[OffTopic] Wir sollten mal über Drohnen sprechen…

Hallo zusammen,

kaum ne Woche alt und schon gibt es auf dem Blog einen Beitrag, der eigentlich nichts mit radeln zu tun hat. Aber auch irgendwie mit Wind, na ja, ein bisschen ;). Also, legen wir los.

Ich bin ein bisschen stinkig, na ja, eigentlich sogar richtig genervt. Kennt ihr Copter oder Drohnen? Nun, ich fotografiere seit Jahren alles Mögliche, Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen, Landschaften und vieles mehr. Als ich dann in einem Fotoforum die ersten Bilder sah, die mit einem Multicopter aufgenommen worden sind, war ich sofort begeistert. Also habe ich mich eingelesen, Modelle verglichen, Youtubeclips angeschaut und mir die rechtlichen Rahmenbedingungen drauf gepackt.  Irgendwann fiel dann die Entscheidung für eine Phantom 4 von dji…

Noch bevor das gute Stück da war bin ich in den DMFV, den Deutschen Modellflieger Verband, eingetreten um an eine Drohnenversicherung zu kommen. Als ich angefangen habe, war es unheimlich schwierig eine solche Versicherung zu kriegen, alle „herkömmlichen“ Versicherer reagierten bestenfalls mit einem „Was wollen sie versichern?“. Das man das Teil überhaupt gesondert versichern muss, habe ich auch durch Zufall im Netz gefunden, die Hersteller oder Verkäufer sagen einem das nämlich nicht.

Wie auch immer, ich begann also zu fliegen und zu üben. Fliegen mit GPS, fliegen ohne GPS, automatisierte Landungen, händischen Landen, fangen in der Luft und und und. Ich erstellte erste Bilder von Wolkenformationen, von Feldern und Eisenbahnen.

Schon immer war es rechtlich so eine Sache in Deutschland. Es wurde unterschieden zwischen privatem und gewerblichen Fliegen. Die Trennlinie war allerdings alles andere als scharf. Wenn ich privat fliege und ein Video auf Youtube stelle, ist das dann schon gewerblich? Kann ich abgemahnt werden? Es gab hunderte Grauzonen. Richtig schlimm wurde es aber erst, als die Presse begann, einen Feldzug gegen die Copter zu starten. Ich bin kein Freund von Presseschelte und wie bei allem kann man auch hier nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich habe in den letzten Monaten Artikel gelesen, die jegliche journalistische Sorgfalt vergessen lassen. Höhenangaben stimmten nicht, Modelle nicht, Sachverhalte wurde falsch dargestellt und vieles mehr. Die „Urban-Legend“, dass man mit dem Copter die nackte Nachbarin beim Sonnenbaden bespannt tat ihr übriges. Getoppt wurde das Ganze dann von vereinzelten Copter-Piloten, die tatsächlich wie Rowdys durch die Lüfte flogen und es an gesundem Menschenverstand mangeln ließen. Fazit: Es wurde Zeit für eine Neureglung.

In der Zwischenzeit bin ich Mitglied beim Bundesverband Copter Piloten geworden. Sympathisches Auftreten, direkter Kontakt und Menschen, die sich um die Belange von Drohnenpiloten kümmern. Klasse fand ich, dass im Vorfeld der neuen Drohnenverordnung viel geschrieben und gesammelt wurde. Das der Bundesverand Einfluss auf die neue Regelung genommen hat. Es lief sich alles gut an. Als dann ein Mitglied aus dem Verein „Photocopter Niederrhein„, dem ich mittlerweile auch beigetreten bin, die Idee hatte, eine kleine Firma zu gründen und Services rund um Drohnen anzubieten, fand ich das Ganze ziemlich interessant. Nach einem Treffen, bei dem man die gegenseitigen Sympathiewerte checken konnte, wurden die administrativen Schritte eingeleitet, Gewerbe anmelden, Steuernummer beantragen, Freigabe bei meinem Hauptarbeitgeber einholen, eine neue, gewerbliche Versicherung abschließen und, mit das Wichtigste, eintragen in die Aufstiegserlaubnis der Bezirksregierung. Das alles hat eine Menge Geld gekostet. Ach ja, die Website der Firma findet ihr HIER, nur für den Fall, dass ihr dann doch mal Luftbilder von mir haben möchtet ;).

Und dann kam der 7. April!

Die neue Drohnenverordnung kam heraus. Einiges ist toll umgesetzt worden, einige Abläufe sind vereinfacht worden, ABER, es gibt Vorschriften, die faktisch einem Berufsverbot gleich kommen und das Copterfliegen in Deutschland existenziell gefährden. Zum Beispiel ist es nicht mehr erlaubt Wohngrundstücke ohne die Erlaubnis des Eigentümers zu überfliegen. Das klingt vielleicht für jemand, der sich nicht mit der Materie beschäftigt, sehr vernünftig, allerdings geht es gar nicht darum, dass man fremde Grundstücke filmt, es geht darum, wenn man ein bestimmtes Objekt fotografieren möchte, man vielleicht in einem bestimmten Winkel fliegen muss. Bislang brauchte man eine Aufstiegserlaubnis der Bezirksregierung und musste Polizei und Ordnungsamt informieren, Das hat problemlos geklappt und führte nie zu Ärger. Noch deutlich schlimmer ist allerdings die neue 100 Meter Abstandsgrenze. Es ist aktuell verboten näher als 100 Meter an Bundesstrassen, Eisenbahnen oder Wasserstrassen heranzufliegen. Gerade in NRW wir es dann verdammt eng, was das fliegen angeht. In der neuen Verordnung gibt es die Möglichkeit, Sondergenehmigungen zu erhalten. Allerdings ist nicht geregelt, ob man sie wirklich kriegt oder nicht, was sie kosten, ob sie jedes Mal neu ausgestellt werden müssen, wie lange das dauert und wer zuständig ist, wissen die Beteiligten leider selbst auch nicht. Ganz aktuell verfährt man in NRW einfach so, dass man auf Anfragen schlicht gar nicht reagiert.

Also, mein, ganz persönliches, Fazit: Ich selbst nutze den Copter um Landschaftsbilder zu machen, tolle Wetterlagen aus einer anderen Perspektive zu erfassen und, sollte es denn jemals wieder möglich sein, Menschen die Möglichkeit zu bieten, ihre Häuser oder Gärten aus der Vogelperspektive zu sehen.


Eines ist mir noch ganz wichtig, ich fände es schön, wenn die CopterCommunity so langsam wieder das vereinende und das geniale an dem Hobby oder Beruf in den Mittelpunkt stellen würde. Genau wie bei einer bodengestützten Kamera macht nicht die Drohne das Foto, sondern der Fotograf. Ich habe mittlerweile so viele geniale Bilder gesehen, die völlig neue Eindrücke vermitteln. Darauf sollten wir uns wieder konzentrieren, auf die Möglichkeiten, die uns diese Technik bietet und nicht auf das Gegeneinander. Gegen Hobbypiloten, gegen Gewerbliche, gegen Modelflieger….letztlich haben wir alle die gleichen Interessen. In diesem Sinne nutzt das schöne Wetter und habt eine tolle Zeit…..und am besten sollte die Anzahl eurer Starts mit der Anzahl der Landung übereinstimmen 😉

Euer Martin

5 comments

  1. Zitat „Nun, ich fotografiere seit Jahren alles Mögliche, Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen, Landschaften und vieles mehr.
    Mit dem Copter bleibt ja auch nicht mehr viel übrig außer Landschaften.
    Hoffentlich hast Du die Genehmigung vom Bauern dessen Feld zu sehen ist.

    1. Hi,
      jop, meistens schon 😉 Oftmals freuen sich die Landwirte, wenn man ihnen die Bilder schickt…oder vor Rehen warnt. Es ist eigentlich meist ein Leben und leben lassen…
      Gruß
      Martin

  2. Sehr gut geschriebenen drückt genau aus, was ich so fühle. Kann das alles sehr gut nachempfinden. Ich hoffe, wir alle finden gemeinsam eine Lösung, wie wir auch in Zukunft weiter schöne Bilder machen und unserem Hobby oder Beruf wie bisher nachgehen können.

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