Haven Rotterdam

Hallo zusammen,

am Wochenende habe ich endlich mal wieder eine etwas längere Tour unternehmen können. Das Beste vorweg, mir ist am Ende nichts aus dem Auto geklaut worden, ist doch auch mal schön ;). Aber im Ernst, mich hat es am Sonntag nach Rotterdam verschlagen. Ich bin eh ein großer Freund dieser Stadt, der unglaubliche Hafen, aber auch die Architektur und die Lebensart in der City selbst sind sehr erfrischend. Unglaublich eigentlich, dass ich mir das Ganze bislang nie mit dem Rad erschlossen habe.

Ein großes Hafenfest zum Anlass nehmend habe ich dann also das Auto in Vlaadringen abgestellt und dann ging es los.

Ich bin zuerst in Richtung Maassulis geradelt, mein Plan war es, dort mit der Fähre über die Nieuwe Maas zu setzen und quasi von Seeseite aus in den Hafen zu radeln. Die Sonne ging auf und auf den, wie immer, fantastischen niederländischen Radwegen ging es gut voran.

Nach einigen Kilometern fiel mir siedendheiß ein, du hast das Portemonaie im Auto gelassen. WTF? Gebranntes Kind scheut das Feuer und der Fährmann wird mich sicher auch nicht für ein nettes Lächeln über den Fluss bringen. Also hieß es, zähneknirschend, umdrehen und zurück zum Auto radeln. Schon knappe 10 Kilometer auf dem Tacho, aber genau da wo ich losgefahren bin, läuft bei mir. Da ich jetzt aber keine Lust hatte, die Strecke ein drittes Mal zu fahren, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, das Ganze umzudrehen. Also ging es jetzt von Vlaardingen in Richtung Rotterdam Stadt.

Die Stadt schlief am frühen Sonntag Morgen noch, es war ein herrliches radeln. Je näher man aber der Erasmusbrücke kam, um so häufiger fanden sich Absperrungen und Umleitungen. Allerdings nur für Autofahrer, mit dem Rad ging es entspannt daran vorbei. Das Hafenfest kam so langsam in die Gänge und so schaute ich erstmal bei den Modellbauern vorbei.

Am Anleger der Hafenrundfahrten Reederei „Spido“ vorbei ging es dann auf die Erasmusbrug und hinüber zum Kreuzfahrtterminal. Dort lag allerdings kein Kreuzfahrer, sondern die „Karel Dorman„, ein Multifunktionsschiff der niederländischen Marine.

Am Kai waren jede Menge Stände aufgebaut, die Polizei, der Hafenbetreiber, Rettungsdienste und viele andere präsentierten ihre Arbeit.

…ach ja…und, wir sind in den Niederlanden, neben vielen Menschen, die ihre Arbeit vorstellten und jede Menge Marinesoldaten darf natürlich eines nicht fehlen:

Dafür war es selbst mir aber um kurz vor 10 Uhr noch zu früh ;). Stattdessen ergab sich die Möglichkeit, sich die eben erwähnte „Karel Dorman“ anzuschauen.

Das Schiff wurde durch das Heck betreten und die Besichtigung war ziemlich eindrucksvoll. Leider war das fotografieren an Bord verboten, aber ich war von der Ausrüstung ziemlich beeindruckt. Eine komplette Intensivstation, Landungsboote, Helideck, Operationszentrale. Alles wurde gezeigt und an jeder Ecke standen Besatzungsmitglieder, welche bereitwillig Auskunft gaben. Auf der Brücke eines solchen Kolosses zu stehen war schon ziemlich genial. Auf direkte Nachfrage, ob ich denn den NH90 Helikopter am Heck fotografieren dürfe kam ein „veel plezier“ und so entstand dieses Bild…

Nach der, etwa einstündigen, Führung war ich dann auch froh, wieder an Land und an der Sonne zu sein. Mein Plan war es, durch einige Häfen zu radeln und später in Rozenburg die Niewue Maas zu queren und dann zum Start zurück zu radeln. Also ging es in Richtung Waalhaven weiter. Dabei fährt man auf den Spuren der Tour de France ;).

Mittlerweile war, natürlich, auch der liebste Feind des Radfahrers wieder am Start, es wurde windig und der Wind kam von wo…genau, von vorn. Aber so ist das nun mal, wenn man an der Küste radelt, auch wenn das Meer noch knappe 30 Kilometer weit weg ist. Ein Blick zurück auf die „SS Rotterdam“, ein ehemaliger Kreufahrer, welcher heute Museum und Hotel ist.

Was mir in den Niederlanden gefällt, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ist die Tatsache, dass es, nahezu, überall Radwege gibt. Und zwar gute Radwege. Das die Innenstadt damit erschlossen ist, ist ja klar, aber auch jedes Hafenbecken hat einen Radweg ;). So ging es dann, recht entspannt, in Richtung Waalhaven.

Obwohl die Ausbaustufen der Maasvlakte, also die Containerterminals ganz oben an der Nordsee, viel an Containerumschlag in der Stadt übernommen haben, gibt es immer noch eine ganze Menge der großen Stahlkisten zu sehen. Manchmal stehen sie recht praktisch an der Straße und sind ein fantastischer Windschutz. Das Geschäft mit der Fracht ist schnell und hart, alles muss heute „Just in Time“ sein, die Plätze auf den Schiffen sind fest gebucht und niemand wartet, wenn der LKW zu spät kommt, oder die Bahn nicht fährt. Da entlockt es einem dann schon ein Lächeln, wenn man zwischen der ganzen Hektik so einen Container sieht.

Die Fahrt in Richtung Rozenburg führt zwischen Autobahn und Gleisanlagen hindurch, nicht wirklich schön, aber dann doch mit einer gewissen Industrieromantik versehen. Immer wieder quert man die Gleise mit Brücken, Höhenmeter, die man, zusammen mit dem Wind, dann doch in den Beinen merkt.

Und dann gab es ein kleines Highlight für mich. Ich bin über die alte Botlek-Brücke geradelt. Was ist daran ein Highlight? Nun, als ich das erste Mal in Rotterdam war, gab es die neue Botlek-Hubbrücke noch gar nicht. Die alte, aus dem Jahre 1956, war aber dem stetig steigenden Auto- und Eisenbahnverkehr nicht mehr gewachsen, so dass man sich für einen Neubau entschied. Nur wenige Zentimeter neben der blauen Brücke aus den 50ern entstand so die größte Hubbrücke Europas, knappe 10.000 Tonnen Hublast bewegt dieses Ungetüm scheinbar mühelos. Der Stahl dafür kam übrigens aus Deutschland. Na ja, auf jeden Fall ist vor kurzem der letzten Zug über die alte Brücke gefahren und sie wird wohl bald verschwinden, auf einer Freifläche daneben wurden am Sonntag bereits Gerüste aufgebaut um den Radverkehr auf die neue Brücke zu leiten. Insofern freue ich mich schon ein bisschen, dass ich es noch geschafft habe, über die alte Brücke zu radeln 😉 .

Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Rozenburg, zumindest mit dem Auto ;). Irgendwann war ich aber auch mit dem Rad endlich wieder an der Nieuwe Maas und unterwegs in Richtung Fähre. Wie es der Zufall wollte kam mir dann noch die „Pride of Hull“ entgegen. Eigentlich liegt diese RoRo Fähre oben in einem der Häfen, aber wegen des Hafenfestes fuhr sie später bis runter in die Stadt. Hat mich gefreut sie bei schönem Licht in Rozenburg vor die Linse zu bekommen.

Nach einer kurzen Rast in Rozenburg bin ich zum Fähranleger gefahren und hab auf die Fähre gewartet. Der Betreiber setzte in Stoßzeiten zwei Fähren ein, Sonntag Mittag reichte ein Schiff aus und so fuhr ich dann etwa 15 Minuten später über den neuen Wasserweg von Rozenburg nach Maasssluis. Für die 1,30 Euro hätte ich nicht selbst schwimmen können. 😉

Jetzt lagen noch knappe 8 Kilometer an, 8 Kilometer am Wasser entlang, mit Blick auf Schiffe, andere Radler und die Betriebe auf der andere Flussseite. Wirklich herrlich. Ab und an konnte man auch nochmal kurz anhalten und das ein oder andere Schiff fotografieren.

Und dann war die Tour zu Ende, knappe 60 Kilometer sind es geworden. Es war wirklich klasse und sicher nicht das letzte Mal, dass ich dort radeln war. Ich kann Euch nur die Ecke da oben empfehlen. Gute Radwege, sagte ich das schon ;), nette Menschen, tolle Natur, interessante Schiffe….und ein Gourmetessen zum Abschluss…

Wie immer hänge ich Euch die GPS Daten und einen relive Clip an, zusätzlich noch die Info, dass sich einige Bilder vergrößern lassen, einfach mal drauf klicken. Einige weitere Bilder gibt es auf meinem FlickR Kanal, dafür feste HIER klicken.

GPS Daten

Wie immer hoffe ich, es hat Euch gefallen und, wenn ihr auch mal dort seid, viel Spaß 😉

Euer Martin

3 comments

  1. Schön und mit humor geschrieben. Das bild mit der mühle, stadteil „Delfshaven“ DA hat rotterdam mit hafen u.s.w. angefangen.

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