ohne Tageslicht werden unter anderem die „Armed Forces“ vorgestellt, also alle Menschen, die Waffen tragen in den Niederlanden, da ist dann auch die Polizei dabei.

Es wird sehr viel mit Puppen, noch viel mehr aber mit Multimedia gearbeitet. Bestimmte Blickwinkel oder kleinere Filme, genauso bestimmte Computerspiele laden immer wieder ein, sich eingehender mit einem Thema zu beschäftigen. Und da beginnt es für einen Deutschen, der das so nicht gewohnt ist, dann auch, dass es sich etwas komisch anfühlt. Wenn die Kiddies im F-16 Simulator feindliche Jets abschießen geht das ja irgendwie noch, wenn sie aber mit der echten Waffe in der Hand Fotos machen und in einem Schrafschützensimulator üben…dann ist das vielleicht befremdlich für unsereins. Ich kenne das zwar von den niederländischen und belgischen Flugtagen, aber man stockt dann doch immer ein bisschen.

Andererseits haben die Niederlande, wie wir übrigens auch, eine Berufsarmee und irgendwo muss der Nachwuchs ja herkommen. Das ist auch etwas, was ich bei uns in Deutschland nicht so ganz nachvollziehen kann. Lange hat man daran rumgedoktort die Wehrpflicht abzuschaffen, das hat man dann geschafft. Wenn die Bundeswehr aber Werbung für sich machen möchte, auf Flugtagen auftreten oder Berater in die Berufsinformationszentren schicken möchte, ist das auch nicht OK. Schwierig. Ich halte die Abschaffung der Wehrpflicht für einen Fehler, nie war die demokratische Durchsetzung der Truppe so hoch, nie der Anspruch nach dem Bürger in Uniform so erfüllt wie in der Zeit der Wehrpflicht. Nun, bevor es hier zu politisch wird, werfen wir doch mal einen Blick auf die Tageslichtausstellung.

Draußen, vor der Halle stehen auch noch einige Exponate, unter anderem einige Seeaufklärer und drei Kampfjets und eine britische Spitfire. Das ist schon alles ziemlich gut gemacht da in den Niederlanden.

Und dann ist da noch der Raum, der über die aktuellen Einsätze informiert und so schließt sich der Kreis irgendwie. Genau wie einige Stunden zuvor mit meinen Freunden, stand ich jetzt mit einer niederländischen Dame und ihren zwei Töchtern vor den Bildern aus Afghanistan. Ihr Mann sie gerade dort unten, sagte sie und lächelte dann etwas gequält. Er macht das, damit wir hier sicher sind….ich bin Soldatenfrau, ich muss daran glauben.

Ich sag ja, ein unheimlich interessanter und spannender, aber eben auch sehr nachdenklicher Urlaubstag war das heute. Darf aber ruhig auch mal sein, denke ich. Ein, für mich, sehr schönes Bild habe ich auf dem Weg zum Auto gesehen. Die ehemalige Militärbasis wurde heute kräftig genutzt….von ganz leisen, ganz friedlichen Segelfliegern.

Abendessen im Golden House

Von Soesterberg ging es dann nochmal knappe 100 Kilometer weiter ins beschauliche Spijkenisse. Hier war ich schon einige Male, der Ort ist ziemlich schön, die Bibliothek dort beeindruckend und man ist verdammt nah an Rotterdam dran, für mich als Schiffsfotograf auch nicht schlecht. Ein Katzensprung vom Hotel weg, in Rozenburg, gibt es das Chinarestaurant „The Golden House“, da war ich jetzt schon zweimal essen…

..ich habe beide Male überlebt, das ist doch schon Mal ein gutes Zeichen. 😉 Im Ernst, so richtig gut vertrage ich fettiges Essen wohl nicht mehr, aber das war mir eben ziemlich egal, dafür schmeckten die Hünchenballen und die Soße einfach zu gut. Ich versuche jetzt mal zu schlafen, wünsche Euch einen schönen Abend und sage mal: Bis Morgen und hoffe, es hat Euch gefallen.

Euer Martin

 

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